Mehr als ein moralisches Buch

Die Essenz der Bibel entdecken

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Viele Menschen sehen die Bibel als eine Art Gebrauchsanweisung für ein optimales, moralisches Leben. Dort steht, was richtig und falsch ist, es gibt Vorbilder, die einem zeigen, wie man besser leben kann. Aber eigentlich geht es in diesem Buch um etwas ganz anderes. Wir gehen der Essenz der Bibel auf den Grund.

Oft liest man in der Bibel, um sich durch die Glaubenshelden inspirieren zu lassen. Zum Beispiel: Was in meinem Leben ist ein Riese Goliath und wie kann ich ihn besiegen? Oder: Wie kann ich Glauben finden wie der «Glaubensheld» Abraham? Doch wenn man die Bibelgeschichten genauer betrachtet, muss man feststellen, dass sich diese sogenannten Helden eigentlich nicht als reine Vorbilder eignen. Denn vieles von dem, was sie getan und gesagt haben, war egoistisch, zerstörend, entmutigend und alles andere als heldenhaft.

Vom Liebling Gottes zum Ehebrecher und Mörder

Nehmen wir mal König David. Er wird oft als «Liebling Gottes» bezeichnet. Und er war sicher auch ein cooler Typ. Einst ein Hirtenjunge, später der König von Israel – und Gott selbst hat ihn dazu berufen und salben lassen. Er sieht gut aus, als Teenager besiegt er den Riesen Goliath, er hat eine enge Beziehung zu Gott, ist ein Dichter und Beter und schreibt viele der Psalmen, die uns heute noch Mut machen. Zum Beispiel Psalm 23: «Der Herr ist mein Hirte...»

Aber dann, huch! Dann benimmt er sich auf einmal gar nicht so heldenhaft. Er entdeckt eine schöne Frau und es ist ihm völlig egal, was sie dazu sagt oder dass sie verheiratet ist. Er nimmt sie sich. Als sie schwanger wird, versucht er erst den Seitensprung zu vertuschen und als das nicht gelingt, lässt er den gehörnten Ehemann umbringen...

Vom Glaubensvater zum grausamen Herrn

Oder Abraham. Er gilt als «Vater des Glaubens». Doch als Gottes Versprechen für sein Leben nicht einzutreffen scheint, versucht er sich selbst zu helfen. Er und seine Frau halten eine Sklavin, die nun auch sexuell ausgebeutet wird. Weil Abraham und seine Frau kein Kind bekommen, soll nun die Sklavin den Sohn gebären. Das Kind kommt zur Welt, aber die Konstellation geht nicht gut. Nachdem Abraham und seine Frau die Sklavin sehr schlecht behandeln, wird sie schliesslich mit dem Kind in die Wüste geschickt – ein Todesurteil...

Man muss zugeben, diese und auch andere Figuren der Bibel funktionieren nicht als moralische Muster für unser Leben. Aber: Das ist auch gar nicht das Ziel der Bibel. Denn im Buch der Bücher geht es nicht um heldenhafte Menschen. Sondern um das Eingreifen Gottes!

Erkennen, wie Gott ist

Alle Geschichten der Bibel sind Beispiele dafür, wie Gott völlig unverdient in das Leben kaputter, egoistischer, begrenzter Menschen eingreift, um sie zu lieben, ihnen nahe zu sein und sie zu verändern. Es gibt nur einen wirklichen Helden in der Bibel: Gott selbst.

In jeder Geschichte zeigt sich das Wesen Gottes und wie er zu uns Menschen wirklich ist: voller Gnade, Geduld und Liebe. Auch in unserem Glauben geht es nicht darum, moralische Vorbilder zu imitieren, sondern auf das Eingreifen Gottes in unserem Leben zu warten. So wie Gott damals den Menschen begegnet ist, so greift er auch heute noch ein. Nicht erst dann, wenn moralisch alles okay ist. Die Bibel beweist, dass Gott präsent ist, trotz all unserer Schwächen und unseres Versagens. Er zeigte sich Abraham voller Gnade und Erbarmen. Er sah auch die Sklavin mit ihrem Kind und griff voll Liebe und Anteilnahme in ihr Schicksal ein. Er begegnet David voller Geduld und Vergebung. So ist Gott. Und so begegnet er auch uns.

Wenn wir die Bibel aufschlagen, sollten wir uns nicht als erstes fragen: «Was soll ich tun? Wie kann ich besser werden?» Sondern: «Gott, wo bist du der Held in dieser Geschichte? Zeig mir, wie du bist. Und bitte, greife du auch in mein Leben ein. Sei mir nahe und verändere mich.»

Zum Thema:
Den Held der Bibel kennenlernen
Lust auf Bibellesen: Die Schätze des weisen Königs Salomo entdecken
Das Geheimnis lüften: Wie man die Bibel richtig liest
Weitverbreitete Frage: Ist Glauben langweilig?

Datum: 05.10.2019
Autor: Miriam Hinrichs
Quelle: Jesus.ch

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