Nachhaltige Gastlichkeit

Christliche Hoteliers und der starke Franken

In den Häusern des Verbands Christlicher Hotels VCH sollen sich die Gäste ganzheitlich erholen und Urlaub geniessen. VCH-Geschäftsführer Falk Pfleiderer unterstreicht gegenüber Livenet die Efforts für Qualität und nachhaltigen Betrieb.

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Hoch über dem Alltag die Seele baumeln lassen: Ausblick vom VCH-Hotel Casa Lumino oberhalb Locarno.
Livenet: Wofür stehen die VCH-Häuser?
Falk Pfleiderer:
VCH-Häuser stehen für Gastlichkeit mit Herz. Gemeint ist eine christliche Grundhaltung in Verantwortlichkeit gegenüber Schöpfer und Schöpfung, welche dazu beiträgt, dass unsere Gäste zu Gott, zu Mitmenschen und zu sich selbst finden können. VCH-Angebote stehen unter die Leitidee Erholung für Körper, Seele und Geist. Mit qualitativ überzeugenden, ganzheitlichen Leistungen wollen wir unsere Gäste verwöhnen. Unser Leitbild bringt es zum Ausdruck: Wir beherbergen gern.

Was leistet der VCH als Verband Christlicher Hotels in der Schweiz? Woran arbeiten Sie?
Menschen für Menschen: seit Gründung des VCH im Jahr 1895 steht gelebte Nächstenliebe im Mittelpunkt der gemeinsamen Bemühungen. Der Verband versteht sich nicht als Geschäftskooperation, sondern als verbindliche Bruderschaft. Der VCH arbeitet gezielt für ein klares christliches Profil von Vereinigung und Mitgliedern (Beispiele). Gäste sollen in VCH-Hotels Möglichkeiten finden zum Innehalten, für Auszeiten, für Gespräch und Austausch sowie für nachhaltige Erholung. Dabei wird stets versucht, Menschen in Ihrer Ganzheitlichkeit von Körper, Seele und Geist zu dienen. In Zusammenarbeit mit den VCH-Mitgliedern werden neben dem christlichen Hauptauftrag auch in den Bereichen Schulung und Marketing Strategien entwickelt und umgesetzt (Massnahmen).

Wie beurteilen Sie die Lage der VCH-Häuser insgesamt angesichts des starken Frankens? Bringt 2012 eine Zäsur?
Die Frankenstärke hat ein Branchenproblem ausgelöst, von welchem neben den Beherbergern der gesamte Tourismusbereich betroffen ist. Das erste Halbjahr 2012 brachte bei vielen Unternehmen Einnahmen unterhalb der budgetierten Zahlen. VCH-Hotels sind folglich ebenfalls betroffen, haben hier jedoch Vorteile, da die Belegungszahlen im VCH seit Jahren über dem Branchenschnitt liegen. Auch die Spezialisierung in der Nische christlicher Angebote trägt dazu bei, dass sich die touristischen Rahmenbedingungen bei den VCH-Hotels weniger nachteilig auswirken. Je nach Region gibt es allerdings auch im Vergleich von VCH-Hotels grosse Unterschiede: Generell sind Stadthotels weniger stark betroffen als Betriebe der Land- und Ferienhotellerie.

Was tun Sie für die Qualität in den VCH-Häusern?  
Hohe Qualität hat Priorität in der Arbeit des VCH. Über 70 Prozent der VCH-Hotels wurden ausgezeichnet mit Qualitäts-Gütesiegeln und arbeiten mit modernen Qualitätsmanagementsystemen. Der Durchschnitt in der Schweizer Hotellerie liegt derzeit bei 15 Prozent. Wichtig ist, dass Qualität durch kontinuierliches Controlling auch messbar ist.

