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«More than pretty» ist ein Webportal, das von Frauen in Leiterpositionen geführt wird und einen ehrlichen Einblick in ihr Leben als Leiterinnen in der Kirchenlandschaft gibt. Drei engagierte Frauen, die für die Blogseite schreiben, trafen sich mit Florian Wüthrich, Redaktionschef von Livenet, um über ihre Träume auszutauschen.
Es war ein längerer Prozess, bis es zu diesem Portal kam, erklärt Doris Lindsay, die «More than pretty» 2015 gründete. Die Bernerin lebt mit ihrem Mann in Südafrika, wo sie sich für gefährderte Jugendliche einsetzt. «Ehrlich gesagt brauchte es auch Mut», gibt sie zu. Denn sie hätte Angst gehabt, mit einem Portal «nur von Frauen» zu schubladisieren. «Mein Herz brennt auch für andere Themen.»Dennoch sei dieses Anliegen gewachsen. Viele junge Leiterinnen haben keine Vorbilder, weil wenig Frauen vor ihnen Leitungspositionen wahrgenommen haben. Mit «More than pretty» wollte sie ein Leiterschaftsportal erschaffen, das ehrlich über die Probleme im Alltag einer Leiterin spricht – und nicht nur lehrt. Oder, wie es Doris Lindsay ausdrückt: «ein Leiterschaftsportal ohne christliches Makeup».
Gerade das Authentische an «More than pretty» motivierte Susanna Rychiger, Leiterin von 24-7 Schweiz, bei diesem Projekt mitzumachen. Das sei wertvoll. «Wie es einem als Frau persönlich geht, darüber redet man nicht an Leiterschulungen», meint sie. Auch sie beschäftige das Thema Frauen und Leiterschaft schon länger. «Das Webportal sehe ich als einfachen Weg, einen Impact auf viele Frauen zu haben.»
Debora Alder-Gasser, die in der Vineyard Bern den Bereich Gottesdienst leitet, betont im Livenet-Talk, dass es bei der Vision von «More than pretty» trotz Ehrlichkeit um Ermutigung gehe. «Es ist eine Kunst, was man wahrnimmt – auch Ungerechtigkeiten – auf eine Art und Weise zu bringen, die Menschen wertschätzt.»
Das Jahr 2019 stehe für die Frauen für Aufwind, brachte Florian Wüthrich ein. Dies sei beispielsweise an den Rekordwerten in den Wahlen sichtbar. «Braucht es solche Anliegen wie 'More than pretty' trotzdem noch?», fragt er in die Runde. «Realität ist immer noch, dass wenig Frauen leiten», antwortet Lindsay. «Die Offenheit wäre vorhanden und wir sind auf einem guten Weg, doch es gibt immer noch viele Widerstände.» Es brauche deshalb «More than pretty», Authentizität und echte Stimmen.
Doris Lindsay unterstreicht dabei: «Wir kämpfen nicht gegen Männer.» Das sei kein Thema bei «More than pretty». «Vielmehr wollen wir in der Leitungslandschaft eine positive Stimme sein und dadurch die Selbstverständlichkeit kreieren, dass es viele Frauen in Leiterrollen gibt.»
Für die Zukunft wünscht sich Alder-Gasser, dass die Kirchen zu Vorreitern werden. «Wenn wir von diesen Themen reden, müssen wir kreativ und sein und neue Strukturen schaffen.» Ergänzend sagt Rychiger: «Ich glaube, wenn Gott eine Frau in der Leiterschaft will, gibt er auch den Rest dazu, dass das möglich ist.» Doris Lindsay fügt an: «Ich wünsche mir, dass die Stärke im Gemeinsamen zunehmen wird.» Sie führt weiter aus: «Vielleicht braucht es ein Stück weit Versöhnung. Ich träume davon, dass sich Männer entschuldigen, wenn sie Frauen übersehen oder nicht gefördert haben.» Die Kirche brauche Heilung für die Ungleichheit, die viele erlebt haben. «Damit Frauen merken: Wir sind gewollt.»
Zur Webseite:
«More than pretty»
Livenet-Talk: «More than pretty»: Authentisches Frausein
Zum Thema:
morethanpretty.net: «Gott hat den Frauen mehr als nur Schönheit anvertraut!»
In Erziehung und Leiterschaft: Wurzeln und Flügel mitgeben
Ein neues Leben in Äthiopien: Sterben, um wirklich zu leben