Die Kirchen müssen nach Auffassung des Kölner Kabarettisten Jürgen Becker Religion und Humor verbinden. «Es ist ein Riesenfehler, dass die Religionen den Humor ausgeklammert haben», kritisierte der Künstler.
Lachen sei ein Reflex, den man nicht steuern könne. Das habe die Kirche früher nicht so gerne gehabt. «Religion ohne Humor ist vor allem eines: gefährlich.»
Überall auf der Welt versuchten Fundamentalisten noch immer, den Humor zu unterdrücken. Religion und Humor wollten die Menschen trösten und hätten damit ein gemeinsames Ziel, sagte der Künstler. Religion mache das Leben würziger und unterhaltsamer. «Letztlich sind die Versuche, die Welt nur wissenschaftlich und mit der Vernunft erklären zu wollen, zu trocken.»
Unterschied zum Tier
«Religion und Humor gehören untrennbar zusammen, huldigen sie doch demselben Gedanken: Die Dinge anders zu sehen, als es die vordergründige Vernunft nahe legt. Die Torte gehört auf den Kaffeetisch, doch zur frohen Botschaft wird sie erst im Gesicht des Patenonkels. Genau dort definiert sie den Unterschied zwischen Mensch und Tier - der Mensch ist das Wesen, das lachen kann», so der ehemalige Sozialarbeiter Becker.
«Der Glaube ist ein Ärgernis für die Vernunft», habe schon der Apostel Paulus bemerkt. «So hat die Kirche seit 2000 Jahren das gleiche Problem: Sie muss etwas verkaufen, was noch nie jemand gesehen hat. Da kommen sie mit Vernunft nicht weit, da brauchen sie Phantasie.» Becker: «Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Philosophie ist, wenn man trotzdem denkt, und Religion ist, wenn man trotzdem stirbt.»
Kritisches und Positives
Die Kritik meint: «Ausgerechnet dieser Frohnatur-Charakter sucht sich als Thema ein eher erdenschweres aus: die Religionen dieser Welt und warum sie weder in sich konsistent sind noch zusammenpassen wollen. Was für ein Minenfeld! Und dennoch muss man permanent herzhaft lachen.»
Einer der das Programm gesehen hat: «Die Kirche braucht mit Sicherheit nicht den Humor von Jürgen Becker, der zuweilen fast lästerlich daherkommt. In der Bibel fängt der Humor schon früh an: Genesis 1 macht sich lustig über die naturwissenschaftliche Deutung der Babylonier der Sterne als Götter und über die Bestrebungen der Menschen, den Himmel zu erreichen, denn so hoch sie auch kommen, Gott muss immer noch herabkommen, um den Turmbau zu kommentieren.»
Die Mohammed-Karikaturen hätte gezeigt, «wo der Spass aufhört und dass auch Christen davor kuschen. Schön aber, dass man sich als Christ freuen darf und Humor haben kann, manchmal muss man ja auch über sich selber schmunzeln».
Unzählige Bücher widmen sich dem Thema des geistlichen Humor und des klerikalen Witzes. Dabei sind es nicht etwa kirchenferne Humoristen, die sich über Themen des Christentums und der Kirchen lustig machen. Meist sind es Insider, oft die Pfarrer selbst, die Anekdoten sammeln und herausgeben. Manche Pfarrer erzählen in ihren Predigten Witze, in Pfarrblättern und Kirchenboten hat es eine Witzecke.