Interview zum Thema Neid

Die «Undesperate Housewives» im Kampf mit dem Neid

Vier Nachbarinnen mühen sich in der Fernsehserie «Desperate Housewives» durchs Leben. – «Verzweifelte Hausfrauen»? Es geht auch anders. Unsere «Undesperate Housewives» beweisen das. Zum Beispiel in dieser Folge zum Thema Neid.


Gaby Schildknecht: «Wo früher Neid war, spüre ich heute immer mehr Freude über das Glück der anderen.»

Die Serie «Desperate Housewives» spielt in der fiktiven US-Stadt Fairview. Jede der vier Nachbarinnen Bree, Gabrielle, Lynette und Susan hat ihre Probleme und wird mit ihnen dem Serientitel «Verzweifelte Hausfrauen» gerecht. Vom Leben enttäuscht? Das muss nicht sein. Das zeigen unsere «Undesperate Housewives» («nichtverzweifelte Hausfrauen») täglich. Auch dann, wenn Schwierigkeiten auftauchen. In der heutigen Serie ist es der Neid.

Ist die Eidgenossenschaft eine Neidgenossenschaft?
Jolanda Schärer: Keine einfache Frage. Ich erlebe einen enormen Leistungsdruck in unserer Gesellschaft, der bei vielen Menschen Gedanken der Minderwertigkeit und des Ungenügens hervorruft. Da kommt man dann automatisch ins Vergleichen mit anderen. Und ins Beneiden.

Dabei wäre das überhaupt nicht nötig. Jeder Mensch ist doch ein Gedanke Gottes, „ein genialer noch dazu“. Die Eidgenossenschaft müsste nicht zur Neidgenossenschaft werden, wenn jeder Mensch sich anders anschauen würde: als von Gott geliebt und einzigartig.

Jeanette Macchi: Ich denke, dass der Neid – ob Eidgenossenschaft oder nicht – überall vertreten ist. Neid ist wie eine Art Volkskrankheit, die nur schwierig zu heilen ist. Das fängt schon im Privaten an. Man ist neidisch wegen einem schönen Haus, auf den neuen Pool des Nachbarn, auf glückliche Partnerschaften, gute Verdienste und vieles andere. Neid offenbart doch immer gewisse Sehnsüchte des Betreffenden.

Paula Schaub: Für viele Menschen ist es schwierig, sich echt und von Herzen über den Erfolg anderer zu freuen. Wir sind Weltmeister, wenn es darum geht, das berühmte Haar in der Suppe zu finden, und konzentrieren uns auf ganz subjektive negative Details unseres Landes oder des eigenen Lebens. Dabei wären wir besser dankbar für die grossen Geschenke von Demokratie, Rechtsstaat und Frieden. Viele Nationen beneiden uns darum – und wir selber verkennen diesen Reichtum.

Gaby Schildknecht: Die erste Neidgeschichte steht schon ganz vorne in der Bibel. Kain war auf seinen Bruder Abel neidisch; mit dem Resultat, dass er ihn erschlug. Neid gehört anscheinend zur Menschheit dazu. Wieso sollte es in der Schweiz anders sein? Eifersucht und Neid sind etwas Schlechtes. Aber ich glaube, in der Schweiz ist es nicht schlimmer als anderswo.


Paula Schaub: «Neid zerfrisst die gesunde wertvolle Identität, die Gott einem jeden zugedacht hat.»

Was macht Sie neidisch?
Gaby Schildknecht: Fast 30 Jahre bin ich schon mit Jesus Christus unterwegs. Im Laufe dieser Zeit durfte ich viel Heilung und Befreiung durch ihn erfahren. Wo früher Neid war, spüre ich heute immer mehr Freude über das Glück der anderen. Vielleicht tauchen neue Wünsche auf. Aber die bringe ich dann im Gebet zu Jesus. Ich gebe mir Mühe, ihre Erfüllung ihm zu überlassen. Das gelingt mir nicht immer, aber immer besser.

