Reiseführer durchs Jenseits

100 Dinge, die du NACH dem Tod auf keinen Fall verpassen solltest

Das Leben ist die grosse Reise aller Menschen. Und praktisch jeder Einzelne, aber auch jede Kultur rechnet damit, dass das Hier und Jetzt dabei nicht alles ist. Diese Grundannahme nimmt Fabian Vogt auf und strickt daraus einen humorvoll-informativen Reiseführer durchs Jenseits. Er macht damit Lust darauf, sich zu überlegen: Wie sieht eigentlich mein Jenseits aus? Und welche Auswirkungen hat das auf mein Diesseits?

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Fabian Vogt
Fabian Vogt knüpft mit seinem neuen Buch beim Genre der Sehnsuchtsbücher an. Denn genau das sind sie, die vielen Ratgeber, die uns 100 Dinge zeigen, «die man unbedingt getan haben muss», 100 Sehenswürdigkeiten, «die man unbedingt gesehen haben sollte» und 100 Bücher, «die man unbedingt gelesen haben muss». Wer aus all diesen Aufzählungen ein To-do-Listen macht, kann damit wirklich Stress erzeugen, doch die meisten verreisen mit solch einem Buch vor Augen nur in Gedanken. Sie träumen sich an exotische Strände, um im nächsten echten Urlaub doch wieder in den Schwarzwald zu fahren...

Vogt nimmt das bewährte Konzept dieser Sehnsuchtsbücher auf und schaut einmal nach, wie die verschiedenen Religionen und Kulturen mit der Jenseitsfrage umgehen. Und er hält als erste Erkenntnis, bevor das Buch so richtig startet, mit C. G. Jung fest: «Alle grossen Religionen haben das Leben nach dem Tod unmissverständlich bejaht.»

Keine Seelsorge und trotzdem hilfreich

Die Frage nach dem Sterben bzw. dem Tod bringt schon eine gewisse Schwere mit. Denn immerhin liegt die Sterblichkeitsrate «noch» (wie Vogt augenzwinkernd ergänzt) bei 100 Prozent. Will heissen: sie betrifft jeden. Das Buch setzt dies voraus und bringt es immer mal wieder zur Sprache, doch es geht an keiner Stelle seelsorgerlich tröstend auf Hinterbliebene ein. Das ist einfach nicht sein Thema. Stattdessen beschreibt es Jenseitsvorstellungen aus unterschiedlichsten Kulturkreisen. Vogt nennt vertraute Bilder wie das biblische «Buch des Lebens». Er erklärt auch, wieso Petrus in der christlichen Tradition oft als Pförtner des Himmels dargestellt wird. Letztlich ist dies ein Missverständnis seiner «Schlüsselrolle», als Jesus ihm versprach: «Ich will dir die Schlüssel des Reiches der Himmel geben» (Matthäus, Kapitel 16, Vers 19).

Interessant bis abstrus sind auch die Jenseitsvorstellungen der germanischen oder griechischen Mythologie oder von zahlreichen Naturreligionen weltweit. Sie alle stehen in einem fröhlichen Nebeneinander, ohne dass Vogt eine davon abwertet. Typisch ist zum Beispiel die hinduistische Vorstellung, sich nach dem Tod ein Jahr lang als Ahnengeist an einem Kuhschwanz festzuhalten, bevor man von Yama, dem Totengott, beurteilt wird. Vogt lässt dies einfach stehen. Und er gewinnt dieser Geschichte noch etwas ab: «Faszinierend bleibt dabei vor allem die hinduistische Vorstellung, dass jedes Leben konkrete Auswirkungen auf das nächste hat … Sollten Sie mal vor Yama stehen, was glauben Sie, wohin Ihre Reise dann führt?» Natürlich können all diese unterschiedlichen Jenseitsvorstellungen nicht gleichzeitig zutreffen, doch sie enthalten starke Bilder, die dem Leser dabei helfen, sich eine eigene Meinung zu bilden.

