Es rettete einst ein Leben

So ist das «Salomonische Urteil» entstanden

Ein weise gefällter Beschluss wird gern als «Salomonisches Urteil» bezeichnet. Vielen dürfte unbekannt sein, dass der Ursprung nicht bloss bis ins 19. Jahrhundert zurückreicht, sondern in die Zeit vor Christus. Der weise König Salomo fällte dieses Urteil und rettete damit ein Leben.

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Mit einer bewussten Provokation fällt König Salomo ein gerechtes Urteil.
Die Geschichte ist herzzerreissend. Zwei junge Mütter stehen vor König Salomo. Die beiden streiten sich erbittert. Bald ergibt sich für den Regenten, der verschiedentlich auch Streitfälle richtet, folgendes Bild: Die beiden Frauen leben im gleichen Haus. Erst vor kurzem brachten beide ein Baby zur Welt. Doch in der vorangegangenen Nacht kam ein Kind ums Leben, weil die eine der beiden Frauen ihr eigenes Baby aus Versehen erdrückte.

Zwei Versionen, doch nur eine ist wahr

Und nun erzählen die beiden Frauen zwei ganz gegensätzliche Geschichten über den tragischen Verlust. Die eine der beiden verständlicherweise hysterischen Frauen behauptet, dass ihr Kind jenes sei, das noch lebt. Die andere habe ihres versehentlich erdrückt. Und als sie es bemerkt hatte, habe sie ihr das tote Kleine zugesteckt und das lebende zu sich genommen.

Die andere Frau stellt die Vorkommnisse der letzten Nacht andersherum dar. Nicht sie, sondern ihre Mitbewohnerin habe ihr eigenes Kind erdrückt und wolle nun an ihr lebendiges gelangen.

Der Streit will nicht abflauen.

Das Urteil

Salomos Lage ist schwierig. DNA-Tests und Lügendetektoren liegen noch weit entfernt in der Zukunft.

Doch lange ist der König nicht um eine Antwort verlegen. Er bittet um ein Schwert und ordnet an: «Schneidet das Kind in zwei Hälften. Gebt der einen Frau die eine Hälfte und der anderen die andere Hälfte.»

Da flehte die eine Frau eindringlich: «Nein, tötet es nicht, gebt es ihr, dann bleibt es wenigstens am Leben.» Die andere aber meinte kalt: «Zerschneidet es, es soll weder dir noch mir gehören.» Da befahl Salomo, es der Frau zu geben, die sich für das Leben des Kleinen eingesetzt hatte. Denn ihn ihrem Handeln erkannte er die Mutter des lebendigen Sprösslings.

Das Urteil, das im biblischen Buch 1. Könige, Kapitel 3, Verse 16-28 beschrieben ist, sorgte in Israel und im Nahen Osten vor 3000 Jahren für Aufsehen. Damals rettete es ein Menschenleben und brachte die Wahrheit in kürzester Zeit ans Licht. Und es hat Eingang in unseren Sprachgebrauch gefunden.

Zum Thema:
Bekannte Redewendung: Woher stammt «Nichts Neues unter der Sonne»?
Staubfrei nach 3'000 Jahren: Woher stammt: «Wer andern eine Grube gräbt»?
Von Moses inspiriert: Weshalb liest man jemandem «die Leviten»?

Bekannte Redewendung: Warum rennt man «von Pontius zu Pilatus»?

Datum: 18.05.2015
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

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