«Chronisch hoffnungsvoll»

Wie Gott chronisch Kranken Hoffnung gibt

Krankheiten sind oft ein Tabu-Thema in christlichen Kreisen. Wenn Menschen chronisch krank sind, bekommt alles noch einmal eine ganz andere Dimension, die mitunter geprägt ist von Ohnmacht, Wut oder Suizid-Gedanken. Warum und wie Menschen gestärkt werden können, beschreibt Kerstin Wendel in ihrem Buch «Chronisch hoffnungsvoll». Eine Rezension von Johannes Weil.

Zoom
Kerstin Wendel
Kerstin Wendel weiss, wie chronische Erkrankungen das eigene Leben verändern. Sie kennt die damit verbundenen Herausforderungen. Sie leidet seit 30 Jahren an einer psychosomatischen Krankheit. Die Christin möchte mit ihrem neuen Buch «Chronisch hoffnungsvoll» trotzdem Hoffnung verbreiten – auch in Zeiten, in denen dunkle Schleier oder Schatten der Depression über den Kranken liegen. Ihre Erfahrungen hat sie in dem Buch verarbeitet.

Wendel schreibt als Betroffene für Betroffene. Sie öffnet Menschen die Augen, die mit chronisch Kranken zu tun haben und die Tragweite der Krankheiten vielleicht gar nicht kennen. Die Autorin selbst hat mit 21 Jahren die Diagnose für ihre Krankheit erhalten. Damit gehört sie zu 20 Prozent der Deutschen, die chronisch krank sind und eine «Lebenslast» mit sich tragen.

Zufriedenheit trotz chronischer Krankheit

Die Autorin möchte trotz aller Fragen und Anklagen ihr Leben als chronisch Kranke bewältigen und Gutes teilen. Sie will ermutigen. Sie betont, dass ihr Buch fachliche und therapeutische Hilfe nicht ersetzen kann. Wendel ist Christin. Nach 30 Jahren mit der Krankheit sagt sie bewusst, dass Gott sie auch in dieser Zeit nicht übersehen hat. Der Leser spürt, dass sie Zufriedenheit ausstrahlt.

Für chronisch Kranke entsteht der Eindruck, dass mit der Diagnose die besten Zeiten des Lebens hinter ihnen zu liegen scheint. Fragen tauchen auf. Viele Christen klagen Gott an. Die Autorin empfiehlt, Gott diese Fragen zu stellen und sich mit ihm auseinanderzusetzen. Sie habe Phasen erlebt, in denen Gott geschwiegen hat, aber er hat sie auch überrascht. «Diese Erfahrungen sind ein Schatz! Davon können Sie zehren.» Sie sei froh, Gott diese Chance gegeben zu haben.

Die Diagnosen verändern den Alltag auch praktisch. Es bedeutet, sehr genau zu fokussieren, was im Leben möglich ist und was nicht. Natürlich gehe es nach so einer Nachricht auch darum, den Beruf und sein Ehrenamt zu durchdenken. Als Christin empfiehlt sie, auf «Gottes Flügeln Platz zu nehmen und sich tragen zu lassen». Leiden, ohne den Glauben zu verlieren, sei beeindruckend.

13 Betroffene berichten

Zoom
«Chronisch hoffnungsvoll»
Authentisch wird das Buch durch die 13 Interviews der Autorin mit betroffenen Christen. Dabei orientieren sich die Fragen immer am Thema des jeweiligen Kapitels wie Partnerschaft und Familie. Wendel gibt ganz praktische Tipps: Betroffene sollen sich eine Vertrauensperson gönnen und es sich in einer Gemeinde einrichten: «Lassen Sie sich unterstützen!» Wichtig für den Umgang mit der Krankheiten seien Glücksmomente und Hingabe, die für Lebensglück sorgten.

Damit negative Gedanken nicht überhand nähmen, sei der richtige Umgang mit Freudentötern, Perfektion und Selbstmitleid wichtig. Vergleiche und Selbstmitleid seien Gift, ein sehr starkes Selbstwertgefühl Gold wert. Für die Familie bringe die chronische Krankheit Herausforderungen mit sich, die nicht für jedermann sofort ersichtlich sei. Manches bleibe liegen, bei vielen Dingen brauche man Hilfe. Wendel habe auch ihre Gebetszeiten als wohltuend empfunden. Auf Hilfe angewiesen zu sein, dürfen Betroffene zulassen. Dies sei dann schwieriger, wenn man alleine durchs Leben gehe. Als chronisch Kranker erlebe man vielleicht weniger, aber habe immer noch ganz viel vom Leben.

Die Fragen am Ende eines Kapitels laden zum Weiterdenken ein. Die Autorin bilanziert, dass sie gelernt hat, auch das gebrochene Leben zu lieben. Wenn chronisch Kranke zu einer Versöhnung mit sich selbst finden, kann von ihnen eine Revolution ausgehen. «Ein Ja braucht Geduld und Impulse - um anschließend versöhnt zu leben.» Das Buch begleitet einen durch die Sorgen, Nöte und Ängste chronisch kranker Menschen - und es öffnet die Augen für manches, was einem sonst verschlossen bliebe.

Auch Corinna Kohröde-Warnken hat sich in dem Buch «Im Wartezimmer der Hoffnung» (Vier-Türme-Verlag) mit den Leiden von chronisch kranken Menschen beschäftigt. Die früherer Krankenschwester und heutige Journalistin erzählt aus ihren Begegnungen mit den Patienten und deren Umgang mit den Diagnosen. Auch in diesen Lebensgeschichten wird deutlich, wie sie bei ihren Krankheiten nach Antworten gerungen, mit Gott gehadert haben und wo sie sich in ihrer Hoffnungslosigkeit hinwenden können.

Zum Originalartikel

Zum Buch:
Kerstin Wendel, «Chronisch hoffnungsvoll - Stärke finden in einem Leben mit Krankheit»
SCM Hänssler, 14,95 Euro, ISBN 9783775157841

Zum Thema:
Frei von chronischen Schmerzen: Nach acht Jahren griff Jesus ein
Frei von Ängsten und Schmerzen: «Jesus hat mich geheilt»
Gott tut Wunder: Von Depressionen und Epilepsie geheilt

Datum: 28.08.2017
Autor: Johannes Weil
Quelle: Christliches Medienmagazin pro | www.pro-medienmagazin.de

Glaubensfragen & Lebenshilfe

Diese Artikel könnten Sie interessieren

Roland Bühlmann
Als empfindsamer Autist Progressiv-Rock machen, geht das? Roland Bühlmann hat eine leichte autistische Störung, die ihn im Alltag etwas...
Talk-Reihe zu «The Chosen»
Wie sah es aus, in jener Zeit, in welcher Jesus seine Jünger berufen hat? Dieser Frage geht Jesus.ch in einer Serie über «The Chosen» nach. Den...
Andi Weiss
«Ich mache Musik für Menschen, die sich im Leben schon eine blutige Nase geholt haben», sagte der Sänger, Komponist und Buchautor einst. Dieser...
Tamera Mowry-Housley
Tamera Mowry-Housley, bekannt aus «Sister, Sister» sagt: «Ich versuche nicht, so zu sein, wie ich nicht bin. Wenn man seine Identität verloren hat,...

Anzeige