Nationaler ­Gebetstag

«Wir erwarten nun auch ein geistliches Erdbeben»

Die Einheit unter den Christen ist das Uranliegen von Jesus. Sie soll darum am Nationalen ­Gebetstag vom 1. August in Aarau gestärkt werden. Das erklärt Projektleiterin Annette Walder. Sie erwartet ein «geistliches Erdbeben», damit Gott danach verstärkt wirken kann. Es wäre dies nicht das erste Erdbeben im Aargau.

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Annette Walder
Was geht in Ihnen vor, wenn Sie unsere Landeshymne singen?
Annette Walder: Dann freue ich mich über den gesungenen Text! Für mich ist das nicht nur die Landeshymne. Es ist überhaupt ein Psalm mit einem Loblied für Gott. Und natürlich bewegt mich der Aufruf «Betet, freie Schweizer, betet!». Das Gebet ist für mich sowieso der Anfang von allem, es soll alles durchdringen. Und jede Tat, jede Aktion sollte im Prinzip mit einem Dank abgeschlossen werden. Wir müssen einander immer wieder daran erinnern und es auch hochhalten: «Betet, freie Schweizer, betet!»

Wofür soll das Volk vor allem beten?
Das Wichtigste ist, dass Gottes Wille geschieht. Gott hat gute Absichten mit den Menschen und unserm Volk. Es geht einem Volk am besten, wenn es wünscht, dass Gottes Wille geschieht. Dann geht es primär darum, dass wir gemäss 1. Timotheus 2,2 für unsere Obrigkeit beten, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen können in aller Frömmigkeit und Ehrbarkeit. Die Obrigkeit sind für mich die Verantwortungsträger in allen gesellschaftlichen Bereichen und auf allen Ebenen.

Was bedrückt Sie, wenn Sie derzeit an unser Land denken?
Die Abwendung von unserm jüdisch-christlichen Erbe. Die Gesellschaft im Allgemeinen will unsere Wurzeln nicht mehr wahrhaben, ja sie stört sich sogar daran. Das führt zum zunehmenden Egoismus und zur Individualisierung, verbunden mit der Vereinsamung vieler Menschen. Statt biblischer Massstäbe setzt man seine eigenen Massstäbe, die solange gut sind, als sie für einen selber gut sind.

Gefragt wären also wieder christliche Werte – welche denn?
Ich rede lieber von biblischen Werten. Wir sollten uns an das halten, was die Bibel lehrt. Und hier lautet das zentrale Gebot: «Liebe Gott und liebe deinen Nächsten wie dich selbst!» Jesus hat diesen Anspruch noch weitergeführt: Wir sollen den Nächsten so lieben, wie er uns liebt (Johannes 15,12). Und er hat sein Leben für uns gegeben! Dazu gehört, dass wir das Leben schützen, und zwar von der Zeugung bis zum natürlichen Tod, denn es trägt eine göttliche Würde in sich. Aber auch der Respekt vor Gottes Schöpfung ist damit gemeint.

Was könnte sich ändern, wenn biblische Werte wieder mehr beachtet würden?
Es gäbe viel mehr Freude und Hoffnung im Miteinander der Menschen. Man würde einander vermehrt mit Respekt behandeln, auch wenn man nicht gleicher Meinung ist. Die Ehrlichkeit bekäme einen andern Stellenwert. Ich glaube, dass sich dies auch auf den wirtschaftlichen Erfolg positiv auswirken würde.

Was erwarten Sie vom Nationalen Gebetstag am 1. August 2012 für unser Land und unsere Kirchen?
Ich erwarte vor allem, dass der Gebetstag einen grundlegenden Beitrag leistet zur Einheit unter den Schweizer Christen. Nach Johannes 17 ist die Einheit das grösste Anliegen von Jesus. Dann sollen auch Hoffnungszeichen gesetzt werden: Wir wollen Hoffnung leben und weitergeben. Ganz wichtig ist auch, dass wir miteinander Busse tun nach 2. Chronik 7,14. Wir erwarten, dass das Bewusstsein zunimmt, wie wichtig Busse ist, damit Gott heilend wirken kann.

Wenn Tausende gemeinsam Busse tun - wie soll man sich das vorstellen?
Hans-Peter Lang und Norbert Valley werden durch diesen Teil führen. Sie wollen sich vom Geist Gottes leiten lassen. Die Anwesenden werden sich kantonsweise versammeln. Es gibt vieles, für das wir Busse tun müssen. Ich denke an die Blutschuld, die wir auf uns laden, indem wir die Abtreibung legalisiert haben. Oder an unser Verhältnis zu Israel. Stehen wir noch zum Volk Gottes? Oder ist die Art, wie wir die Neutralität auslegen, biblisch? In der Bibel gibt es ein Ja, Ja und ein Nein, Nein, aber nicht so viele Kompromisse und falsche Toleranz.

