Gottfried Locher in Beirut

«Die menschliche Tragödie im Blick behalten»

Der Präsident des Schweizerischen Evangelischen Kirchenbundes und der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa, Gottfried Locher, eröffnete am Dienstag (23.11.2016) in Beirut die «3. Konferenz für den Erhalt christlicher Minderheiten im Nahen Osten». Locher unterstrich seine Anerkennung für den Mut und die Widerstandskraft der Christinnen und Christen der Region und rief zur weltweiten Solidarität mit den Verfolgten und zur Einhaltung der Menschenrechte auf.

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v.l.n.r. Pfarrer Andrea Zaki, Präsident FMEEC, Rosangela Jarjour, Generalsekretärin FMEEC, Pfarrer Gottfried Locher, Präsident GEKE und SEK
Seit Kriegsbeginn in Syrien sind die christlichen Minderheiten aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit massenhaften Zwangsvertreibungen und täglichen Verfolgungen ausgesetzt. Sie sind Teil von Millionen Menschen auf der Flucht vor Krieg und Terror. Die seit 2'000 Jahren bestehende Präsenz der Christinnen und Christen im Nahen Osten ist heute in Frage gestellt.

«Eure Ängste sind auch unsere Ängste»

«In dieser für die Gemeinschaft Evangelischer Kirchen im Mittleren Osten und den Libanon schweren Stunde ist es mir wichtig, hier mit euch zu sein», betonte Gottfried Locher in seiner Eröffnungsrede: «Wir gehören zu derselben Kirchenfamilie – Eure Ängste sind auch unsere Ängste, Eure Bedrohung ist auch unsere Bedrohung», so Locher, Kirchenbundspräsident und Präsident der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE).

Im Namen der GEKE dankte er den Kirchen der Region und würdigte ihren Mut, trotz der hochangespannten politischen Lage die Konferenz durchzuführen. Die Kirchen setzten sich für Versöhnung ein und bekämpften den politischen und religiösen Fundamentalismus.

Menschliche Tragödie wird zu oft ausgeblendet

Der Kirchenbundspräsident erinnerte daran, dass die schwere Situation der Christen im Nahen Osten auch die Kirchen Europas betrifft. Diese zeigten sich solidarisch – unter anderem durch die Unterstützung von Hilfsprojekten. «Aber wir wissen ganz genau, dass dies nicht ausreicht», betonte Gottfried Locher: «Unsere Regierungen in Europa sprechen über Flüchtlingszahlen und Abwehrmassnahmen und blenden dabei zu oft die menschliche Tragödie aus, die sich hier abspielt.» Wie schwer die Situation der Christen im Nahen Osten tatsächlich ist, sei der Mehrheit nur unzureichend bewusst. «Deswegen ist es uns wichtig, heute hier in Beirut zu sein. Wir tragen diese Botschaft zurück nach Europa und in die Welt», so Locher.

Die dritte von der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen im Mittleren Osten (FMEEC) organisierte Konferenz findet nach Beirut 2012 und Kairo 2014 vom 22. bis 24.11. 2016 in Beirut statt.

Zum Thema:
SEK-Präsident Gottfried Locher: «Nächstenliebe heisst auch Ehrlichkeit: Asyl ist nur für Flüchtlinge möglich»
Mit gutem Beispiel voran: Kirchenbundspräsident hat Flüchtling aufgenommen
Libanesische Stimme: «Die Herausforderung für die Christen in Europa»

Datum: 23.11.2016
Autor: Anne Durrer
Quelle: SEK

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