«Leben in Fülle entdecken»

Das Schweizer «LiFe»-Seminar geht um die Welt

Die «Leben-in-Fülle-entdecken»-Seminare sorgen dafür, dass Menschen den Glauben kennenlernen oder darin weitergeführt werden. «LiFe», das vor 15 Jahren entwickelt wurde, pulsiert mittlerweile in 15 Ländern von Ägypten über Japan bis hin zur Ukraine. Bald sollen weitere Nationen dazukommen, stellt Daniela Seibert in Aussicht. Livenet unterhielt sich mit der theologischen Mitarbeiterin von «LiFe».

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Daniela Seibert
Livenet: Daniela Seibert, jedes Jahr finden in der Schweiz mehr als 100 «LiFe-Seminare» statt. Auch in Ländern wie Deutschland, Ukraine, Ägypten und Japan wächst die Zahl ständig. Wie sieht ein solches Seminar aus?
Daniela Seibert: Viele «LiFe-Seminare» finden im Saal eines Restaurants statt. Das spricht auch Menschen an, die vielleicht nicht in eine Kirche gehen würden, sich aber doch für die Themen interessieren: «Wie können wir glücklich werden?», «Warum lässt Gott das zu?», «Was ist der Sinn des Lebens?», «Das Geschenk Gottes entdecken!» und «Leben in neuen Dimensionen!»

Oft nehmen sie zusammen mit Freunden, Mitarbeitern oder Bekannten teil, die sie dazu eingeladen haben. Ich staune immer wieder, wie in einem LiFe-Seminar unterschiedlichste Menschen zusammenkommen – Jugendliche und Senioren, Handwerker und Wissenschaftler, Verliebte und Geschiedene, äusserst Mitteilsame und Introvertierte... Manche Seminare werden bewusst für Leute in ähnlichen Lebenssituationen gestaltet – zum Beispiel für Jugendliche, für Mütter oder auch als Wochenend-Seminar in einem Fünfsternhotel für Geschäftsleute. Im Verlauf des Seminars wächst die gegenseitige Wertschätzung.

Wie sieht ein solcher Abend aus?
Ein Referent bereitet jeweils ein kurzes Referat vor und eine Person erzählt etwas, was sie persönlich zu diesem Thema erlebt hat. Die anderen Teilnehmer hören diese authentischen Erlebnisberichte sehr gern. Ein Moderator leitet durch die fünf Treffen.

Der vertiefende Teil bietet Raum für persönliche Fragen und gemeinsames Suchen nach Antworten. Auf dem Einladungs-Flyer steht: «Das LiFe-Seminar verbindet unsere entscheidenden Lebensfragen mit den Aussagen der Bibel.» Deshalb können die Teilnehmer auch gemeinsam erkunden, wie die Bibel mit solchen Themen umgeht. Viele Teilnehmer finden es sehr spannend, in einer Bibel zu blättern – nicht selten zum ersten Mal. Jeder Gast erhält eine Bibel geschenkt.

Ich erinnere mich, wie eine Frau an einem Abend eine tiefgehende Frage stellte. So sehr wir Leitenden uns auch um eine gute Antwort bemühten – wir fanden keine. Doch dann lasen wir als Gruppe gemeinsam in der Bibel. Der Bibeltext sprach direkt zu jener Frau. Es war förmlich spürbar, dass sie nun eine langgesuchte Antwort gefunden hatte.

Danach ist der offizielle Teil vorbei. Aber die Teilnehmenden verweilen in der Regel gern noch ein bisschen und lernen die anderen besser kennen. In diesem informellen Zusammensein entstehen oft die interessantesten Gespräche. Als besonders wertvoll erweist sich, wenn andere Gemeindeglieder das Seminar durch ihre Gebete «mittragen».

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Urs Schmid
Wie ist «LiFe» entstanden – Was gab den Impuls, welche Geschichte steckt dahinter?
Urs Schmid war jahrelang als gefragter Evangelist für Grossveranstaltungen unterwegs. Dorthin kamen immer wieder Menschen, die auf der Suche nach tiefem Lebenssinn waren. Urs Schmid beobachtete, welche Leute die persönliche Beziehung zu Gott entdeckten und wie sich ihr Leben veränderte. Er stellte fest: Eine entscheidende Rolle spielten immer Begleitpersonen an ihrer Seite – Christen, die sie auf ihrem Weg liebevoll begleiteten.

Die beliebtesten Themen dieser Veranstaltungen waren: «Wie können wir glücklich werden?», «Warum lässt Gott das zu?» und «Was ist der Sinn des Lebens?»