Jolanda Schärer: Ich muss da etwas ausholen. Wir sind eine Familie mit sieben Kindern, also eine Grossfamilie. Wir leben in unmittelbarer Nähe zum Oberengadin. Jahrelang stehen dort zig grosse Häuser leer. Da kämpfe ich manchmal schon mit Neid, wenn ich auf unser kleines Häuschen schaue, bei dem ich manchmal fast nicht mehr weiss, wie und wo ich all unsere Sachen unterbringen soll. Und im gleichen Dorf stehen riesige Häuser leer!

Jeanette Macchi: Klar, habe auch ich Sehnsüchte in meinem Leben, aber ich hab auch manches dazugelernt. Viele Dinge, auf die wir neidisch sind, wären eigentlich gar nicht so unerreichbar weit weg. Nur ist uns der Preis dafür oft zu hoch.

Persönlich bin ich zum Beispiel fasziniert von den Sangeskünsten mancher Leute; auch jungen Nachwuchstalenten wie bei «Deutschland sucht den Superstar». Dann denke ich immer: «Hey, so eine tolle Stimme wünschte ich mir auch!» Aber ich bin einfach zu wenig diszipliniert, um jahrelang dafür zu üben. Oder viele sind neidisch auf die Figur des anderen und wollen auch so schlank und rank sein – aber ohne auf Schokolade zu verzichten und Sport zu treiben.

Paula Schaub: Ich habe einen ganzen Chratten* an Fähigkeiten und Stärken anvertraut bekommen, über die ich mich auch von Herzen freue und die ich gern einsetzen will. Aber eine Gesangsstimme gehört leider nicht dazu. Musik und Rhythmus liebe ich nur, solange ich nicht mitsingen muss. So eine Begabung würde ich mit Handkuss annehmen ;-)!

* Berndeutsch für «Korb»



Jolanda Schärer: «Wenn ich Jesus in meinem Herzen habe und mit ihm lebe, dem auferstandenen Gottessohn, dann weiss ich, dass ich wunderbar gemacht bin, einzigartig.»

Wie gehen Sie mit Neid um?
Gaby Schildknecht: Wenn ich Neid bemerke oder meine Lieben mich darauf aufmerksam machen, dann bringe ich ihn übers Gebet ans Kreuz. Das heisst, ich bitte Jesus Christus um Vergebung dafür, dass ich mich so verhalten, dass so gefühlt und gedacht habe, und ich nehme in Anspruch, dass er für meine Schuld gestorben ist und mich davon reinigt.

Jeanette Macchi: Für mich war es wirklich eine Selbsterkenntnis, als ich entdeckt hatte, auf wen ich warum neidisch bin. Neid sagt viel über mich und meine Begehren aus, und das ist auch eine enorme Chance. Denn durch den Neid entdecke ich ja vielleicht, worum es mir eigentlich ginge.

Paula Schaub: Ich unterscheide aktiven Neid und passiven Neid. Selber plagt mich der (aktive) Neid eher selten, aber muss ich mich hin und wieder mit Neidern auseinandersetzen, also mit passivem Neid. Dabei merke ich, wie dieses Gift den Selbstwert eines Menschen zerfrisst, seine gesunde wertvolle Identität, die Gott einem jeden zugedacht hat. Weil ich aber andere nicht zu ihrem Glück zwingen kann, versuche ich, ihren Neid zu ignorieren, und bete für sie.

Jolanda Schärer: Manchmal muss ich über mich selbst lachen, wie doof ich mich doch habe reinziehen lassen. Manchmal stört es mich aber richtig und macht mich traurig. Und ich muss einsehen, dass ich mir mit dem Neid keinen Gefallen tue, sondern mir nur selber schade.

Dann besinn ich mich auf Jesus, der ja für mich und meine Familie sorgt und nur das Beste für uns will, und nehme Gottes Wort wieder ganz in Anspruch. Dazu gehört auch, dass ich Jesus um Vergebung bitte, dass ich ihm nicht mehr zugetraut habe.

