Herausforderung an die Christen

Wenn Muslime Fragen stellen wie «Hatten Gott und Maria Sex?»

Durch seine Organisation «Crescent Project» hat Pastor Fouad Masri in den vergangenen Jahrzehnten 21'000 Christen darin geschult, wie sie ohne Angst auf Muslime zugehen können. Warum dieser Einsatz? Weil es Dinge gibt, die viele Muslime nicht von allein verstehen.

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Fouad Masri ist Pastor und Leiter der Organisation «Crescent Project».
Seit über 20 Jahren setzt sich Fouad Masri dafür ein, Christen die Angst zu nehmen und sie darin zu schulen, wie man auf Muslime zugehen und ihnen unverkrampft von Jesus erzählen kann. Für den Libanesen, der im Kriegsgebiet von Beirut geboren und aufgewachsen ist, gibt es keine grössere Freude, als wenn ein Muslim das Evangelium versteht. Denn, so Masri im Interview mit Evangelical Focus, viele Muslime haben völlig falsche Vorstellungen vom Christentum, die niemand korrigiert.

«Es gibt drei Gründe, wodurch Muslime zu Christus kommen: weil sie authentische Christen treffen, weil sie die Bibel in ihrer eigenen Sprache lesen oder weil sie eine Vision oder einen Traum von Jesus haben.» Und gerade der erste Punkt sei unglaublich wichtig – denn nur, wenn sie authentische, aktive Christen treffen, können sie ihnen Fragen stellen.

Jesus, der Sohn Gottes?

Beispielsweise bei einem Einsatz einer Gemeinde unter Flüchtlingen in Griechenland. «Ein Syrer kam auf den Pastor der Gemeinde zu und fragte: 'Warum nennt ihr Jesus Sohn Gottes? Wie könnt ihr glauben, dass Gott und Maria Sex hatten…' […] Der Pastor sagte: 'Nein, wir glauben nicht an einen sexuellen Akt; wir glauben, dass es ein Wunder ist… Gott machte ein Wunder mit der Jungfrau Maria und Jesus wurde geboren. Und wir nennen ihn Sohn Gottes, um Gott die Ehre zu geben. Durch diesen Namen wird die Einzigartigkeit Jesu erklärt.' Als er dies erklärte, wollte der syrische Muslim mehr über das Christentum wissen – und heute besucht er eine Bibelgruppe.»

Deshalb sei es so wichtig, dass Christen Muslimen Fragen beantworten – und ihnen erklären, was Jesus ihnen bedeutet. «Ich glaube, das wichtigste, was Muslime von uns hören müssen, ist, dass Jesus mein Retter ist – diese Idee, dass er sagt, er nenne uns nicht mehr Sklaven, sondern Freunde.» Doch nicht immer besteht sofort die zwischenmenschliche Basis, um so tiefgründige Gespräche zu führen. Hier braucht es etwas viel Simpleres: «Was sie von uns brauchen, ist einfach ein 'Hallo', eine liebevolle Geste, die sie willkommen heisst, und Respekt.»

Der Islam erklärt Träume nicht

Dass eine riesige Zahl von Muslimen durch Träume und Visionen zum Glauben kommt, ist mittlerweile überall bekannt. Doch warum sind Träume für Muslime so ansprechend? Fouad Masri erklärt, dass Träume im Islam nicht erklärt werden, so dass man grundsätzlich nicht weiss, ob ein Traum Realität oder nur eine Idee sei, während Christen aus der Bibel wissen, dass Gott Träume nutzt, um durch sie zu den Menschen zu reden.

Im Koran dagegen stehe, dass Mohammed eine Vision in Mekka hatte, bei der er auf einem geflügelten Pferd nach Jerusalem flog – der Grund, weshalb dort der Felsendom gebaut wurde. «Doch diese Geschichte begann mit einem Traum – war er also wirklich dort oder nicht? War das Pferd real oder nicht? Hatte es wirklich Flügel? Das Problem im Islam ist, dass Träume nicht richtig erklärt werden können. Und wenn sie dann von Jesus träumen, ist es völlig unerklärlich für sie, dass sie von Jesus und nicht von Mohammed träumen.» Denn jeder, der so einen Traum gehabt hat, sei sich völlig sicher, dass es Jesus gewesen sei – etwas fast Ironisches, so Masri. Und auch hier sei die Begegnung zwischen Muslimen und authentischen Christen unheimlich wichtig, weil Christen diese Träume erklären können.

«Warum erscheint Jesus mir?»

Ein Beispiel: Nach einer Predigt kam eine Frau auf Fouad Masri zu und sagte ihm, dass sie in den vergangenen zwei Monaten zwei Visionen von Jesus gehabt habe. Zweifel daran, dass es Jesus, der Sohn der Jungfrau Maria gewesen sei, hatte sie nicht. «Sie fragte: Warum erscheint Jesus mir? Ich öffnete Offenbarung, Kapitel 3, Vers 20, wo Jesus sagt: 'Merkst du nicht, dass ich vor der Tür stehe und anklopfe? Wer meine Stimme hört und mir öffnet, zu dem werde ich hineingehen, und wir werden miteinander essen – ich mit ihm und er mit mir.' Und dann sagte ich ihr: 'Jesus klopft an die Tür deines Lebens und will dein leben führen. Willst du ihn als deinen Retter und Führer annehmen?' Sie antwortete: 'Ja' und wir beteten zusammen… Der Traum war der Grund, weshalb sie sich auf die Suche gemacht hatte.»

Zur Webseite:
Crescent Project

Zum Thema:
«Christ4Arabs»: «Das Christsein darf nicht ausgeklammert werden!»
Gemeinsamkeiten erkennen: Wie Christen mit Muslimen über den Glauben sprechen können
Flüchtlinge werden Christen: Ein Phänomen – auch in der Schweiz

Datum: 13.12.2017
Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet / Evangelical Focus

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