Nicht evangelistisch und trotzdem einladend

Himmel und Hölle sind beliebte Predigtinhalte, um Christen wie Noch-nicht-Christen klarzumachen, dass ihre diesseitigen Entscheidungen durchaus ewige Konsequenzen haben. Jesus selbst sprach davon – allerdings deutlich weniger, als viele wahrhaben wollen. Fabian Vogts Buch ist allerdings kein verkapptes Traktat. Er zeigt darin nicht den Weg in den Himmel. So wie er verschiedene positive Jenseitsvorstellungen beleuchtet, berichtet er auch von verschiedenen Formen der Verdammnis. Er zeigt das Fegefeuer und wie es sich im Laufe der Zeit von einer Reinigung durch Selbsterkenntnis zu einem Strafsaal entwickelt hat. Und er erklärt Hölle, Vorhölle, Seelenvernichtung und vieles mehr. Der humorvolle Unterton bleibt dabei trotzdem erhalten. So schliesst er dieses Kapitel mit den Worten des pietistischen Theologen Johann Albrecht Bengel: «Mancher, der sich vor dem Gericht Gottes […] gefürchtet hat, wird sich in der Ewigkeit ein klein wenig schämen müssen, dass er dem Herrn nicht noch mehr Gnade zugetraut hat.»

Welche Aspekte Vogt auch beleuchtet, er hat dabei ein Lächeln im Gesicht, er wertet nichts ab, er erklärt viele Hintergründe und Entwicklungen und lädt immer wieder dazu ein, sich selbst Gedanken zu machen.

Nicht biblisch und trotzdem himmlisch

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Buchcover von «100 Dinge, die du nach dem Tod auf keinen Fall verpassen solltest»

Wer Fabian Vogts «100 Dinge …» liest und eine Liste aller biblischen Textstellen zu Himmel und Hölle erwartet, der wird enttäuscht. Wer «klare Kante» gegen andere Jenseitsvorstellungen als die biblischen erwartet, wird ebenfalls nicht auf seine Kosten kommen. In diesem Sinne ist das Buch des evangelischen Theologen nicht biblisch. Aber ist es deshalb unbiblisch? Ich würde sagen: Es verweigert sich diesen Kategorien. «100 Dinge, die du NACH dem Tod auf keinen Fall verpassen solltest» ist ein leicht lesbares, vergnüglich geschriebenes und informatives Buch. In 100 sehr kurzen Kapiteln lädt es zum Nachdenken über das Leben und die Zeit danach ein. Dabei wird deutlich, wie eng Diesseits und Jenseits zusammenhängen und sich gegenseitig beeinflussen. Kein Wunder, dass es am Ende des Buchs um Hoffnung geht. Es ist so etwas wie das «Osterlachen» zwischen Buchdeckeln. Der kirchliche Brauch war nie besonders passend und schon gar nicht würdevoll. Aber er unterstreicht unnachahmlich, dass der Tod besiegt ist, der sich quasi an Christus «verschluckt» hat. Fabian Vogts Buch wird ebenfalls nie als würdevolles Buch des Jahres ausgezeichnet werden. Aber es lässt uns lächeln, nachdenken und unseren Alltag im Licht der Ewigkeit gelassener sehen.

Zur Person:

Fabian Vogt (52) ist Theologe, Autor und Künstler. Er steht auf der Kanzel und ist im Radio zu hören. Er schreibt Science-Fiction, Theaterstücke und unterhaltsame Sachbücher, die komplexe Themen unterhaltsam vermitteln.

Fabian Vogt: 100 Dinge, die du NACH dem Tod auf keinen Fall verpassen solltest. Der kleine Reiseführer durch das Jenseits, Hardcover, bene!, 256 Seiten, ISBN: 978-3-96340-043-8, SFr 24,90 / EUR 15,-

Zum Thema:
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An der Grenze: Jesus und das Jenseits

Datum: 05.05.2019
Autor: Hauke Burgarth
Quelle: Livenet

Kommentare

Ich finde das Buch spannend , wenn man erfahren will wie sich andere Kulturen und Religionen das Thema Himmel und Ewigkeit vorgestellt haben, oder vorstellen. Ich war aber auch enttäuscht ,weil ich mir unter dem Titel etwas ganz anderes vorgestellt habe! Ich habe ein Buch erwartet mit 100 positiven Dingen in der Ewigkeit ,humorvoll aber biblisch eingepackt. Stattdessen sind es einfach 100 Vorstellungen quer durch alle Religionen und viele eben furchtsam, die ich gerne verpasse!! Den Titel finde ich total unpassend gewählt. Schade, ich würde das Buch nicht mehr kaufen.

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