„Von guten Mächten wunderbar geborgen…“: Dietrich Bonhoeffer würde 100

Die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) gedenkt des protestantischen Theologen und, Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer anlässlich seines 100. Geburtstages mit Veranstaltungen in Berlin, Breslau und London.

Der am 4. Februar 1906 in Breslau geborene Bonhoeffer hat mit seinem theologischen Denken den Protestantismus tief geprägt und konfessionsübergreifend Bedeutung gewonnen. In kirchlichen Kreisen wird er immer wieder als "evangelischer Heiliger" bezeichnet.

Schon 1933 unverblümte Worte über Hitler

Dietrich Bonhoeffer wurde am 9. April 1945 – wenige Wochen vor Kriegsende – im Konzentrationslager Flossenbürg hingerichtet. Pfarrer Bonhoeffer hatte während des Dritten Reichs schon zu einem relativ frühen Zeitpunkt der nationalsozialistischen Ideologie widersprochen. Im Jahre 1933 wagte er in einem Rundfunkvortrag deutliche öffentliche Worte: "Führer und Amt, die sich selbst vergotten, spotten Gottes".

Auf dem Fundament dieser klaren Grundposition suchte Bonhoeffer die richtige Antwort auf die Herausforderung durch das nationalsozialistische Regime. Er kämpfte mit seinen Freunden entschieden gegen den so genannten Arierparagrafen in der Kirche. Zugleich verlangte er, über den Widerstand gegen die staatliche Kirchenpolitik hinaus zu gehen und ebenso entschieden für die Menschenrechte der Juden im Staate einzutreten.

Im Kreis der Widerstandskämpfer

Bonhoeffer gehörte zum Kreis derer, die das Attentat am 20. Juli 1944 auf Adolf Hitler vorbereitet haben. Dabei hat er sein politisches Handeln immer theologisch begründet und in dieser Zeit mehrere Bücher geschrieben, die ihn auch als theologischen Denker weltweit bekannt gemacht haben.

Seine Briefe und Texte aus der Zeit der Haft (1943-1945) sind nach dem Krieg unter der Überschrift "Widerstand und Ergebung" veröffentlicht worden. Sein 1944 in der Haft geschriebenes Gedicht "Von guten Mächten wunderbar geborgen" ist fester Bestandteil des Evangelischen Gesangbuchs.

Vorbild im Glauben, Denker des Christseins

Er sei ein Heiliger im evangelischen Verständnis, äusserte der Ratsvorsitzende der EKD, Bischof Wolfgang Huber, der auch Herausgeber der Gesamtausgabe der Texte von Dietrich

Bonhoeffer ist, weil er für Andere zum Vorbild im Glauben geworden sei. In diesem Sinne sei er allerdings kein Heiliger, der der Welt geflohen sei, sondern er sei "der Erde treu gewesen", erinnerte Huber. Bonhoeffer habe deutlich gesagt, dass sein geschöpfliches Dasein im Kern zum christlichen Glauben gehöre.

Die eigenen Schwächen nicht versteckt

In seiner Biographie und in seinen Texten sei deshalb zu beobachten, dass er aus diesem Grund seine eigenen Schwächen nicht versteckt habe: "seine Angst in der Haft, seine Depression, seine Wut". Der EKD-Ratsvorsitzende stellte deshalb gegenüber dem evangelischen Monatsmagazin "chrismon" fest: "Jemand, der diese unterschiedlichen Seiten des Lebens bejaht, ist für mich ein Vorbild im Glauben. Ein Mensch wie Bonhoeffer, der gern Klavier spielt, sich ins Gefängnis Zigaretten schicken lässt und ein gutes Glas Wein nicht verschmäht, taugt durchaus dazu, ein Heiliger zu sein."

Mit verschiedenen Angeboten und Veranstaltungen erinnert die EKD an den Theologen und Widerstandskämpfer. In Zusammenarbeit mit der Internationalen Bonhoeffergesellschaft und dem Polnischen Ökumenischen Rat (PÖR) finden auch zentrale Feiern in Breslau, der Geburtstadt von Dietrich Bonhoeffer, statt. An einigen zentralen Gedenkveranstaltungen wird auch der Erzbischof von Canterbury, Rowan Williams, teilnehmen.

