Der Nationalrat hat am 29. September EVP-Nationalrätin Maja Ingold (ZH) aus seinen Reihen verabschiedet. «Mit ihr tritt eine Politikerin von der nationalen Politbühne ab, die mit profunder Dossierkenntnis und menschlicher Integrität Brücken bauen und jenseits von Ideologien pragmatischen Lösungen den Weg bahnen konnte», schreibt die EVP in einer Mitteilung. Die langjährige ideaSpektrum-Kolumnistin gibt ihr Mandat zur Mitte der laufenden Legislaturperiode an ihren Nachfolger, den Winterthurer Sozialunternehmer Nik Gugger weiter.
Maja Ingold
2010 begann die Mutter dreier Kinder zunächst in der Rechts- und der Geschäftsprüfungskommission des Nationalrates, gehörte dann seit Ende 2011 bis zu ihrem Abschied der Kommission für Soziale Sicherheit und Gesundheit an. Hier konnte sie auf ihre konkreten Erfahrungen aus dem Sozialdepartement Winterthur zurückgreifen, dem sie acht Jahre vorstand. Ingold habe sich bald den Ruf der Brückenbauerin erarbeitet, die immer wieder zur Versachlichung der Diskussion beitrug und unideologische, pragmatische Lösungen gesucht habe, so die EVP. «Sie argumentierte stets sachlich, fundiert, sorgfältig und konsequent», beschreibt CVP-Vizefraktionspräsidentin Viola Amherd Ingolds Politikstil.
Die Menschenwürde im Zentrum
Maja Ingolds Themen reichten von der Entwicklungszusammenarbeit über die Menschenrechte und die Flüchtlingspolitik bis hin zur ethisch-sozialen Verantwortung multinationaler und nationaler Unternehmen. Die 69-Jährige zur Motivation ihres politischen Engagements: «Ich möchte zu einem friedlichen Zusammenleben beitragen - hier in der Schweiz und mit den Menschen in andern Kulturen, Ethnien und Religionen. Deshalb liegt mir auch die weltweite Solidarität am Herzen, ebenso der gemeinnützige Einsatz für Menschen im In- und Ausland. Dies empfinde ich als meine innere Pflicht.»
«EVP-Frau findet den IV-Kompromiss»
Ingolds Engagement blieb nicht ohne Wirkung. So geht nicht nur der nationale Aktionsplan Suizidprävention auf einen Vorstoss Maja Ingolds zurück. Auch Gegenmassnahmen gegen Schwarzgeldabflüsse aus Entwicklungsländern, der in Arbeit befindliche Massnahmenkatalog gegen die Radikalisierung islamischer Jugendliche durch Imame, die Verkürzung von Jugendstrafverfahren oder die legalisierten Testkäufe zum Schutz Jugendlicher vor Alkohol tragen Ingolds Handschrift. Im Rahmen der letzten IV-Revision titelte der Blick: «EVP-Frau findet den IV-Kompromiss».
Kluge Hartnäckigkeit, menschliche Integrität
«Maja Ingolds unglaubliches Engagement war geprägt von tiefer Dossierkenntnis, kluger Hartnäckigkeit und menschlicher Integrität. Mit unaufgeregtem Diskussionsstil, schwer zu schlagender Sachkompetenz und mitunter trockenem Humor gelang es ihr, Brücken zu bauen und frei von ideologischen Dogmen pragmatischen Lösungen den Weg zu bahnen. Sie hat das Profil der EVP massgeblich mitgeprägt. Die EVP Schweiz dankt Maja Ingold von Herzen für ihre unermüdliche politische Arbeit zum Wohl der Menschen in unserem Land und weltweit», würdigt EVP-Parteipräsidentin und Nationalrätin Marianne Streiff, BE das Wirken Maja Ingolds.
Kräfte der Selbstverantwortung
Maja Ingold will das politische Geschehen auch weiterhin mit kritischer Stimme begleiten. «Wir diskutieren endlos über die Höhe von Transferleistungen oder Missbrauchsbekämpfung statt über die ebenso tragenden Säulen der sozialen Investitionen: über die Prävention und den Aufbau von Kräften der Selbstverantwortung und Eigenkompetenz zur selbstbestimmten Lebensbewältigung», so Maja Ingold über die viel zu komplexen Systeme der sozialen Sicherheit. Oder zum Zielkonflikt zwischen ökonomischen Interessen und Menschen- bzw. Umweltrechten in den globalen Märkten: «Die Schweiz muss den ethisch richtigen Smartmix von gesetzlichen Vorgaben und freiwilligem Engagement noch finden, der die Macht der Stärkeren begrenzt zugunsten der Schwächeren.»