Interview nach Freilassung

So erlebte Saeed Abedini Gott im iranischen Gefängnis

Der amerikanische Pastor hat erstmals über seine Zeit in iranischer Haft gesprochen. Er berichtete von Folter und Grausamkeit – und darüber, wie er dennoch Gott anbeten konnte.

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Saeed Abedini (älteres Bild)
Nach drei Jahren in Haft wurde der Pastor und Familienvater aus dem US-Bundesstaat Idaho vergangene Woche gemeinsam mit drei anderen Personen aus der iranischen Haft entlassen – im Austausch gegen sieben Gefangene, die in den USA in Haft waren. Am Montagabend sprach er im US-Nachrichtensender Fox News über seine Zeit in Haft. Man habe ihm immer wieder vorgeworfen, das Christentum benutzen zu wollen, um die iranische Regierung zu stürzen.

«Ich habe immer wieder gesagt, dass das nicht stimmt», berichtete Abedini im Interview. «Ich wollte nur ein Waisenhaus bauen, den Menschen Liebe zeigen und das Evangelium mit ihnen teilen.» Seine Verhörer hätten davon nichts wissen wollen und ihn immer wieder brutal geschlagen und gedroht, ihn zu Gefangenen der Terrorgruppe Al-Kaida zu verlegen, wo er zu Tode geprügelt werde. Die Verlegung sei auch erfolgt, aber Gott habe ihn beschützt. Man habe von ihm verlangt, Dokumente zu unterzeichnen, nach denen er ein Verbrecher sei. Weil er sich weigerte, habe man ihm mit der Verlegung in ein härteres Gefängnis gedroht.

«Sie sagten zu mir», erinnert sich der Pastor, «dass sie mich verfolgen würden, wenn ich eines Tages in die USA zurückkehre. 'Wenn du mit deiner Sache weitermachst, werden wir dich töten'», habe eine Drohung gelautet.

Augenzeuge bei Massenhinrichtungen

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Pastor Saeed wird von Franklin Graham begrüsst, im Hintergrund seine Eltern
Jeden Mittwoch hätten die Gefängnisaufseher bis zu zehn sunnitische Gefangene durch Hängen exekutiert. «Es passierte vor unseren Augen, manche haben geschrien, andere geweint, andere haben sich nassgemacht», erinnerte sich Abedini. «Es war grausam. Die Wachen haben sie an Händen und Füssen gepackt, so wie man ein Lamm zur Schlachtbank führt.»

Trotz all der Qualen habe er in der Haft die Nähe Gottes gespürt, sagte Abedini: «Ich habe gebetet und gebetet, an manchen Tagen bis zu 20 Stunden. Das war eine wunderbare Zeit mit Gott, das habe ich genossen.» Dies habe getröstet in einer Zeit, in der er nicht einmal eigene Kleidung bekommen oder Bücher lesen durfte.

Ehefrau distanzierte sich wegen Porno-Sucht

Abedinis Ehefrau, Naghmeh Abedini, hatte nach der Freilassung gegenüber der Presse erklärt: «Das ist die Antwort auf Gebete. Wir freuen uns auf die Heimkehr Saeeds und wollen den Millionen von Menschen danken, die uns mit Gebeten in dieser schwierigen Zeit unterstützt haben.» Das Paar hat zwei Kinder.

Erst im November war sie öffentlich von ihrem Mann abgerückt, nachdem sie über Jahre bei öffentlichen Auftritten für seine Freilassung geworben hatte – unter anderem in Deutschland. Sie begründete ihre Distanzierung mit der Aussage, ihr Mann habe sie physisch, emotional und sexuell misshandelt, unter anderem durch seine Pornografie-Sucht. Während seiner Haft hätten beide per Telefon und Skype Kontakt gehabt und ihre Beziehung habe sich verschlechtert.

Abedini war nach seiner Freilassung zunächst in Deutschland medizinisch behandelt worden und reiste dann in die USA, wo er sich auf dem Gelände der Billy-Graham-Stiftung an seine neue Freiheit gewöhnt.

Zum Thema:
Schweiz leistete Vermittlerrolle: Pastor Saeed Abedini aus iranischem Gefängnis freigelassen
Iran: Führende Mitglieder der Hauskirchenbewegung freigesprochen
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Datum: 27.01.2016
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: PRO Medienmagazin

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