Sara Serio mit zweitem Album

«Die Geschichte der beiden Übeltäter hat mich getroffen»

«Dararap» heisst die jüngste CD vonSara Serio. Die Schweizerin mit italienischen Wurzeln liefert Italopop mit Tiefgang; so handelt ein Lied vom Wandel des einen Mannes, der gleichzeitig mit Jesus hingerichtet wurde. Livenet.ch unterhielt sich mit der Zürcher Künstlerin.
Sara Serio: Auf Ihrem neuen Album «Dararap» spielen sogar Streicher aus Südafrika mit – das «Pretoria String Ensemble»; wie hat sich das ergeben?
Sara Serio: Mein Produzent Matthias Heimlicher hatte bereits einige Aufnahmen mit ihnen gemacht. Er wusste, dass es schon immer ein Traum von mir war, ein Album mit echten Streicher aufzunehmen. Das es aber schon für diese Produktion Realität wurde, hat mich echt umgehauen.

Stellen Sie doch einen oder zwei Ihrer Songs etwas näher vor...

«Paradiso» ist für mich persönlich das tiefste und aussagekräftigste Lied der CD, nicht nur textlich auch musikalisch. Mich hat eines Tages die Geschichte vom einen der zwei Übeltäter, der mit Jesus gekreuzigt wurden, auf eine spezielle Art und Weise getroffen. Nur in einem Evangelium steht, dass auch er am Anfang der Kreuzigung, über Jesus gespottet hat. Aber dann kam plötzlich der Wandel. Ich machte mir Gedanken, was dieser Mann wohl zur Umkehr brachte? Dieses Lied handelt über die Gedanken aus seiner Perspektive, so quasi wie wenn er laut denken würde... und dann spricht er den berühmten Satz: «Herr wenn du in deinem Reich bist erinnere dich meiner!»

Was für eine Gnade. Er durfte den Gottessohn erkennen und kennen. Da sieht man die unendliche Liebe Gottes und dass das ewige Leben ein Geschenk ist und nicht ein verdienst. Er hatte ja keine Zeit mehr um irgendetwas beizutragen um das ewige Leben zu bekommen.

Was muss man sonst noch über «Dararap» wissen und was bedeutet das Wort, das, so scheint mir, kein italienischer Begriff ist?

Dararap bedeutet eigentlich nichts, es ist ein musikalisches Wort. Das Lied ist etwas herausfordernd, vor allem für fromme Christen. Es beginnt mit dem Text aus Prediger 3, wo es heisst, dass «alles hat seine Zeit hat». Im Refrain kommt dann plötzlich das Wort «Dararap» vor und die Textpassage: «das Wort passt ja nicht, das ist ein ungeistliches Wort!» Meiner Meinung nach widerspiegelt dies oft unser frommes Denken, wenn etwas nicht unseren christlichen Vorstellungen entspricht, nennen wir es ungeistlich. Ich wusste das dieses Lied etwas auslösen würde.

Dararap ist eine Melodie, die man nur singen kann, wenn man unbeschwert ist. Die Aussage des Liedes ist: Egal was im Leben passiert, wir dürfen auf Gott vertrauen, dass wir in seinen Händen sind. Und wer in jeder Situation des Lebens in der Lage ist Dararap zu singen, hat begriffen, was es heisst, Gott zu Loben in allen Zeiten und in ihm zu Ruhen.

Als Songwriterin dürfte Ihnen der Inhalt wichtiger sein, als wenn sie einfach die Kompositionen von jemand anderem «ausführen» würden. Was ist Ihnen textlich wichtig und welche Raffinessen und Finessen liegen Ihnen im musikalischen Teil am Herzen?

Vom Text her ist es mir wichtig, dass das Lied genau das aussagt was ich fühle. Ich lege viel Wert auf aussagekräftige Sätze und  Wörter dabei steht mir mein Bruder stets zur Seite, da er die italienische Sprache besser beherrscht als ich. Wir nehmen uns viel Zeit beim Texten, wir machen so lange bis der Text sprachlich wie auch musikalisch sitzt. Was die Musik betrifft bin ich peinlich genau und eine Nervensäge. Da ich meine Songs selber schreibe und grösstenteils auch selber arrangiere, habe ich eine genaue Vorstellung wie das Endprodukt klingen sollte, was manchmal nicht immer einfach ist für meinen Produzenten. Aber ich bin so dankbar, dass Matthias mich wirklich so gut spüren kann, er hat wirklich die Gabe sich in dem Künstler und die Songs einzufühlen und er bringt es praktisch immer auf dem Punkt.

Was begeistert Sie am meisten an Gott?
Seine Gnade

Wie sind Sie Christ geworden?
Meine Eltern emigrierten vor meiner Geburt aus Italien in die Schweiz und dort lernten sie Gott kennen. Somit hatte ich das Privileg und wuchs in einer gläubigen Familie auf. Ich habe schon als Kind Gott mein Herz übergeben und doch musste ich später einige schmerzhafte Erfahrungen im Leben machen, die mich letztendlich sehr formten aber den Weg mit Gott erschwerten. Heute gehe ich mit Gott und möchte meine Erfahrungen weitergeben und über seine unglaubliche Gnade singen.

Warum sind Sie Christin?

Weil Gott mir das grösste und zugleich kostenlose Geschenk gemacht hat: das ewige Leben. Und weil ich Gott und Jesus real Erfahren habe, er ist für meine Seele wie die Luft zum Atmen.

Was bringt der Glaube an Jesus? Was macht den Unterschied aus?

