Kein Grund, sich zu schämen

Fake News der Kirchengeschichte aufgedeckt

In Diskussionen über das Christentum tauchen regelmässig Aussagen über die Kirchengeschichte auf, derer sich Christen schämen. Vieles davon entlarvt Prof. Manfred Lütz in seinem neuen Buch nun als «Fake News». Geschichte war anders.

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Manfred Lütz ist Psychiater, Theologe und Bestsellerautor.
Wer kennt das nicht: da hat man eine Diskussion über den Glauben, und prompt kommen die bekannten kritischen Argumente: Ketzerverfolgung, Kreuzzüge oder Hexenverbrennungen zeigen, dass die Christen ganz schön Dreck am Stecken haben. In einem Interview mit der deutschen Nachrichtenagentur «idea» erklärt der deutsche Psychiater, Theologe und Bestsellerautor Dr. Manfred Lütz nun, dass viele dieser Stammtisch-Argumente auf Falschinformationen beruhen und dass sich Christen fälschlich ihrer Geschichte schämen.

«Die Hitlers und Honeckers der Geschichte»

Christen glauben an die «Geschichtewerdung Gottes», müssten sich also auch mit der Kirchengeschichte beschäftigen, so Lütz.  In seinerm neuem Buch «Der Skandal der Skandale. Die geheime Geschichte des Christentums» deckt er «Fake News» über Ketzerverfolgungen, Hexenverbrennungen oder Kreuzzüge auf, die «die Hitlers und die Honeckers» in die Welt gesetzt hätten.

Zum Beispiel gehen viele davon aus, dass «bei Hexenprozessen mehr als eine Million Frauen zu Tode gekommen seien». Diese Millionenzahl habe in Wirklichkeit SS-Reichsführer Heinrich Himmler propagiert. «Die seriöse Hexenforschung geht jedoch von 50'000 grausam getöteten Frauen aus», so Lütz im Interview. Diese Hexen seien Opfer der weltlichen Justiz geworden; in Wirkllichkeit seien es Christen gewesen, die dazu beitrugen, die Hexenverfolgungen zu beenden.

Auf die Geschichte stolz sein

Lütz nennt viele Fakten, auf die Christen in der Kirchengeschichte stolz sein könnten. So sei Mitleid eine christliche Erfindung. Zwar gebe es Buddhisten und Muslime, die ebenfalls diese Tugend hätten, «aber da, wo das Christentum entstand, hatten die heidnischen Römer und Griechen eben kein Mitleid mit Behinderten. Die galten als von den Göttern geschlagen.» Christen hätten dagegen Behinderte und andere Notleidende in den Mittelpunkt gestellt und sich um sie gekümmert. Krankenhäuser zum Beispiel seien christliche Erfindungen.

Toleranz ist eine christliche Erfindung

Auch die Toleranz ist auf christlichem Boden gewachsen. Sie werde zwar auch von Angehörigen anderer Religionen praktiziert, aber Christen deuteten den lateinischen Begriff «tolerantia» (Lasten tragen) im Sinne von «Menschen anderer Meinung ertragen». Die ersten tausend Jahre ihrer Geschichte hätten Christen Glaubensabweichler, also Ketzer, nicht getötet – im Gegensatz zu allen anderen Religionen. Der Grund dafür sei das Unkraut-Weizen-Gleichnis (Matthäus, Kapitel 13, Verse 24-30), in dem Jesus fordert, das Unkraut mit dem Weizen zusammen wachsen zu lassen und es nicht auszureissen. Lütz: «Dieses Gleichnis hat Tausende von Menschenleben gerettet, immer wieder wurde es zitiert.»

Skandale rücksichtslos benennen

Erst ab dem Jahr 1022 hätten Ketzerverfolgungen und die Inquisition begonnen. Dies sei ein Skandal und widerspreche der ausdrücklichen Weisung Jesu, so Lutz im idea-Interview. Allerdings seien über die Inquisition viel zu hohe Zahlen in Umlauf, die den Ergebnissen der modernen Forschung nicht standhalten. Lütz erklärte, er wolle die Geschichte der Kirche nicht weichspülen – alle wirklichen Skandale benenne er rücksichtslos. Wo die Wissenschaft jedoch zu anderen Ergebnissen komme als die üblichen Vorurteile, zitiere er die neueste Forschung. Lütz: «Es geht schlicht um Aufklärung.»

Zum Thema:
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Datum: 27.05.2018
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet

Kommentare

Auf Youtube: Die Büchervorlesungen von Joggler 66 hören: "Von Babylon nach Rom", oder "Die Herrscher des Bösen". Sie handeln immer noch auf dieselbe Weise, lasst Euch aufklären.Zu meinem Erstaunen lesen wir schon auf den ersten Seiten der Bibel von dieser Taktik. Sie haben es immer und immer wieder getan. Zwiespalt säen, Teilen und Herrschen.
Ein toller Ansatz von Herrn Lütz! In der Kirchengeschichte wird tatsächlich einiges schwärzer gemalt als es wirklich war. Im Artikel sind allerdings zwei Fehler: 1. Der erste christliche Häretiker, der hingerichtet wurde, war Priscillian 365. Also leidern nichts mit tausend Jahre friedliches Christentum, auch wenn diese Hinrichtung eine Ausnahme war und damals viel Protest vervorgerufen hat (z.B. von Martin von Tours) 2. Das Problem mit der Inquisition ist, dass sie in erster Linie einen Verfahrenstyp und keine Institution bezeichnet (als Institution entstand die Spanische I. erst im 15.Jh., die Römische im 16.Jh.). Darum variieren auch die Zahlen nach den Opfern der I. so stark va

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