Am 23. Oktober 2011 werden National- und Ständerat neu gewählt.
In einer Livenet-Umfrage gehen Kandidatinnen und Kandidaten auf acht
Fragen ein und sagen, was sie motiviert und was sie in Bern verändern möchten.
Zur Person
Name, Vorname: Gilli Yvonne Partei, Kanton: Grüne Kt. St. Gallen Alter: 54 Zivilstand, Kinder: verheiratet, 3 Kinder (12, 18, 21) Wohnort: Wil SG Beruf, heutige Funktion: Fachärztin f. Allgemeine Innere Medizin bisherige Ämter: Mitglied Gemeinderat Stadt Wil
Mitglied Kantonsrat Kt. St. Gallen
Seit 2007 Nationalrätin Hobbys: Wandern, Lesen Homepage:www.yvonne-gilli.ch
Meinungen und Positionen
Welchen Zusammenhang gibt es für Sie zwischen Glaube und Politik?
Im Glauben definiere ich meine Beziehung zum Göttlichen. In meiner politischen Tätigkeit ist der Glaube mir Reflexion meines Handelns, hin zum Gemeinnützigen und zu Bescheidenheit. Glaube und Politik konkretisieren sich in der Frage nach ethischen Grundsätzen in der politischen Verantwortlichkeit.
Welche Eigenschaften unseres Gemeinwesens, der Eidgenossenschaft, möchten Sie als Politikerin aus christlicher Überzeugung stärken?
Offenheit, Respekt und Toleranz sind christliche Werte, die für mich zählen.
Was ist zu tun, damit die Sozialwerke saniert werden können?
Es ist mir wichtig, immer wieder zu betonen, dass unsere grossen Sozialwerke nur solidarisch finanziert werden können. Unsere Eltern und Grosseltern haben unserer Gesellschaft dank AHV, IV und Krankenkassen zu Wohlstand verholfen, für den Einzelnen können sie Werte wie Mitverantwortung, Menschenwürde und Existenzsicherung verkörpern.
Es ist jetzt unsere Aufgabe, diese Sozialwerke auch für unsere Kinder zu erhalten. Konkret gehören für mich folgende Punkte auf die politische Agenda:
AHV: Flexibilisierung des Rentenalters nach unten und nach oben
IV: Abbau der Schulden durch die Finanzierung mit Hilfe der Mehrwertsteuer und bessere Integration Betroffener in den Arbeitsmarkt
Krankenkassen: ein fairer Risikoausgleich und bezahlbare Prämien durch die Schaffung einer öffentlichen Krankenkasse für den Grundversicherungsbereich
Was muss getan werden, damit die Schweiz einen sauberen Finanzplatz hat?
Die Schweiz darf nicht länger attraktiv bleiben für rein spekulativ angelegte Gelder auf Schweizer Bankkonten oder für Steuerhinterziehung. Dazu gehören für mich die verstärkte Bekämpfung von Wirtschaftskriminalität und Steuerbetrug.
Aus der letzten Finanzkrise müssen Lehren gezogen werden. Banken und Versicherungen brauchen neue Regulative, die sich an ethischen Grundsätzen orientieren. «Too big to fail» heisst für meine politische Arbeit: Sicherheit und Ethik kommen vor Gier.
Was muss getan werden, um die Jugend vor Süchten aller Art zu schützen?
Am wichtigsten ist die Vorbildfunktion von uns selbst. Daneben gilt es, die vier Säulen der Schweizer Suchtpolitik zu fördern: Prävention, Schadenminderung, Therapie und Sanktion. Unsere Jugend braucht Lebensräume und Aufgaben, die sinnvoll sind; denn Sucht ist immer auch Ausdruck einer Sinnkrise.
Was muss getan werden, damit die Stromversorgung der Schweiz sicher bleibt?
Für mich ist das klare Bekenntnis zum Ausstieg aus der Nuklearenergie der erste Schritt in eine Zukunft, die ihre Energie mit erneuerbarer Energie deckt und die Energie-Effizienz vervielfacht.
Wussten Sie, dass allein der Standby-Betrieb unserer Geräte den Strombedarf eines ganzen AKW’s ausmacht? Die Erzeugung von Strom aus dezentralen erneuerbaren Energiequellen erhöht die Wertschöpfung im eigenen Land und die Unabhängigkeit von Resourcen, die knapp und teuer werden.
Was möchten Sie als Parlamentsmitglied in Bern verändern?
Ich möchte meinen Beitrag leisten zu einer Kultur des echten Dialogs in der politischen Zusammenarbeit.
Wie würde Jesus, wenn er als Wanderprediger heute ins Bundeshaus käme, auftreten – und was ansprechen?
Er würde unser Bewusstsein schärfen für die modernen Götzenbilder, die wir anbeten: Geld, Gier und Macht. Er würde uns Solidarität, Respekt, Fairness und Würde lehren – in Bescheidenheit. Jesus ist unter uns – wir müssen ihn nur erkennen.