Er ist mein Fixpunkt, wenn ich keine Hoffnung habe und keinen Frieden habe. Oder wenn ich verwirrt bin, schaue ich auf ihn, den hellsten Stern am Himmel und er weist mir den Weg. Er ist mein Friede, er schenkt mir die Liebe und Vergebung trotz meiner Unvollkommenheit. Der Unterschied liegt für mich darin,  dass wenn wir Jesus in unserem Leben haben, wir wissen, dass es immer Hoffnung gibt.

Beschreiben Sie ein besonderes Erlebnis, das Sie mit Gott gemacht haben.
Einmal hatte ich einen totalen Zusammenbruch und lag in tiefster Depression in meinem Bett. Ich war zwar physisch am Leben aber innerlich und seelisch Tot. Mit letzter Kraft schrie ich in den Gedanken zu Gott und bat ihn, mir seinen Friede zu schenken um einen kleinen Augenblick des Friedens zu haben, ja überhaupt etwas spüren zu können. Da spürte ich physisch ganz real, wie zwei Hände mich berührten und wortwörtlich in die Arme nahmen und im selben Augenblick kam ein unglaublicher Frieden über mich und ich schlief ein.

Eine Stärke, die Sie durch den Glauben gewonnen haben...
Ich denke, eine meiner Stärken ist die Dinge anzusprechen und nicht unter dem Teppich zu verstauen. Ich möchte immer Klarheit und Transparenz in den Beziehungen haben. Auch in meiner Chefposition versuche ich mit allen Mitarbeitern ehrlich zu sein und die Dinge anzusprechen. Mir ist es wichtig, die Menschen richtig zu verstehen und deren Handlungen richtig einzuordnen und mir nicht irgendwelche Gedanken, die vielleicht gar nicht der Wahrheit entsprechen, zu machen. Wenn man Menschen fair behandeln möchte, muss man sich für diese Menschen und deren Inneres interessieren und versuchen herauszufinden, was in ihnen vorgeht. Zugleich ist es wichtig, dass auch ich meine Gefühle und Gedanken offenbare. Gott hat mir auch sein Innerstes offenbart und so mein Vertrauen und mein Herz gewonnen. Er nimmt sich auch Zeit und zwar mein Leben lang, um in mich hinein zu schauen und zu sehen was wirklich in mir vorgeht.

Eine Schwäche, die Sie durch den Glauben besser in den Griff bekommen haben...

Ich habe gelernt abzuwarten oder besser gesagt auf Gott zu warten. Ich bin vom Charakter her sehr impulsiv und temperamentvoll und musste erfahren und lernen, dass dies oft zu Missständen führen kann. Impulsivität hat die Eigenschaft, dass man handelt und spricht bevor man denkt. Somit überlässt man Gott oft keinen Raum, um ihn zu Fragen, was richtig zu tun oder zu sagen wäre. Und oft kamen schreckliche Wörter aus meinem Munde heraus. Heute passiert mir das eher selten; ich habe gelernt umzuschalten. Wenn das Blut schnell in den Kopf steigt, nehme ich dies als Warnsignal war. Ich probiere als erstes abzuwarten und nicht sofort zu reagieren. Oft spreche ich sofort mit Gott und schon merke ich wie das Blut oder die Gefühle sich langsam normalisieren. Das lustige ist, dass sich oft an der Situation nichts geändert hat, die Umstände sind noch die gleichen, aber man nimmt sie anders war.

Ein Tipp, wie man Gebet und Bibellesen interessant gestalten kann…

Da ich ein grosses Problem mit der Konzentration habe, vor allem beim Lesen, liebe ich einfach kurze Texte wie Losungen oder Kalenderzettel. Ich höre mir oft die Hörbibel oder Predigten an oder ich arbeite gerne mit Kommentaren und Lexikon. Jahrelang habe ich mich gequält und ein schlechtes Gewissen gehabt weil ich es nie schaffte, länger wie zwei bis drei Minuten zu lesen, bis meine Gedanken irgendwo anders waren. Ich habe meine Schwäche akzeptiert oder besser gesagt, meine Art und Weise wie ich lerne, umgestaltet. Ich kann bildliches oder auditives sofort speichern und demzufolge habe ich meine Methode geändert. Gott kennt mich und weiss, wie ich funktioniere, ich bin halt nicht die klassische Leserin. Wichtig ist dass man sich aus Gottes Wort ernährt, wie das geschieht ist Nebensache.

Steckbrief

Zivilstand: ledig
Beruf: Kita-Leiterin
Wohnort: Zürich
Werdegang: Kleinkinderzieherin, Ausbildnerin, Kitaleiterin, Lehrmeisterausbildung
Hobbys: Musik, Songwriting and Arrangment, Kochen, Gäste einladen
Welche Gemeinde oder Kirche besuchen Sie? MEI, Missione evangelica italiana Zurigo
Funktion oder Mitarbeit in Gemeinde? Lobpreisleiterin, Verantwortliche für das Reinigungsteam
Lieblingsbibelstelle: Römer 5,20: «Wo aber das Mass der Sünde voll geworden ist, da ist die Gnade überströmend geworden.»
Lieblingsmusik: Latino, Filmmusik, Klassische Musik, guter Lobpreis
Lieblingsinterpreten: Amy Grant, Gloria Estefan, Juan Luis Guerra,

Websiten:
Sara Serio
Sara Serio: Dimmi (Youtube)
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Autor: Daniel Gerber
Quelle: Jesus.ch

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