Gleichzeitig fand eine andere prägende Entwicklung statt: Die Zürcher Pfingstgemeinde «Christliches Zentrum Buchegg» wuchs unter der Leitung von Pastor Werner Kniesel stark. Ein wichtiger Grund dafür waren vermutlich die Kleingruppen, in denen Christen Leben teilen und geistlich wachsen konnten. Nun suchte Werner Kniesel nach einer Möglichkeit, wie Kleingruppen-Mitglieder gemeinsam auf die Fragen ihrer Freunde eingehen konnten. Er bat Urs Schmid, ihm dabei zu helfen.

So entstand im Herbst 2001 das erste «LiFe-Seminar». Verschiedene Leiter der Gemeinde halfen beim Weiterentwickeln. Bald wurden auch andere Freikirchen und Landeskirchen darauf aufmerksam und es breitete sich aus.

Was geschieht in Gemeinden, die mit Ihnen arbeiten?
Wir helfen Gemeinden, Evangelisation und Jüngerschaft zu verbinden. Bereits in den rund sechs Monaten vorher geschieht Entscheidendes im Leben der Gemeindeglieder: Sie sehen ihre Mitmenschen als Personen, die Gott liebt. Schulungen helfen den Gemeindegliedern, über ihre Erlebnisse mit Gott nachzudenken und sie als «Kurzzeugnisse» aufzuschreiben und anderen zu erzählen. Sie lernen zudem, Menschen, die die Beziehung mit Gott entdecken, wertschätzend zu begleiten. Besonders hilfreich sind dabei Kleingruppen. Sie können gemeinsam für Freunde beten und bilden oft die Basis für ein «LiFe-Seminar». Die Seminar-Treffen sind dann anstelle der üblichen Kleingruppentreffen.

Das hilft besonders Gästen eines Seminars, die sich wünschen, dass die Gemeinschaft nach dem Seminar weitergeht. Sie können nun einfach Zugang zur Kleingruppe finden und werden durch ihre Freunde auch weiterbegleitet. Wenn Gemeindeglieder miterleben, wie Menschen in ihrer Gemeinde den Glauben an Jesus entdecken, inspiriert und ermutigt das die ganze Gemeinde.

Multiplikation und Begleitung gehören quasi zur DNA – wie zeigt sich dies konkret?
Als kleines Team von Angestellten leisten wir nur einen sehr kleinen Teil der Arbeit. Das meiste geschieht durch Pfarrpersonen, Pastoren und Gemeindeleitende in verschiedensten Regionen der Schweiz und im Ausland. In der Schweiz zum Beispiel finden jährlich mehr als 100 LiFe-Seminare statt. Wir könnten diese unmöglich alle selbst leiten. Aber wir können Leiter schulen, die in ihrem Einflussbereich andere ausbilden.

Dies betrifft insbesondere Pfarrpersonen und Pastoren, die ihrerseits die Vision und das Know-how ihren Gemeindegliedern weitergeben möchten. Sie setzen das Gelernte um und viele von ihnen werden dann ganz natürlich zu Multiplikatoren: Sie berichten anderen Pastoren von ihren positiven Erfahrungen, werden Gastgeber für eine Multiplikatoren-Schulung, leiten selbst einzelne und mit der Zeit alle 15 Lektionen dieser Leiterausbildung.

Immer wieder hören wir von «LiFe»-Gästen, die danach Freunde zu einem nächsten Seminar begleiteten. Manche von ihnen werden mit der Zeit Leiter. Auch in unserem Team sind ehemalige Gäste. Sie wissen aus eigener Erfahrung, wie es ist, Gast an einem Seminar zu sein. Dies ist ein sehr wertvoller Schatz!

Wie werden die Gemeinden unterstützt?
Es ist unser grosses Anliegen, die Entwicklung von Gemeinden zu unterstützen. Als Mentoren mit langjähriger Gemeinde- und Seminar-Erfahrung begleiten wir die Gemeinden von den ersten Schritten an. Diesen bleibenden Austausch schätzen sie sehr. In einem Newsletter berichten wir regelmässig über Erfahrungen verschiedener Gemeinden, wovon andere profitieren können. Gleichzeitig hören wir im Gespräch mit den Gemeinden, welche neuen Fragen auftauchen. Wenn es hilft, entwickeln wir dann entsprechendes Material. Die Organisatoren haben immer kostenlos Zugriff auf die Unterlagen. Wenn in anderen Ländern Interesse an «LiFe» entsteht, übersetzen wir die Unterlagen nach Möglichkeit in die entsprechenden Sprachen und wenn sich Leiter bewähren, begleiten wir sie, während sie vor Ort weitere Leiter ausbilden.