Das Qualitäts-Gütesiegel für den Schweizer Tourismus ist das im VCH bevorzugte System und verfügt über besonders effiziente Instrumente. Nachdem die Schweiz als erstes Land die offizielle Anerkennung durch das European Hospitality Quality System für ihr Programm »Qualitäts-Gütesiegel für den Schweizer Tourismus« erhalten hat, sind alle zertifizierten VCH-Hotels jetzt entsprechend auch mit dem europäischen EHQ-Gütesiegel ausgezeichnet. Neue Hotels werden nur noch unter Nachweis eines anerkannten Qualitätsmanagementsystems für den Hotelbetrieb in den VCH aufgenommen.

Welche Bedürfnisse der Gäste werden wichtiger?
Wir laden die Gäste ein, uns Ihre Wünsche und Eindrücke mitzuteilen. Die Feedbacks sind wichtig fürs Qualitäts-Management, das ich eben erwähnte. Der VCH verbindet allerdings Hotels, die in sehr unterschiedlichen Segmenten ihren Schwerpunkt haben, von Stadthotels über Seminarhotels, Wellnesshotels, Land- und Ferienhotels, Hotel-Restaurants, Familienhotels bis hin zu Jugendhäusern und Backpackers-Herbergen. Auch die Bandbreite der Klassifikationen reicht von der Swiss-Lodge und Ein-Stern-Hotels bis hin zu Vier-Stern-Luxus-Hotels. So sind die Bedürfnisse in den Betrieben sehr unterschiedlich. Nur der individuelle Einsatz professioneller Feedbackinstrumente ermöglicht jeweils für den betreffenden Betrieb passend die korrekte Erfassung und zeitnahe Reaktion auf veränderte Gästewünsche.  

Hat sich das Verhalten der Gäste stark verändert?
Sie buchen immer kurzfristiger und die durchschnittliche Aufenthaltsdauer sinkt. Selbst die vergleichsweise sehr treuen Feriengäste aus der Schweiz bewegen sich mehr und mehr auf internationalem Terrain. Hier besteht definitiv ein Zusammenhang mit der fortschrittlichen Internet-Nutzung der Schweizer: Innert Minuten kann man weltweit Angebote vergleichen und sofort entsprechende Buchungen tätigen.

Wie empfehlen Sie Ihren Häusern zu werben?
Momentan antizyklisch, in Krisenzeiten sollte grundsätzlich verstärkt in Werbung investiert werden. Viele VCH-Hotels machen dies vorbildlich im Bereich der Stammgästepflege. Mit der Machtkonzentration der grossen Buchungsportale sind auch Investitionen in die eigene Homepage noch wichtiger geworden als bisher. Im generischen Suchmaschinenmarketing gibt es immer noch viel ungenutztes Potential. Auch der Bereich Social Media wird leider immer noch unterschätzt. Hier besteht wieder ein direkter Zusammenhang mit den Suchmaschinenpositionen der Hotel-Homepage.

Wie stehen die VCH-Häuser zum sanften Tourismus?
Aspekte der Nachhaltigkeit müssen in alle Überlegungen mit einfliessen. Die Umsetzung in den Häusern ist vorbildlich und hat bereits verschiedene Auszeichnungen ausgelöst. Mehrere Betriebe verfügen über eine energiesparende Baustruktur und nutzen umweltfreundlichere Energiequellen. Bereiche des Qualitätsmanagements sind tangiert und neben diversen Qualitätszertifikaten wurden verschiedene VCH-Hotels auch mit dem offiziellen Label für Klimaschutz ausgezeichnet.

Ein weiterer Beitrag zum Klimaschutz im VCH ist die Bevorzugung lokaler und regionaler Anbieter beim Wareneinkauf, da ein erheblicher Teil der in unserer Nahrung steckenden Energie durch Transporte verursacht wird. Ebenso werden bereits vielfach Produkte aus biologischem Anbau verwendet, nicht nur weil sie gesünder sind, sondern weil Bio-Produkte wesentlich weniger graue Energie enthalten, z.B. aus chemischen Düngern und Chemikalien. Ferner wird empfohlen, mehr Frischwaren als Tiefkühlprodukte zu verwenden mittels intelligentem Einkauf und guter Verbrauchskalkulation. (Detail-Infos zu Massnahmen der einzelnen Hotels).

Webseite:
Verband Christlicher Hotels

Datum: 03.09.2012
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet

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