Die russische Kirche war schon unter den Zaren ein williges Werkzeug der
Staatsmacht. Die Sowjetkommunisten verfolgten sie zunächst ein
Vierteljahrhundert lang. Doch nach dem Einfall Hitlers und im ganzen Kalten
Krieg verbündeten sich die Bolschewiken innen- und aussenpolitisch mit den
Patriarchen von Moskau. Die Wende sollte die Kirche frei machen, doch…
Patriarch Kyrill und Präsident Putin
Heute ziehen Patriarch
Kyrill und Präsident Putin am gleichen Strang. Nicht nur politisch, auch
persönlich: Schliesslich war es Kyrills Vater, von dem der kleine Vladimir
einst heimlich getauft wurde. Das Zusammenspiel von staatlicher und politischer
Führung in Moskau zeigt sich ganz akut in der Ukraine: Nach Herauslösung von Kiew aus der Sowjetunion und
später auch aus dem Einflussbereich des postkommunistischen Russlands ist seine
kirchliche Abhängigkeit von diesem Vladimir Putins letztes Standbein am Dnepr
geblieben.
Über die Ukraine hinaus sieht Moskau in der gesamten
orthodoxen Kirche einen wichtigen Faktor seiner globalen Strategie. Einer der
einflussreichsten Ideologen im heutigen Russland, Alexander Dubin, hat dem
US-Magazin «Time» anvertraut: «Für uns stellt die Orthodoxie die Achse der
russischen Weltordnung dar, die aufzurichten wir bestrebt sind.»
Orthodoxes Griechenland im Visier des
Kremls
Kloster Iviron auf dem Berg Athos
Eine wichtige Rolle in diesem Machtspiel hat der Kreml
dem orthodoxen Griechenland zugedacht. In
Athen scheint man sich darüber inzwischen im Klaren zu sein. Jedenfalls wurde
in diesen Tagen einem der nach Kyrill gewichtigsten Vertreter der
kirchenpolitischen Nomenklatura die Einreise nach dem Berg Athos verweigert:
Erzbischof Varsonofij Sudakov von Petersburg. Schon im Juli hatte der
griechische Aussenminister Nikos Kotzias
zwei russische Diplomaten ausgewiesen und über zwei weitere, früher
akkeditierte, das Verbot einer Rückkehr verhängt. Ihnen wurde nicht wie in
solchen Fällen üblich Spionage vorgeworfen, sondern Beeinflussung griechischer
Bischöfe und Machenschaften in der Klosterrepublik Athos.
Kirchenspezialist Alexei Popov
Unter den russischen Diplomaten, die nicht mehr nach
Griechenland dürfen, ist der inzwischen in Vietnam stationierte Alexei Popov.
Zuvor war er als Generalkonsul in Saloniki durch gezielten Ausbau kirchlicher
Beziehungen aufgefallen. Seine Aktivitäten bewegten sich zwischen Besuchen am
Athos, beim bekannt russophilen Metropoliten Panteleimon Kalpakidis im
makedonischen Berroia und der Insel Limnos, wo er vor drei Jahren am russischen
Soldatenfriedhof ein Kriegerdenkmal einweihte, während draussen auf See der
Zerstörer «Svetlivi» einen Zwischenfall mit der türkischen Marine provozierte.
Sogar aus Vietnam kam Popov 2017 noch einmal nach Limnos, um es zur
«Griechisch-Russischen Freundschaftsinsel» zu erklären. Auch sonst war der
Diplomat nach seiner Abberufung weiter in Griechenland aktiv. Blieb er doch
Vizepräsident des griechischen Zweiges der «Kaiserlichen Orthodoxen
Palästinagesellschaft».
«Kaiserliche» Palästinagesellschaft» und «Dialog der Zivilisationen»
Vladimir Jakunin
Diese hatte Zar Alexander III. 1882 zum Ausbau der
russischen Pilgerwege nach Jerusalem, aber auch der politisch-militärischen
Präsenz am östlichen Mittelmeer gegründet. In diesem Sinn wirkte sie bis zur
Oktober-Revolution, wurde dann 2007 von Putin neu gegründet. An ihre Spitze
stellte er den Geheimdienst-Generaloberst Sergei Stepaschin, der 1999 als
Regierungschef den Übergang von Boris Jelzin bewerkstelligt hatte. Ein
Auslandszweig der neuen Palästinagesellschaft wurde in Griechenland gegründet.
Zum Präsidenten machte Putin den kaukasusgriechischen Baulöwen Symeon
Panagiotidis. Gleichzeitig erhielt dieser den Auftrag für Abfallentsorgung
in Petersburg in Höhe von 500 Millionen Euro.
Eine weitere Schlüsselfigur beim
Griff der Russen nach Athen ist neben Alexander Dugin – der mit 600
griechischen Politikern E-Mails austauscht – der ehemalige «Eisenbahn-Zar»
Vladimir Jakunin. Wie er früher der orthodoxen Kirche ausrangierte Waggons als
Notkirchen zur Verfügung stellte, gründet er neuerdings Denkwerkstätten für
künftige russische Globalgeltung. Griechischer Partner bei diesem «Dialog der
Zivilisationen» ist der Reeder Nikolaos Papanikolaou. Jeden September
versammelt er auf der Insel Rhodos eine weltweite politische, wirtschaftliche
und kulturelle Elite, um sie für Russland als kommende Vormacht zu gewinnen.
Super Sache, daß Hr. Putin sich noch in der Zeit der Sowjetunion hat taufen lassen! So bereitet Gott Seine Leute vor. Im Sozialismus ist die Russische Kirche durch eine harte Zeit der Verfolgung gegangen.
Die Haupt-Kirche der Orthodoxie, die Hagia Sophia, ist bekanntlich noch immer für Gottesdienste verschlossen. Wer schon einmal dort war, dem sind die dort hängenden Schilde mit den arabischen Schriftzeichen bekannt. Deutschland zahlt bekanntlich Milliarden an Steuergeldern an die Türkei, wir sollten weitere Zahlungen von der Nutzbarkeit dieser Stamm-Kirche für die Orthodoxie abhängig machen. Das wäre doch ein schönes Zeichen der christlichen Solidarität.
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