Wie wird Religion in den Deutschschweizer Schulen künftig unterrichtet? Die Schweizerische Evangelische Allianz (SEA) fordert eine gehaltvolle Vermittlung des Christentums anhand von gelebtem Glauben. Sie wendet sich zudem gegen obligatorische Religionskunde. Die Kantone sollen bewährte Partnerschaften mit Kirchen fortführen.
Für den Lehrplan 21, dessen Rohfassung aktuell erarbeitet wird, hat die Arbeitsgruppe Schule und Religion der SEA neun Postulate formuliert. Sie reagiert damit auf den Grundlagenbericht für den Lehrplan 21, in dem Religion sichtlich herabgestuft und Religionsunterricht auf interreligiöse Verständigung ausgerichtet wird: Erst in der Sekundarstufe ist ein Fachbereich «Ethik, Religionen, Gemeinschaft (mit Lebenskunde)» vorgesehen, in der Primarschule wäre Religion ein kleines Element im grossen Fachbereich «Natur, Mensch, Gesellschaft».
«Religiöse Identität wahren und fördern»
Die neun Postulate der SEA-Arbeitsgruppe von Religionspädagogen und Theologen lauten:
Religionsunterricht gehört zur Schule – das Tabuisieren von religiösen Fragen ist nicht kindgerecht.
Die christliche Religion hat Priorität – der Kulturgeschichte nicht Rechnung zu tragen, ist unsachgemäss.
Kantonale Unterschiede sind zu respektieren – bewährte Zusammenarbeit mit Kirchen hat Zukunft.
Religionsunterricht soll glaubensbasiert erfolgen – eine vom Glauben gelöste Vermittlung von Religion langweilt und verwirrt.
Religiöse Identität ist zu wahren und zu fördern – Religion rein objektivierend zu vermitteln, überfordert die Kinder.
Religionsunterricht bedarf wertschätzender Lehrpersonen – wer den christlichen Glauben nicht wertschätzen kann, soll nicht Religion unterrichten.
Religionsunterricht braucht den freiwilligen Rahmen – Unterrichtszwang verstösst gegen die Glaubensfreiheit.
Religionskunde gehört in die Oberstufe – Kinder brauchen zuerst eine eigene religiöse Identität.
Religionen sind in ihrem Selbstverständnis ernst zu nehmen – eine staatlich behauptete Gleichwertigkeit von Religionen ist respektlos.
Die Verantwortung der Eltern
Die SEA-Arbeitsgruppe will mit ihren Postulaten, die sie im Papier begründet, die Debatte um den Lehrplan 21 anregen, welcher einen breiten gesellschaftlichen Konsens braucht. Die SEA stellt die Erziehungshoheit der Eltern, die in den kantonalen Schulgesetzen anerkannt ist, im sensiblen Feld der Religion über das Interesse des säkularen Staates. Sollen Kinder Andersgläubigen respektvoll begegnen und mit ihnen umgehen lernen, brauchen sie zuerst selbst eine religiöse Identität. Ihre Entwicklung soll in der Schule gefördert werden.