Jürg Opprecht: „Ich setze auf Menschen mit Passion!“

Einer der erfolgreichsten Hotelbesitzer in der Schweiz schafft auch Tausende von Arbeitsplätzen in Kirgisien und im Benin. Nebenbei malt er. Jürg Opprecht ist ein Mann mit vielen Talenten und einer grossen Passion.

Die Kunst der Gastfreundschaft hat Jürg Opprecht schon immer fasziniert. Und was ihn fasziniert, geht er auch gleich an. „Ich habe mir mit dem Hotel Lenkerhof einen Bubentraum erfüllt“, gesteht der sympathische Unternehmer und bleibt auch gelassen, als ich ihn auf die Schattenseiten seiner Karriere anspreche. Dort beginnt nämlich sonderbarerweise seine Erfolgstory.

Erfolgstory beginnt im Tief

Opprecht verkaufte 1998 das Unternehmen seines Vaters und nahm sich mit der Familie eine Auszeit in Amerika. Als er zurückkehrte, investierte der Elektroingenieur in verschiedene Unternehmen. In der Telekommunikationsbranche verlor er Millionen und schlingerte in ein Burnout. So konnte es nicht weitergehen, das wusste der Unternehmer. Er hatte zwei Stichworte: Berufung und Passion. „Meine Berufung war die BPN («Business Professional Network»), und meine Passion waren beruflich die Immobilien und privat die Kunst.“

Er möchte die Krise nicht missen

Heute sagt er über den Verlust von Millionen: „Ich möchte nicht mehr durch so eine Krise gehen, möchte sie aber auch nicht missen.“ Opprecht packte den Rucksack mit seinen positiven sowie negativen Erfahrungen und schritt auf seine neuen Ziele zu: BPN, Hotel, Immobilien und Kunst. Er wusste, dass 90 Prozent der Hotelbesitzer vor allem jammern und 10 Prozent Erfolg haben. Hinter das Geheimnis dieses Erfolgs wollte er kommen. Und er hat es geschafft. Sein Erfolgsgeheimnis: "Ein innovatives Konzept, eine klare Positionierung und Menschen, die das Ganze mit Passion umsetzen."

Jugendlichkeit als Programm

Diese Philosophie ist ihm wichtig. Immer wieder erwähnt er sie im Gespräch. Was hat es damit auf sich? – Hier spricht der Künstler in ihm, der Bonvivant, der Seelenmensch. Opprecht sinniert lange, gibt seine Antworten nicht beliebig, achtet immer auf seine Aussagen. „Als ich das Hotel gekauft habe, wollte ich es zum jugendlichsten Fünf-Sterne-Hotel der Schweiz umbauen. Mit Spezialisten haben wir eine Strategie entwickelt.“

«Hotel des Jahres 2005»

Von der Architektur über die Einrichtung bis zum Personal und zur Menükarte – alles wurde gezielt ausgewählt. „Wir haben alles den Ansprüchen eines junges Publikums von Geschäftsleuten, Akademiker und Künstlertypen angepasst. Ich wollte keine verstaubte Fünfstern-Atmosphäre in meinem Hotel.“ Seine 30 Millionen hat er gut investiert. Letztes Jahr wurde der Lenkerhof von GaultMillau Schweiz und Partner IWC zum «Hotel des Jahres 2005» ausgezeichnet. Seine Stammgäste sind von der „freundlichen“ Atmosphäre des Hotels angetan.

Opprecht lebt seinen Mitarbeitern Wertschätzung vor, er motiviert sie und bietet ihnen ein faires professionelles Umfeld. Für Opprecht und seine Ehefrau haben die Mitarbeiter oberste Priorität. Er weiss, weshalb: „Wenn sie sich in der Küche anschreien und dann vor dem Gast stehen, dann merken das die Leute.“ Auch in der Auswahl der Mitarbeiter ist Opprecht anspruchsvoll. Wenn sein Direktor Personal einstellt, dann spielen die fachliche Qualifikation, aber auch die Transparenz eine grosse Rolle. „Ich suche wahre Leute; Leute, die echt sind.“

Wollte nie erfolgreich sein

Erfolg wollte Opprecht nie haben. Das war nicht sein Ziel. „Ich möchte in einem guten Sinn auf Menschen Einfluss haben. Mein Motto lautet: Lebe den Glauben. Für mich gibt es nicht die Hotelwelt da und die Glaubenswelt dort. Ich will den Glauben im Hotel leben, in meinen Unternehmungen, will Vorbild sein für andere. Der Glaube ist selbstverständlich, gehört einfach zu meinem Leben.“

Die Mitarbeiter kennen die Gesinnung ihres Chefs. Wenn es sein Gegenüber will, spricht Opprecht darüber, auch mit Hotelgästen. Lädt VIPs aus aller Welt auf einen Drink an seine Bar ein. Dort reden sie über Gott und die Welt.

Ob denn der «Lenkerhof» zu seinem sozialen Projekt BPN keinen Widerspruch bilde? Nein, keinesfalls. Die zwei Welten faszinieren ihn. Er kann im Benin, wo er junge Unternehmer mit seinem BPN-Projekt unterstützt, in einfachsten Verhältnissen hausen. Und einige Tage später im «Lenkerhof» die angenehme Atmosphäre geniessen und sich kulinarisch verwöhnen lassen.

3000 Arbeitsplätze im Ausland geschaffen

Sein Projekt ist sehr erfolgreich. Mittlerweile konnten in Kirgisien, im Benin und neu auch in Nicaragua 3000 Arbeitsplätze geschaffen werden. 175 Jungunternehmen sind im Programm und werden von Schweizerischen Unternehmern, die Opprecht anwirbt, finanziell unterstützt.

Das Projekt ist hierzulande beliebt. Die Schweizer Unternehmer verdienen nichts daran, aber sie sehen den Sinn, dass man andere in Ländern coacht, wo die Wirtschaft brachliegt.

Opprecht: „Das Projekt lief 1997 an. An einer Konferenz in Kirgisien bat man mich um Hilfe. Ich hörte in dieser Nacht immer wieder den Satz aus Matthäus 25: ‚Ich war hungrig, und du gabst mir zu essen; ich war krank, und du besuchtest mich’ ... ich war arbeitslos, und du gabst mir Arbeit.“ Diese Nacht war die Geburtsstunde von BPN.

Lebe deine Passion

Opprecht ist glücklich; er hat viel erreicht. Doch er schaut nicht zurück, lässt die Lorbeeren hinter sich. Er ist ein Mensch, der vorwärtsgeht, sein Glück nicht vom Erreichten abhängig macht.

„Wenn Glück von Äusserlichkeiten abhängig ist, dann wir es immer schwanken.“ Opprecht ist vor allem glücklich mit Beziehungen, die er leben kann – seine Familie, seine Freunde, seine Mitarbeiter. Doch auch die einsame Klausur fasziniert ihn.

Wenn er nach einen Arbeitstag nach Hause geht, malt er regelmässig in seinem Atelier. Die Gemälde werden in Vernissagen ausgestellt und verkauft. Der Erlös geht wieder in den BPN-Fond. Doch in sein Büro hängt der ausgeglichene Lebenskünstler keine eigenen Bilder. Das fände er unpassend. Hinter ihm hängen Werke eines anderen äusserst begabten Künstlers.

Das Geheimnis seiner Philosophie ist nun geklärt. Es heisst: Lebe deine Passion und fördere damit andere Menschen.

Weiterführende Links:
Hotel Lenkerhof: www.lenkerhof.ch
Business Professional Network: www.bpn.ch


Autor: Iris Muhl

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