Suizid von Megachurch-Pastor

Depression und psychische Probleme im Pastorendienst

US-Pastor Andrew Stoecklein hatte seine Gemeinde von seinem Vater übernommen. Nach einer längeren Periode von Depressionen und Angstzuständen versuchte er am 24. August 2018, sich in der Kirche das Leben zu nehmen. Er starb einen Tag später.

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Andrew Stoecklein sprach in seiner Predigt über den Kampf mit psychischen Problemen.
«Gestern Abend hat die Liebe meines Lebens, der Vater unserer Kinder und der Pastor unserer grossartigen Gemeinde seinen letzten Atemzug genommen und ist jetzt bei Jesus», schreibt seine Frau Kayla auf Instagram. «Das Wunder, das wir erhofften, trat nicht ein. Aber er ist jetzt im Himmel mit seinem Dad, frei von Schmerzen, Depression und Angst».

«Erschöpft, schwach und müde»

In einer Predigt vom 12. August 2018 sprach Andrew Stoecklein offen über seinen Kampf mit psychischen Problemen. Sein Vater David war sein entscheidender Mentor; er hatte die Inland Hills Church in Chino (Kalifornien) gegründet. David Stoecklein selbst kämpfte vier Jahre lang mit Leukämie. Im Oktober 2015 starb er im Alter von 55 Jahren.

Andrew übernahm die Leitung der Gemeinde von seinem Vater, aber in der Zeit der Trauer begann seine eigene psychische Gesundheit zu leiden. Obwohl die Gemeinde wuchs, vorwärtsging und lebendig war, «bröckelte sein Leben ab», er war «erschöpft, schwach und müde», wie er selbst offen sagte.

Dazu kamen offenbar verschiedene Stalker, die seine Familie verfolgten. «Diese Person ist bei uns zu Hause aufgetaucht und hat uns bedroht. Wir mussten unser Haus verkaufen und woanders hinziehen. Als er auftauchte, begann diese Abwärtspirale», erklärte Andrew. «Auch körperlich ging es mir nicht gut; ich hatte zwei Operationen und schied 60 Nierensteine aus.»

Extreme Panikattacken

Im März dieses Jahres erlebte er auf einem Übersee-Trip nach Afrika und Indien Panikattacken. Wieder daheim, musste er über Ostern sieben Predigten halten, bevor er von einem Sicherheitsmann auf dem Boden der Toilette «mit dieser extremen Panik» gefunden wurde. Er schrieb die Attacken dem Jetlag zu. Aber als die Zustände daheim weitergingen, merkte er zum ersten Mal, dass etwas wirklich nicht stimmte. «Ich war oben, Kayla und die Jungens unten, und ich bin einfach ausgerastet. Ich hatte Angst um mein Leben. Ich dachte, ich sterbe. Ich lief hin und her, das alles machte keinen Sinn. Kayla bat mich, ins Spital zu gehen; ich weigerte mich. Ich dachte, 'Hey, ich muss doch am Sonntag predigen, ich gehe nicht ins Krankenhaus'. Ich war einfach total von Sinnen», erinnerte er sich.

Schliesslich brachte man ihn ins Spital, und seine Ältesten drängten ihn, eine Auszeit von vier Monaten zu nehmen. Seine Predigt vom 12. August war die erste nach seiner Rückkehr in den Dienst.  

Psychische Probleme ansprechen

In seiner Predigt bat Stoecklein die Gemeinde, sich der «unglaublichen Krise der mentalen Gesundheit» in der amerikanischen Gesellschaft mehr bewusst zu werden; einer von fünf Menschen in den USA leidet unter psychischen Problemen. Gleichzeitig wies er darauf hin, dass solche Probleme in der Bibel nicht verschwiegen werden. «Elia hat den Schmerz beim Namen genannt. Er hat zugegeben, dass er voller Angst und Depression und Selbstmordgedanken ist. Hier ist psychische Gesundheit auf dem Bildschirm. Das ist nicht etwas, über das wir gerne reden, oder? Besonders in der Kirche nicht. Aber die Bibel ist von vorn bis hinten voller Männer und Frauen mit ihren Empfindungen und Gefühlen, über die sie ehrlich reden. Wir haben die Bibel und sollten hier auch ehrlich sein.» Sein persönliches Fazit: «Wenn wir endlich zugeben, dass wir am Ende sind, dann kann Gott anfangen zu handeln.»

Die Predigt war von viel Gelächter begleitet, weil Stoecklein sie lustig gestaltete und auch selbst lachen konnte. Zwei Wochen später nahm er sich das Leben.

Zum Thema:
Heilsame Offenheit: Kristen Bell: «Jetzt rede ich über meine Depression»
Thema Suizid: Notruf für die Seele: Psalm 23
Yvonne Orji: «Ich sah der Depression ins Gesicht»

Datum: 05.09.2018
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet

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