Diakonie an Migranten

Ein Sprachkurs mit Nebenwirkungen

Im Februar 2007 startete die BewegungPlus Thun den Sprachkurs für fremdsprachige Migrantinnen und Migranten, LinguaPlus. Was war das Ziel des Kurses – gibt es auch Nebenwirkungen? Ein Gespräch mit der Initiantin Erika Urech, Pastorin der BewegungPlus in Thun.
 
Bplus Online: Erika Urech, Sie haben mit einem kleinen Team LinguaPlus ins Leben gerufen. Mit welchen Gefühlen stehen Sie am Montagmorgen vor Ihrer Klasse?
Montag und Freitag sind für mich Sprachkurstage, und ich freue mich sehr auf diese Vormittage, denn es sind Zeiten der Begegnung mit fast der ganzen Welt. Migrantinnen und Migranten stehen im Zentrum. Es ist eine Freude, vor einer interessierten Klasse zu stehen. Dies macht das Unterrichten leicht – auch wenn es nicht immer einfach ist, die deutsche Grammatik verständlich rüberzubringen.
 
Was ist das Ziel des Kurses als sozialdiakonischer Dienst?
Zentral ist, die Grundlagen der deutschen Sprache zu vermitteln. Aber es geschieht viel mehr. Wir schaffen die Möglichkeit von Beziehungen; Vertrauen wird aufgebaut und Freundschaften entstehen. Es ist ein Kurs mit guten Nebenwirkungen. Wir evangelisieren oder missionieren nicht; das wäre ein Missbrauch des Angebots. Für diesen wichtigen Teil bieten wir andere Gefässe an: Den monatlichen interkulturellen Treffpunkt und den interkulturellen Gesprächskreis. Dort haben wir viel Zeit für Gemeinschaft. Im Gesprächskreis reden wir über Gott und das Leben.
 
Auf welchen Wegen kommen die Leute in die Kurse, gibt es Bedingungen für Lehrpersonen?
Wir haben im Februar 2007 LinguaPlus mit 30 Teilnehmern gestartet; heute sind es 110. Zu Beginn haben wir Flyer verteilt und auch bei der Einwohnerkontrolle aufgelegt. Inzwischen machen wir keine Werbung mehr, denn die Mund-zu-Mund-Propaganda ist stark. Am Montag haben wir sechs Klassen und bieten einen Kinderhütedienst an. Am Freitag sind es vier Klassen. Die Lehrpersonen müssen keine ausgebildeten Pädagogen sein. Einzige Bedingung ist: Ein Herz für Ausländer und ein gutes Verständnis der deutschen Sprache.
 
Stichwort Sprachprüfung: Gibt es definierte Vorgaben von Seiten der Behörden?
Im Kanton Bern müssen Leute, die sich einbürgern lassen wollen, eine Sprachprüfung machen; hier können wir sie mit unseren Kursen unterstützen. Wir haben die Behörden über unseren Sprachkurs informiert und sie haben kein Problem damit, solange wir die Kurse nicht zu missionarischen Zwecken missbrauchen. Damit wir unabhängig bleiben können, wollen wir keine finanzielle Unterstützung der Stadt. Die praktische Zusammenarbeit entfaltet sich aber stark und ich empfinde Wohlwollen vonseiten der Migrationsstelle der Stadt Thun.
 
Ihre Wünsche und Hoffnungen?
Mein Wunsch ist es, dass die Menschen, die in den Sprachkurs kommen, den Wert der Beziehungen entdecken dürfen, durch uns das Geschenk des Vertrauens erleben und so eines Tages auch unserem Gott und Schöpfer vertrauen und ihm ihr Leben geben.

Webseite:

Bewegung Plus


Autor: Rita Born
Quelle: Bewegung Plus Online

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