Der Kollaps des Finanzministers am Vorabend des Eidgenössischen Dank-, Buss- und Bettags erschüttert. Aber auch die Breitseiten gegen das Rüstungsprogramm, das der angefochtene Bundesrat Samuel Schmid dem Nationalrat vorlegte, geben zu denken. Und zu beten.
Für das Herz von Hans-Rudolf Merz haben die Herzchirurgen das Mögliche getan; für seine Genesung können und sollen wir beten. In der tiefen Krise der Finanzmärkte sind nüchterne Einschätzungen und besonnenes Handeln, wie sie den Schweizer Finanzminister auszeichnen, besonders wichtig.
Trotz macht unbeweglich
Die Debatte ums Rüstungsprogramm, die zum Schicksalskampf von Verteidigungsminister Samuel Schmid stilisiert wurde, zeigt die trotzigen Verhärtungen in der eidgenössischen Politik neun Monate nach der Abwahl von Christoph Blocher aus dem Bundesrat. Diese Verhärtungen beunruhigen, der hochgerühmte Wille der Schweizer zur Konkordanz schwindet. Gerade in Sicherheitsfragen sollten nicht Trotz, Taktik und Profilierungsstreben den Ausschlag geben, sondern nüchternes Abwägen mit Blick aufs Gemeinwohl.
Dass alle Beteiligten dies im Auge behalten – in allen Bereichen der Politik –, dafür ist öffentlich einzutreten, zum Beispiel in Leserbriefen. Dafür ist aber auch zu beten, in den Kirchen und in der eigenen Stube. Eingefleischter Trotz, Verbitterung und Rachegelüste sind ein Unglück für jede Gemeinschaft. Gott möge uns davor bewahren, dass die eidgenössische Politik von ihnen geprägt wird.
Menschen nebenan – und die Gesellschaft als Ganzes
Neben den sozialen Problemen (Einsamkeit vieler Menschen, überforderte Mütter, ratlose Eltern, Jugendliche im Strudel der Sinnlosigkeit, Vandalismus, Süchte, hohe Suizidrate) sollen wir im Gebet auch jene Personen und staatlichen Stellen vor Gott bringen, die sich mit ihnen befassen und Lösungen anstreben. Im November wird an der Urne über den weiteren Kurs der Drogenpolitik entschieden. Die Parteien streiten um die steuerliche Entlastung von Familien, ohne dass eine Einigung in Sicht ist; Bundesrat Merz hat noch keinen mehrheitsfähigen Vorschlag auf den Tisch legen können.
Weil Gott es gut meint…
Die Gesamt-Ausrichtung des christlichen Gebets für die politisch Verantwortlichen formulierte in der Zeit des (anti-christlichen) Römischen Reichs der Apostel Paulus. Seinem Freund, dem Gemeinde-Aufseher Timotheus, schrieb er:
„Insbesondere bitte ich nun, vor Gott einzutreten für alle Menschen in Bitte, Gebet, Fürbitte und Danksagung, für die Könige und alle Amtsträger, damit wir ein ruhiges und gelassenes Leben führen können, fromm und von allen geachtet. Das ist schön und gefällt Gott, unserem Retter, der will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Einer nämlich ist Gott, einer auch ist Mittler zwischen Gott und Menschen, der Mensch Jesus Christus, der sich selbst gegeben hat als Lösegeld für alle…“ (Die Bibel, 1. Brief an Timotheus, Kapitel 2, Verse 1-6).
…sollen wir glaubensvoll beten
Diesen Sätzen ist unter anderem zu entnehmen:
- Christen beten für alle Menschen, weil Gott, der Retter, alle Menschen im Blick hat, allen die Möglichkeit geben will, die Wahrheit zu erkennen.
- Die Botschaft von Jesus, die diese Erkenntnis der Wahrheit ermöglicht, soll möglichst ungehindert zu den Menschen kommen und von ihnen aufgenommen werden können. Dafür sind stabile politische Verhältnisse und mehr Gerechtigkeit vonnöten. Christen sollen sie von Gott erbitten.
- In diesem Rahmen sollen sie besonders die politisch Verantwortlichen, Richter und Beamte betend vor Gott bringen, dankend und bittend, mit Ehrerbietung und Realitätssinn. Denn diese Amtsträger sind eingesetzt, dem Recht Geltung zu verschaffen, welches der Polemik gegen das Evangelium und der Verleumdung von Christen Dämme setzt.
- Das Gebet der Christen geht von der Erlösung aus, die der Mittler Jesus Christus erwirkt hat: Sein Tod am Kreuz ermöglicht Vergebung von Schuld, und der Auferstandene schenkt Neuanfänge. Fronten können aufgebrochen und Menschen miteinander versöhnt werden. Diese Dynamik der Versöhnung, die zum Miteinander führt und dem Gemeinwohl dient, sollen Christen für ihr Land – und für alle Länder – erbitten.
Gebet ist politisch – nicht nur am Bettag, sondern an jedem Tag.