«Einheit» ist das zentrale Thema des Nationalen Gebetstages. Wie weit soll und kann Einheit unter den Christen gehen?

Es darf kein Einheitsbrei sein. Jeder Mensch und jede Gemeinde hat ein eigenes Profil. Wir müssen auch nicht versuchen, am Profil des andern zu feilen. Es geht darum, zu prüfen, wo wir miteinander vor Gott stehen können. Das Gemeinsame sehen und nicht das Trennende. Ich stelle mir eine schöne Allee mit ganz verschiedenen Bäumen vor. Jeder Baum ist anders, aber jeder gibt Schatten und bringt Früchte. Auch in einer guten Ehe ist doch jeder Partner anders.

Wie sollen Evangelikale auf Katholiken oder liberale auf evangelische Pfarrer zugehen und die Einheit suchen?
Zuerst sollten wir dem Andern attestieren, dass auch er von Jesus geliebt ist, genauso wie ich. Dann sollten wir für uns selbst für ein viel grösseres Herz beten. Ich glaube, es braucht eine Bereitschaft, sich vom Gegenüber bereichern zu lassen. Hier kommt ein grosses Wort ins Spiel: Demut. Schade ist es, wenn um der Einheit willen die Botschaft verwässert wird. Einheit darf einfach auch kein Krampf sein.

Der Nationale Gebetstag wird gerade einmal fünf Stunden dauern. Wie soll es am 2. August 2012 weitergehen?
In Aarau wird es in der Woche darauf Aktionen auf der Strasse geben. Der 1. August soll dazu ein Sprungbrett sein. National gab es letztes Jahr ja im Anschluss an den Gebetstag ein Manifest zum Bettag, dass von 89 eidgenössischen Parlamentariern unterschrieben wurde. Ich weiss nicht, was Gott diesmal vorbereitet hat. Wir müssen auch nicht alles im Griff haben. Am 1. August wollen wir Gott einfach den roten Teppich ausrollen, damit er danach vermehrt wirken kann. Die Leute, die nach Aarau kommen, sollen gestärkt, ermutigt und mit neuer Hoffnung nach Hause gehen und dort Licht und Salz sein. Das wird nicht ohne Wirkung bleiben.

Warum darf die Schweiz nach diesem Gebetstag speziell Gottes Segen erwarten?
Weil wir einen gnädigen Gott haben, der unser Land liebt – auch unser Land!

Werden die Schweizer die ­Nationalhymne danach noch inbrünstiger singen?
Sie wird ja eh schon meistens inbrünstig gesungen! Für mich wäre es wichtiger, wir würden feuriger beten und den Gott, den wir in der Nationalhymne besingen, ehren und Grosses von ihm erwarten.

Annette Walder, 54, verheiratet, drei Kinder, wohnt in Maur am Greifensee und ist dort Mitglied der reformierten Landeskirche. Ausbildung in München zur Dolmetscherin für Englisch und Russisch. Das Anliegen der verfolgten Christen prägt seit Jugendzeit ihr Leben. Von Kindheit an im CVJM engagiert, Jungschar-Leiterin, bis zum letzten Frühjahr im Vorstand des Cevi Zürich, dort noch verschiedene ehrenamtliche Tätigkeiten. Bis 2004 akkreditierte Dolmetscherin am Zürcher Obergericht, dann einige Jahre Geschäftsführerin von CSI. Seit Januar 2012 Mitglied der Leitung von «Gebet für die Schweiz», nun Projektleiterin des Nationalen Gebetstags in Aarau. Grosse Russland-Liebhaberin.

Nationaler Gebetstag
Der Nationale Gebetstag vom 1. August wird vom Netzwerk «Gebet für die Schweiz» verantwortet, nun in Partnerschaft mit der Agentur C. Im Aarauer Schachen versammeln sich Jung und Alt, Familien und Singles, Migranten und Schweizer, um gemeinsam ein Fest zur Ehre Gottes zu feiern.

Webseite:
Nationaler Gebetstag

Das Interview wurde von der Redaktion gekürzt. Den vollständigen Text finden Sie im «ideaSpektrum Schweiz».

Datum: 13.07.2012
Autor: Andrea Vonlanthen
Quelle: ideaSpektrum Schweiz

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