Gottes Barde Marcel Buergi

«Ich lebte zwei Jahre im Luftschutzkeller»

Marcel Buergis Album «Strassemusig» transportiert das echte Leben ungeschminkt. Der Barde singt in Kneipen, bei Pfarrer Sieber und auf der Gasse. Wir unterhielten uns mit Marcel Buergi über sein musikalisches Schaffen.

Zoom
Marcel Buergi
Jesus.ch: Marcel Buergi, was muss man über «Strassemusig» wissen, ist die für lange und gemütliche Fahrten gedacht?
Marcel Buergi:
Ich würde das Album nicht beim Autofahren hören, sondern zu Hause relaxen und sich «Strassenmusig» zu Gemüte führen. Sonst muss ich das nächste Album noch «Autofriedhof» nennen. Den Titel «Strassemusig» hab ich gewählt, weil auf diesem Album ausschliesslich Lieder zu hören sind, die ich auch auf der Strasse singe! Lieder die direkt ins Herz gehen, weil sie direkt aus dem Herzen geschrieben wurden.

Stellen Sie doch den einen oder anderen Song etwas näher vor …
Im Titelsong «Strasse vo Züri» verarbeitete ich die Eindrücke meiner mehrjährigen Arbeit im Kreis vier und fünf in Zürich! Die Strophen in «Strasse vo Züri», sind verschiedene Geschichten, Begebenheiten die man auf den Strassen von Zürich erleben kann.  

Der Song «Frei» erzählt verschiedene Geschichten von verschiedenen Menschen die entweder alles haben oder ausgestiegen sind und ein Leben in «Freiheit» führen. Dann folgt die Frage: «Bist du frei, bist du wirklich frei?» Die letzte Strophe lehnt sich an meine Geschichte an. Frei sein heisst für mich, getragen werden von Jesus Christus und das auch in ganz schwierigen Zeiten!

Es heisst, dass Sie selbst auf der Strasse lebten. Wie muss man sich ein Leben auf der Strasse vorstellen?
Das schreiben die Medien, wahrscheinlich weil ihnen meine Ausführung zu lang sind. Ich lebte in einem kühlen, schimmligen, verdreckten Luftschutzkeller denn wir auch als Bandraum benutzten!

Dort lebte ich ganze zwei Jahre. Das war kein schönes Leben. Kalt, keine Toiletten, kein Wasser, keine Dusche, Schimmel und so weiter. Da holte ich mir auch meine Lungenkrankheit!

Sie singen unter anderem über gesellschaftliche Missstände, was liegt Ihnen da am Herzen?
O das ist verschieden. Ich lese die Zeitung, lese von einer Ungerechtigkeit oder Katastrophe und dann bewegt das mein Herz und schon bald entsteht ein Lied. Ich sitze im Bus, sehe wie ein junges Mädchen übelst angeglotzt wird von einem alten Knacker, es bewegt mein Herz und bald entsteht ein Lied! Ich sehe wie Christen pennen und nur noch an ihre Konferenzen rennen, während die Welt verloren geht, es bewegt mein Herz und bald entsteht ein Lied.

Regelmässig singen Sie bei Pfarrer Sieber – wie werden die Menschen, die bei ihm Leben, durch Sie berührt?

Nicht durch fromme Worte, nicht durch lange Gebete, nicht durch schön formulierte Bibeltexte, sondern durch mein Da-Sein. Ich bin einfach ich selber, singe Songs die mir und Ihnen gefallen, esse mit den Menschen und rede mit ihnen über den «Blick Am Abend»! Und ab und zu höre ich dann, wie einer sagt: «Hey, deine Lieder berühren mich, sie erzählen genau das, was ich auch fühle!» Oder: «Schön, dass Du da bei uns bist, Du tust uns so gut!»

Mittlerweile geben Sie seit einiger Zeit Unterricht bei Pfarrer Sieber, ist bereits ein erstes Fazit möglich und wenn ja, wie lautet dieses?
Es ist sehr schön zu sehen, dass schon einige regelmässig in den Unterricht kommen! Und die Schüler sind echt motiviert, manchmal sogar übermotiviert. Und das ist dann manchmal gar nicht so einfach, sie in Schach zu behalten. Aber es ist eine tolle Arbeit und eine grosse Freude den Fortschritt dieser Menschen zu sehen!

Was begeistert Sie am meisten an Gott?

