Wer bei Behördengängen oder Einkäufen nervenaufreibend durch die Stadt jagt, rennt «von Pontius zu Pilatus». Die Redewendung hat einen womöglich ungeahnten Hintergrund – sie hat nichts mit der Innerschweiz und dem Berg Pilatus zu tun, nein, sie geht auf einen historischen Gerichtsfall zurück.
Szene aus «Die Passion Christi»
Nicht dass es in Norditalien eine Ortschaft namens Pontius gäbe, von der man sich strapaziös zum Innerschweizer Berg Pilatus abmühen könnte. Nein, so eine Ortschaft gibt es nicht. Die bekannte Redewendung, «von Pontius zu Pilatus» geschickt zu werden oder zu rennen – je nach Zusammenhang – stammt aus der Bibel. Damit wird eine inhaltsleere Reise beschrieben, da es sich bei Pontius und Pilatus um eine einzige Person handelt. Zwischen dieser gibt es folglich keinen Weg zurückzulegen, höchstens ein Sich-im-Kreis-drehen.
Pilatus in «Die Passion Christi»
Pontius Pilatus war von 26 bis 36 n. Chr. Staathalter von den beiden römischen Provinzen Judäa und Samaria, zu der Zeit, als Kaiser Tiberius herrschte.
Die Redewendung geht darauf zurück, dass Pilatus nicht über Jesus richten wollte («Dieser Mann ist doch kein Verbrecher!») und ihn deshalb zum lokalen Herrscher Herodes Antipas schickte, der die Provinz Galiläa regierte.
Jesus wurde von Herodes verspottet. Zudem wurde er von den Hohepriestern und Schriftgelehrten hart beschuldigt. Herodes legte ihm einen Königsmantel an und schickte ihn zu Pilatus zurück. Zuvor waren Herodes und Pilatus verfeindet, an diesem Tag wurden sie Freunde.
Pilatus bestätigte die Unschuld von Jesus. Doch der Mob stellte sich entgegen. Noch zwei weitere Male versuchte sich der Statthalter gegen die tobende Masse durchzusetzen – vergeblich.