The Voice-Sieger Samuel Rösch

«Bei Gott kann ich stille sein»

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Samuel Rösch (Bild: Facebook)
Aus dem Erzgebirge ins Rampenlicht: Vor über zwei Jahren gewann Samuel Rösch die achte Staffel der Musik-Castingshow «The Voice of Germany». Jetzt hat der 26-Jährige sein Debütalbum herausgebracht: «Geschichten». Die Lieder erzählen von wichtigen Stationen und Beziehungen in seinem Leben.

Nach dem Castingshow-Sieg wollten Sie durchstarten als Musiker und waren 2019 viel unterwegs – doch dann kam Corona. Wie hat sich Ihr Alltag durch die Pandemie verändert?
Samuel Rösch: Der hat sich echt grundsätzlich geändert. Ich war wirklich jemand, der zu 95 Prozent von der Livemusik gelebt hat. Ich bin sehr dankbar, dass wir einige Onlinekonzerte spielen konnten. Ansonsten war ich viel zu Hause und habe Songs geschrieben. Ich habe mir hier ein kleines Studio eingerichtet und mein komplettes Album von zu Hause aus eingesungen. Auch sonst habe ich einiges online gemacht und versucht, mich so gut es ging an diese Situation anzupassen.

Sie haben über die Crowdfunding-Plattform startnext Ihr Album finanziert – wie war die Erfahrung, «sammeln» zu gehen?
Das war für mich ein langer Prozess. Ich glaube, wenn Corona nicht gewesen wäre, hätte ich so was nicht gemacht. Aber ich war darauf angewiesen, ich habe das Album selbst finanziert. Und so war es eine Probe, wie viele Leute hinter mir stehen. Ich bin mega dankbar und glücklich darüber, dass es geklappt hat! So viele haben mir einen Vertrauensvorschuss gegeben und mich unterstützt.

Sie hast Ihr Studium der Religionspädagogik damals zurückgestellt für die Musik. Haben Sie das bereut, als Corona dazwischenkam?
Da habe ich tatsächlich keine Sekunde drüber nachgedacht! Ich liebe das, was ich gerade tue, und so schwer es momentan auch ist, habe ich mich inzwischen entschlossen, mein Studium ganz abzubrechen. Ich möchte als Musiker in Vollzeit für längere Zeit unterwegs sein.

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Samuel Rösch's neues Album
Ihr Album heisst «Geschichten» – was für Geschichten erzählen Sie denn?
Es ist ein musikalisches Bilderbuch: die vergangenen 26 Jahre Samuel Rösch. Es handelt von den zehn goldensten Momenten oder auch Zeitspannen meines Lebens. In einem Song geht es zum Beispiel um meine Eltern. Ich bin meinen Eltern sehr dankbar, dass ich in einer behüteten und wunderschönen Kindheit aufwachsen konnte. Mit dem Lied gebe ich ihnen ein Stück meiner Dankbarkeit zurück. Auch meiner Frau habe ich einen Song gewidmet. In einem anderen Lied geht es um die zwei Welten, die ich unter einen Hut kriegen musste: das Viel-unterwegs-Sein und das Zu-Hause-Sein, was sich manchmal etwas gerieben hat.

Haben Sie einen Lieblingssong?
Ich mag das Lied «Stille» sehr. Da geht es um all den Trubel beim Unterwegs-Sein: Man spricht mit vielen Leuten, ist angespannt, oft ist es laut. In dem Song heisst es: «Ich möchte stille sein bei dir.» Ich bin so dankbar dafür, dass ich jemanden in meinem Leben habe, bei dem ich stille sein kann, wo ich einfach mal ankommen und der sein kann, der ich bin. Wo ich nicht immer performen und liefern muss. Auch musikalisch geht der Song etwas in eine andere Richtung. Die Mehrstimmigkeit im Chorus spricht mich sehr an. Das ist für mich musikalisch und inhaltlich einer der Höhepunkte auf dem Album.

Stille sein und ankommen – kann damit auch Gott gemeint sein?
In dem Lied geht es konkret um meine Frau, aber natürlich schwingt die zweite Ebene da auch mit. Ich bin ein Mensch, der an Gott glaubt, und auch bei ihm kann ich stille sein und ankommen. Ich benenne es nicht so explizit, aber wenn ich den Song singe, schwingt beides mit.

Sie singen auch von der «Suche nach Substanz» – wo haben Sie die für sich schon gefunden?
Ich bin im Erzgebirge gross geworden, habe mich sehr in der evangelisch-lutherischen Landeskirche eingebracht und an einer kirchlichen Ausbildungsstätte studiert. Dann wurde ich auf einmal in eine grosse bunte Welt geschmissen, in der vieles ganz anders war, als ich es kannte. Ich habe vieles hinterfragt und stehe manchem auch kritischer gegenüber als früher. Da stellt sich die Frage: Was gibt mir Substanz im Leben, worauf baue ich? Für mich ist die Frage geklärt, wo ich herkomme und wo ich hingehe. Ich sehe mich als Geschöpf Gottes und das ist meine Substanz. Die grossen Fragen sind geklärt, aber in den kleinen Einzelheiten ist es manchmal nicht so leicht.

Sie werden oft als «bodenständig» bezeichnet – ist das für Sie etwas Positives?
Ich würde auch sagen, dass ich ein bodenständiger Typ bin. Für mich hat das zwei Ebenen. Nicht gut finde ich eine falsche Demut. Wenn Leute etwas gut können, aber unter ihren Möglichkeiten bleiben aus Angst vor Kritik oder Neid. Auf der anderen Seite heisst bodenständig, dass man realistisch einschätzt, was man kann. Ich weiss, dass ich eine tolle Stimme geschenkt bekommen habe und darin sehr gefördert wurde. Ich möchte aber dankbar bleiben und nicht überheblich werden.

Das Musikbusiness ist tough – wie kommt man als Christ damit klar?
Ich bin mit dem «Voice of Germany»-Titel natürlich sehr privilegiert gestartet. Mir ist sehr wichtig geworden, knallhart ehrlich zu sein. Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, Sachen ganz klar zu benennen und zu sagen: Das kann ich leisten und das nicht, das ist möglich oder nicht. Auf kurze Sicht hat man damit vielleicht das Nachsehen, aber ich glaube nicht, dass es auf lange Sicht der Karriere schadet, wenn man an gewissen Stellen zurücktritt. Ich glaube, dass ich als Christ mit den Werten, die ich vertrete, da auch mit Menschen ins Gespräch kommen und etwas bewegen kann.

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Zum Thema:
«The Voice»-Sieger Samuel Rösch : Ein Sänger zum Anfassen
«The Voice Senior»: Mit geistlichen Liedern zum Sieg
«Deutschland betet»: Herzen verbinden – trotz Social Distance

Datum: 05.05.2021
Autor: Christina Bachmann
Quelle: PRO Medienmagazin

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