Nebst der Vermittlung von Vision und Praxiserfahrung schätzen die Teilnehmenden besonders die Gemeinschaft mit anderen Leitenden aus verschiedensten Gemeinden. Die nächste Schulung findet als Blockkurs vom 18. bis 20. August 2016 im Hotel Seeblick in Emmetten statt. Dazu gibt es auch immer wieder regionale Multiplikatoren-Schulungen.

Sind die Seminare immer erfolgreich?
Wir sind sehr dankbar für die nachhaltige Frucht in Gemeinden. In manchen Seminaren werden Erwartungen enttäuscht. Gemeinden, die ihren Blick trotzdem auf Gott richteten und die negativen Erfahrungen auswerteten, erlebten danach oft besonders reiche Frucht. Wichtig ist, nicht ein bestimmtes Schema von «Erfolg» festzuhalten. Häufig wird erst nach Jahren sichtbar, was Gott durch «gescheiterte» Seminare wirkt.

Etwas ist mir besonders aufgefallen: Langfristig «erfolgreich» waren besonders die Gemeinden, die sich Zeit nahmen, bei allen die Sicht für Evangelisation und Jüngerschaft zu entfachen und zu pflegen – in der ganzen Gemeindeleitung, bei den Mitarbeitern und den Gemeindegliedern insgesamt. Manchmal wird dieser Schritt abgekürzt. Das führt zwar nicht automatisch zu schlechten Seminaren. Aber für den langfristen Erfolg und die Stärkung der Gemeinde ist es entscheidend, immer wieder in die Visionsvermittlung zu investieren! Zudem ist es sehr wichtig, die Begleitpersonen gut zu begleiten – sie sind die entscheidenden Kontaktpersonen für die Gäste.

Im Schriftbild fällt «LiFe» mit einem grossen «F» auf – wofür steht es?
Jesus sagte nach Johannes 10, Vers 10: «Ich bin gekommen, damit sie Leben in Fülle haben.» Auf diesem Vers beruht die Grundidee: Aus «Leben in Fülle entdecken» entstand das Akronym «LiFe». Die Pioniere dachten anfangs an Menschen, die die lebensverändernde Kraft von Jesus erstmals kennenlernten, die «zum Glauben kamen». Sie sollten «Leben in Fülle entdecken» können.

Bald zeigte sich: «Leben in Fülle entdecken» gilt auch besonders für die beteiligten Christen. Oft erzählen sie nachher: «Meine Freundin lernt die persönliche Beziehung zu Gott kennen. Ich begleite sie in ihren Fragen und Herausforderungen. Dies bereicherte mich unglaublich – wahrscheinlich lerne ich dabei am meisten!»

Auch die Mentoren und Leiter entdecken eine neue Dimension des «Lebens in Fülle». Während sie Christen in ihrer Aufgabe als Leiter und Begleitpersonen unterstützen, sind sie von Gott abhängig und zugleich selbst in hohem Masse Lernende und Beschenkte. Das Kernanliegen ist, dass Menschen «Leben in Fülle entdecken» – Gott besser kennen lernen und anderen helfen, die persönliche Beziehung mit Gott ebenfalls zu entdecken. Andere Menschen zu begleiten fordert heraus. Aber es ist vermutlich eine der erfüllendsten Erfahrungen im Leben!

In welchen Ländern gibt es solche Seminare? Ist in nächster Zeit die Verbreitung in weiteren Ländern geplant?
«LiFe-Seminare» gibt es in folgenden Ländern: Schweiz, Deutschland, Italien, Lichtenstein, Österreich, Ungarn, Slowenien, Albanien, Bulgarien, Rumänien, Ukraine, Russland, Jordanien, Ägypten und Japan. Wir rechnen damit, dass in nächster Zeit auch welche in Frankreich, Spanien, Portugal, Griechenland, zusätzlichen arabischen Ländern und in Amerika dazukommen werden.

Zur Webseite:
LiFe-Seminar

Zum Thema:
Neuer Auftritt: Alphalive: Frag mal ganz gross
MyLife-Workshop: Ein Lebenskurs für postmoderne Menschen
Glauben entdecken: Frischer Wind für den Glaubenskurs «Alphalive»

Datum: 15.08.2016
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

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