Wie kann man Neid überwinden?
Gaby Schildknecht: In der Bibel sehe ich drei Wurzeln für den Neid:
– eigene Sünde, wenn ich dem Neid selber Raum gegeben habe;
– seelische Verletzungen durch andere, die mir einen angeblichen Minderwert eingeredet haben;
– einen Fluch, wenn ich gegen meinen Willen neidisch bin und dieses Gefühl einfach nicht loswerde.


Jeanette Macchi: «Die schönste Art, dem Neid den Rücken zu kehren, ist sicherlich ein ehrliches Lob an den Beneideten.»

Für alle drei Wurzeln ist Jesus Christus am Kreuz gestorben. Dort kriegen wir für unsere Sünde Gerechtigkeit, für die Verletzungen Heilung und für den Fluch Segen. Am Kreuz beginnt die konkrete Veränderung meiner Person.

Menschen, die mit Neid kämpfen, denen empfehle ich, dass sie ihn nicht einfach hinnehmen, sondern das Problem mit einem Seelsorger angehen. In solchen Situationen brauchen wir ein Gegenüber, der ein Stück Weg mit uns gehen kann.

Jeanette Macchi: Hilfreich ist sicher, wenn man sich den Neid ehrlich eingestehen kann. Und wenn ich weiss, dass Gott mich einzigartig geschaffen hat. Aber er hat uns unterschiedliche Talente gegeben hat. Er möchte keine Stereotypen, sondern wir sollen einander in allem ergänzen.

Darum sollten wir unsere persönlichen Talente kennen, für sie dankbar sein und sie fördern. Auf diese Weise merkt man auch, dass auch mit den eigenen Fähigkeiten Dinge möglich sind, um die man bisher nur andere beneidet hat. Hinter jedem Erfolg steckt ja auch harte Arbeit mit Widerständen und Rückschlägen. Aber die schönste Art, dem Neid den Rücken zu kehren, ist sicherlich ein ehrliches Lob an den Beneideten.

Paula Schaub: Neid überwinden, das kann ich durch Dankbarkeit für meine eigene Situation und indem ich meinen eigenen Wert erkenne. Um das einzuüben, können wir Gott jeden Tag für mindestens eine neue Sache danken. Ich will in den Spiegel schauen und von Herzen sagen können: «Ich bin wertvoll; Gott hat mich einmalig geschaffen!» Wenn ich das immer mehr glaube, dann werde ich mich umso ehrlicher auch über die Erfolge anderer freuen können.

Jolanda Schärer: Wenn ich Jesus in meinem Herzen habe und mit ihm lebe, dem auferstandenen Gottessohn, dann weiss ich, dass ich wunderbar gemacht bin, einzigartig. Ich weiss, dass Jesus in mich verliebt ist, und ich glaube, dass er für alle meine Bedürfnisse sorgt.

So strecke ich mich in jeder Hinsicht wieder nach Jesus aus und seinem Wort, der Bibel, und danke ihm für alles, was ich bin und habe. Dankbar sein, das bringt Frieden ins Herz.

Als Christ kann ich mich bewusst für oder gegen den Neid entscheiden. Hätte ich Jesus nicht, würde ich schauen, dass ich ihn bald kennenlerne, denn er und sein Wort haben die besten Rezepte bereit. Jesus befreit uns aus einem Minderwert.

Kurzprofile der «Undesperate Housewives»:
Gaby Schildknecht leitet «Begegnung in der Ehe».
Jeanette Macchi moderiert «Fenster zum Sonntag».
Jolanda Schärer wirbelt als Fitnesstrainerin.
Paula Schaub politisiert im Langenthaler Gemeinderat.

Lesen Sie hier die anderen Folgen dieser Serie:
Folge 1: Hier kommen die «Undesperate Housewives»
Folge 2: Die «Undesperate Housewives» und ihr Kampf mit der Angst


Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet.ch

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