Innere Haltung

Wer hört schon gern Kritik?

Wer Kritik äussert, kann sich schnell unbeliebt machen. Ein Danke wird er kaum bekommen. Das kann durchaus an der Art und Weise liegen, wie die Kritik vorgebracht wurde.

Auch wenn eine Kritik massvoll einfliesst und man es dem andern abspürt, dass er einem ja nur helfen will, selbst dann wird sie nur selten begrüsst und wohlwollend aufgenommen. Man empfindet sie zumeist als eine Störung und schiesst zurück, um die Sache nicht einfach auf sich sitzen zu lassen. Warum ist das so?

Kritiker gelten als illoyal

In unserer Gesellschaft ist Kritik zunächst etwas Normales. Sie hat aber auch den Beigeschmack von Abgrenzung, Konkurrenz oder llloyalität, je nach dem Verhältnis zwischen Kritiker und Kritisiertem. Das gilt nicht nur in Politik und Wirtschaft, sondern auch für Kirchen und Vereine und sogar für die Wissenschaft.

Im Zeitalter ausgefeilter Technik erscheint der Mensch als eine Schwachstelle, die man nur schwerlich akzeptieren möchte. Sie erinnert an die Grenzen des Machbaren. Kritik kratzt am perfektionistischen Selbstbild. Sie widerspruchslos anzunehmen gilt dann vielen als Zeichen von Schwäche.

Öffentliche Hinrichtungen

Und schliesslich: Kritik im öffentlichen Raum wird zumeist überzogen und wird niederschmetternd vorgebracht. Sie ähnelt mehr einer publikumswirksamen Hinrichtung als einem Anstoss zum Guten; sie ist unfair und ungerecht. Die Öffentlichkeit ist in ihrem Urteil knallhart und zeigt kein Verständnis für besondere Umstände und Situationen.

Hinzu kommen Haltungen in uns selber, die es uns schwer machen, Kritik auf uns wirken zu lassen.

Warum tun wir uns so schwer mit Kritik?

- Wir hören eine Kritik nicht als das, was sie in erster Linie ist oder sein sollte: eine Äusserung, die einem etwas zu verbessern hilft. Sondern wir fühlen uns mitsamt der betreffenden Sache selbst abgelehnt.

- Oft landet Kritik an unserem Tun eine Etage zu tief: Der Kritiker spricht Fehler an. Wir aber hören: „Du hast versagt, du bist ein Verlierer."

- Nicht selten lehnen wir unsererseits den ab, der kritisiert, statt uns mit seinen Anfragen und Hinweisen sachlich auseinanderzusetzen.

- Unsere eigene Einschätzung dessen, was wir gut und was wir weniger gut können, ist vielleicht noch mangelhaft und wir hängen noch dem Ideal nach, alles zu können und zu schaffen.

- Wir denken, wenn wir Fehler einräumen, sei das der Anfang vom Ende - von unserem eigenen Ende.

- Uns fehlt es oft schlicht und ergreifend an Demut. Wir empfinden Kritik als eine Zumutung, die unseren Stolz verletzt. Vielleicht denken wir sogar, dass dem anderen diese Kritik nicht zusteht.

Auf die Haltung kommt es an

Man kann sich aber auch darin üben, dem anderen zuerst einmal gut zuzuhören. Der Apostel Paulus beschreibt, in welcher Haltung das geschehen sollte. Kritik austeilen und Kritik entgegennehmen sollte in Liebe geschehen. Und die sei „geduldig und freundlich", schreibt Paulus in einem seiner Briefe; „sie lässt sich nicht reizen und ist nicht nachtragend" (1. Korintherbrief, Kapitel 13, Verse 4-5). Konstruktiv ist Kritik dann, wenn sie zur Einsicht und nicht zu einer Verhärtung der Standpunkte, oder gar zu einer Eskalation führt.

Autor: Norbert Abt
Quelle: Livenet.ch

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