Neues Leben nach dem Alkohol

Schauspielerin erlebt Gott als «ziemlich ehrlich»

Die aus der DDR stammende Schauspielerin Katrin Sass – sie hatte Hauptrollen in den Filmen «Good bye, Lenin!» und «Weissensee» – glaubt an Gott. Das bekannte sie gegenüber der Süddeutschen Zeitung. Auslöser sei ihr Kampf gegen die Alkoholsucht gewesen.

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Katrin Sass ist eine deutsche Theater-, Film- und Fernsehschauspielerin.
Die heute 57-Jährige ist eine der grossen deutschen Charakterschauspielerinnen. Mit dem Kinofilm «Bis dass der Tod euch scheidet» wurde Katrin Sass 1979 zum DDR-Filmstar, als Hauptkommissarin Tanja Vogt im «Polizeiruf 110» eroberte sie auch die westdeutschen Bildschirme. Jetzt bekannte sie in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung, dass sie ein paar Jahre Alkoholikerin war. «Bei mir ging’s ums Überleben. Ich habe so viel gesoffen, dass ich am Ende auf dem Fussboden lag und meine Leber fast den Geist aufgab.» Wegen ihres Alkoholkonsums verlor sie 1998 ihre Rolle in der Fernsehserie «Polizeiruf 110». In ihrem Kampf gegen die Sucht habe sie sich an Gott gewandt und erfahren, dass man auf ihn hören müsse.

Der liebe Gott?

Sie glaube allerdings nicht an den landläufigen «lieben Gott»: «Er ist kein lieber, sonst hätte er mir das nicht angetan. Er ist nicht gut, er ist, glaube ich, ziemlich ehrlich.» Die Sucht habe sie beinahe mit ihrem Leben bezahlt. Doch als sie selbst ehrlich geworden sei und bekannte, dass sie Alkoholikerin ist, habe sie neu anfangen können. «Es hat lange gedauert, bis ich sagen konnte: Ich bin Alkoholikerin. Es ist schon verdammt schwer, das zuzugeben», bekennt Sass. Aber dieses Eingeständnis war der Durchbruch: «Ich wurde belohnt und darf weiterleben.»

Der Neuanfang war schwer: Keine Jobs, kein Geld. «Es war ein mulmiges Gefühl, mit 600 Euro Rente zu leben» Aber sie wurde nicht im Stich gelassen. Seit 2001 ging es beruflich wieder mit ihr aufwärts. Auf der Berlinale bekam sie die Lola für «Heidi M.», und bald darauf konnte sie «Good Bye, Lenin!» drehen.

Gegen Heuchelei

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Katrin Sass an den Berliner Filmfesttagen 2013
Dass sie bis heute immer wieder als DDR-Schauspielerin bezeichnet wird, ist für sie kein Problem. Aber sie ist gegen Heuchelei: «Ich hasse all jene, die immer eifrig dabei waren und jetzt so tun, als wären sie die grössten Regimegegner gewesen. Da gibt es einige – Politiker, aber auch Künstler und Schauspieler.»

Engagement für Kinder aus Suchtfamilien

Katrin Sass erlebte schon als Kind, wie der Alkoholkonsum ihrer eigenen Mutter immer wieder verniedlicht und verschwiegen wurde. Darum setzt sie sich heute dafür ein, dass die Alkoholkrankheit enttabuisiert wird. «In dieser Gesellschaft ist Alkohol allgegenwärtig, nicht nur in der Schauspielwelt - hier ist es allerdings geballt. Es vergeht keine Premiere, bei der man nicht schon zum Empfang einen Sekt in die Hand gedrückt bekommt. Aber versuchen Sie mal, ein Glas Wasser zu bekommen!»

Heute engagiert sich Katrin Sass für Kinder aus Suchtfamilien. «Wenn ich erzähle, wie es mir in der Kindheit ergangen ist, dann erreicht das vielleicht auch einige Jugendliche, die heute in derselben Situation stecken. Die sollen sehen: Wenn die Sass darüber redet, dann kann es ja gar nicht so schlimm sein, darüber zu reden. Die Scham und das Versteckspiel, das muss doch irgendwann ein Ende haben.»

Zum Thema:
Ein Interview mit Katrin Sass über Alkoholsucht
Partytrend Komasaufen: Wie viel Alkohol vertrage ich?
Alkoholismus: «Meine neue Mission besteht darin, Hoffnung zu schenken»


Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Jesus.ch / idea

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