Webseite der Zürcher reformierten Landeskirche zum Bonhoeffer-Jahr
www.bonhoeffer.ch
Gedenkveranstaltung in Zürich am 5. Februar: Film, Lesung, Podium

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Kurz-Biographie von Dietrich Bonhoeffer (1906-1945)

Geboren am 4.2.1906 in Breslau als sechstes von acht Kindern, der Vater ist der Arzt und Neurologe Prof. Dr. Karl Bonhoeffer, die Mutter Paula, geb. von Hase

1912 zieht die Familie nach Berlin in die Wangenheimstr. 47, dann 1935 endgültig in die Marienburger Allee 43

mit 17 Jahren - 1923 - macht er Abitur und beginnt das Theologiestudium

1924 reist er nach Rom und legt 1927 - mit 21 Jahren - seine Promotion vor “Sanctorum communio - eine dogmatische Untersuchung zur Soziologie der Kirche”

1928 erstes theologisches Examen, Vikariat in der deutschen Gemeinde in Barcelona

1930 Zweites Theologisches Examen mit Habilitation “Akt und Sein - Transzendentalphilosophie und Ontologie in der Systematischen Theologie”, Privatdozent in Berlin, Reise nach New York, Union Theological Seminary, 1931 Rückkehr nach Berlin, Studentenpfarrer an der Technischen Hochschule Berlin. - Jugendsekretär des “Weltbundes für Freundschaftsarbeit der Kirchen”

1932 Konfirmandengruppe in Berlin, Umzug aus dem vornehmen Grunewaldviertel in das Proletarierviertel Prenzlauer Berg, Man wählt hier kommunistisch. - Eröffnung der Charlottenburger Jugendstube, einer Einrichtung für erwerblose Jugendliche, wird 1933 von den Nazis geschlossen

1933, 1.2. Radiovortrag "Wandlungen des Führerbegriffes" (während der Übertragung durch die Senderleitung abgebrochen), im April Aufsatz "Die Kirche vor der Judenfrage", im August Flugblatt "Der Arierparagraph in der Kirche", im Oktober Pfarrer an der deutschen Gemeinde in London

1934 Ökumenische Konferenz in Fanö. Trennung der deutschen Gemeinde in London von der “Reichskirchenregierung” (Heckel)

1935 Beginn des Predigerseminars der Bekennenden Kirche erst auf dem Zingsthof, dann in Finkenwalde

1937 Polizeiliche Schliessung von Finkenwalde

1938 Ausweisung aus Berlin

1939 Reise nach London und in die USA, trotz der Bitten der amerikanischen Freunde Absage, dort zu bleiben, im Juli Rückkehr nach Deutschland

1940 Nach Kontakten mit Verschwörern UK-Stellung ("Unabkömmlich") bei der "Abwehr", Kloster Ettal

1941 Reise in die Schweiz, Druck- und Veröffentlichkeitsverbot, "Unternehmen 7", Judendeportationen aus Berlin

1942 Reisen nach Norwegen, Stockholm - Treffen mit Bischof Bell - und in die Schweiz

1943 Verlobung mit Maria von Wedemeyer, im April Verhaftung wegen angeblicher Devisenaffäre in der "Abwehr", Anklage "Zersetzung der Wehrkraft"

1944 Attentat vom 20. Juli, Fund der Zossener Akten mit den Namen der unterrichteten oder an der Vorbereitung des Attentats beteiligten Personen, Fluchtplan aufgegeben, Gestapokeller Prinz-Albrecht-Strasse

1945 KZ Buchenwald, 5.4. Hitlers persönlicher Vernichtungsbefehl, Schönberg, KZ Flossenbürg, Standgericht, am 9.4. hingerichtet, Bruder Klaus in Berlin und Schwager von Donanyi in Sachsenhausen getötet

Quelle: Adventistischer Pressedienst APD, Kurzbiografie: Internationale Bonhoeffer-Gesellschaft (ibg)

Datum: 29.01.2006

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