Sein Vaterherz! Es ist für mich so einmalig das ein so mächtiger, grosser Gott gleichzeitig ein liebender Vater  ist, der dem Verlorenen entgegen rennt, ihn in den Arm nimmt und ihn willkommen heisst!

Wie sind Sie Christ geworden?

Wird man nicht als Christ geboren als Schweizer? Nein im Ernst, ich nenne das was ich bin, lieber Nachfolger von Jesus und in diese Nachfolge bin ich mit zirka acht Jahren getreten. Mit einem Pastor der Heilsarmee und meiner Mutter habe ich eine sogenanntes Übergabe-Gebet gesprochen! Leider wurde mir danach immer wieder vermittelt, das dieses Gebet niemals echt sein könne und ich sicher kein Kind Gottes sei, eher das Kind vom Teufel! Diese Sätze brachten mich dann in eine tiefe Rebellion aus der ich erst viel, viel später wieder rauskam.

Warum sind Sie Christ?

Es macht mich zu einem besseren Menschen. Nicht zu einem guten Menschen, aber zu einem besseren!

Was bringt der Glaube an Jesus? Was macht den Unterschied aus?
Muss der Glaube mir was bringen? Der Unterschied? Ich habe in Jesus einen wirklich guten Freund. Dieser Freund  gibt mir Hoffnung. Hoffnung auf eine bessere andere Welt in der es keine Tränen, keine Schmerzen, keine Sorgen, keine Betreibungsämter und Sozialämter mehr gibt! Halleluja!

Beschreiben Sie ein besonderes Erlebnis, das Sie mit Gott gemacht haben:
Gott gebraucht manchmal Menschen, um mit uns zu sprechen! Vor ein paar Wochen kam ein Musiker aus einer ganz anderen Gegend, extra um mich zu sehen, nach Zürich in die Sunestube und fuhr mich nach meinem Einsatz nach Hause nach Frick! Er hatte genau die Worte für mich, die ich brauchte! Dieser Mann wurde ganz bestimmt von Gott geschickt um dem Buergi ein paar ermutigende Worte weiterzugeben!

Eine Stärke, die Sie durch den Glauben gewonnen haben ...
Ich darf ewig leben … Ist doch stark oder?!

Eine Schwäche, die Sie durch den Glauben besser in den Griff bekommen haben ...
Immer stark sein zu müssen! Und um stark zu sein, muss man sehr viele Dinge tun, die Gott nicht gefallen!

Ein Tipp, wie man Gebet und Bibellesen interessant gestalten kann
...Dieses Rezept habe ich selber noch nicht gefunden!

Steckbrief

Zivilstand, Kinder: Verheiratet, zwei Kinder Delia Samira und Luca Aaron
Beruf: Angelernter Hilfskoch, Heute: Jugendarbeiter, Streetworker, Musiker
Wohnort: Frick    
Werdegang: Es ist doch noch was Gescheites geworden aus mir
Funktion oder Mitarbeit in Gemeinde? Musik
Lieblingsbibelstelle: Die Geschichte vom verlorenen Sohn.
Lieblingsmusik oder – Musikgruppe: Bruce Springsteen, Bon Jovi, Gölä, Polo Hofer, Stryper und Petra.

Webseite:
Marcel Buergi

Album «Strassemusig» bei Profimusic
Single zum Album «Strassemusig»

Datum: 16.06.2012
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Jesus.ch

Glaubensfragen & Lebenshilfe

Diese Artikel könnten Sie interessieren

Roland Bühlmann
Als empfindsamer Autist Progressiv-Rock machen, geht das? Roland Bühlmann hat eine leichte autistische Störung, die ihn im Alltag etwas...
Talk-Reihe zu «The Chosen»
Wie sah es aus, in jener Zeit, in welcher Jesus seine Jünger berufen hat? Dieser Frage geht Jesus.ch in einer Serie über «The Chosen» nach. Den...
Andi Weiss
«Ich mache Musik für Menschen, die sich im Leben schon eine blutige Nase geholt haben», sagte der Sänger, Komponist und Buchautor einst. Dieser...
Tamera Mowry-Housley
Tamera Mowry-Housley, bekannt aus «Sister, Sister» sagt: «Ich versuche nicht, so zu sein, wie ich nicht bin. Wenn man seine Identität verloren hat,...

Anzeige