Première in der Waadt

Suizidhilfe – immer alltäglicher?

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Die Schweizerische Evangelische Allianz bedauert das Ja der Waadtländer Stimmbürger zur Suizidhilfe in Pflegeheimen. Als erster Kanton gibt die Waadt Leidenden ein Recht darauf.

Zwar lehnten die Vaudois die Initiative der Suizid-Organisation Exit «Sterbehilfe in Heimen» ab. Der Gegenvorschlag des Grossen Rates fand jedoch eine Mehrheit von 62 Prozent der Stimmenden. Künftig werden die Pflegeeinrichtungen im Kanton Waadt Suizidbeihilfe in ihren Räumen nicht mehr ablehnen dürfen, wenn diese von einem Patient oder Heimbewohner verlangt wird.

Hohe Suizidrate

Suizidbeihilfe als gesetzlich festgehaltenes Recht: Das ist ein Novum für die Schweiz, die bereits heute eine der höchsten Suizidraten in Europa aufweist. Die Schweizerische Evangelische Allianz SEA (in der Romandie: Réseau Evangélique Suisse RES) bedauert in einer Medienmitteilung dieses Abstimmungsergebnis. «Eine solche Entwicklung ist ein Angriff auf das menschliche Leben, das als ein Geschenk Gottes respektiert werden soll und das ein von Verfassung und Menschenrechten geschütztes Gut ist.»

Zweideutige Botschaft an ältere Menschen

In der ständig älter werdenden Gesellschaft befürchtet die SEA-RES einen zunehmenden Druck auf ältere Menschen. Alles sollte unternommen werden, dass sich gerade diese Menschen wertgeschätzt und unterstützt wissen im täglichen Kampf, das Leben trotz schwindender Kräfte weiterzuführen. Der Einsatz von palliativer Pflege und psychologische und geistliche Begleitung seien in dieser Endphase des Lebens besonders wichtig.

Gewissenskonflikt für Pflegende

Laut SEA-RES werden «Verantwortliche und Pflegende in Heimen und Ärzte, die aus Gewissensgründen gegen die Suizidbeihilfe sind, fortan in einen Gewissenskonflikt geraten. Die Anwendung des Gesetzes verpflichtet sie, eine Tat zu unterstützen, der ihrem Gewissen und ihrer Berufsethik widerspricht.»

Botschaft der Hoffnung hineintragen

«Die Entscheidung im Kanton Waadt erinnert uns daran, dass die christliche Kirche eine Botschaft der Hoffnung hineinbringen muss in eine Gesellschaft, die Mühe hat, die Frage des Lebensendes mit Gelassenheit und Ruhe anzugehen», sagte Norbert Valley vom Réseau Evangélique Suisse. «Wenn keine Hoffnung auf das Leben nach dem Tod da ist, werden wir daran gehindert, dem Leiden und dem Sterben mit der nötigen Zuversicht entgegenzusehen.» Mehr denn je seien die Kirchen gefordert, Menschen am Lebensende ihre Begleitung und Unterstützung anzubieten.

Zum Thema:
Dossier des Réseau Evangélique Suisse zur Suizidbeihilfe


Quelle: Livenet / SEA

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