«Zutiefst gottlos»

EU-Entscheid zum Menschenrecht auf Abtreibung

Das Europäische Parlament hat den Tarabella-Bericht verabschiedet. In dem Papier wird unter anderem das Recht auf Abtreibung als Menschenrecht aufgefasst. Theologen und christliche Politiker sind enttäuscht.

Zoom
Der EVP-Politiker Ruedi Löffel bezeichnet den EU-Parlamentsentscheid auf Twitter als «Perversion in Reinkultur: EU-Parlament spricht sich mit 441 zu 205 Stimmen für Menschenrecht auf Abtreibung aus.» Auch EVP-Präsidentin Marianne Streiff kann den Entscheid nicht verstehen: «Ein Recht, das einem ungeborenen Kind das Recht auf Leben nimmt, kann niemals ein Menschenrecht sein.»

Was hat die EU genau entschieden?

Zoom
Marc Tarabella: Nach seinem Namen wurde der Bericht benannt.
Zwei Drittel der EU-Abgeordneten stimmten dem am Dienstag (10.03.2015) in Strassburg dem Gleichstellungsbericht 2013, benannt nach dem belgischen Sozialisten Marc Tarabella, zu. Dieser Bericht fordert die Reduzierung von Ungerechtigkeiten gegen Frauen auf verschiedenen Gebieten, unter anderem am Arbeitsmarkt. Eine Massnahme sei auch die Verankerung «des Rechts der Frauen, allein über ihren Körper zu verfügen», berichtete die Katholische Nachrichtenagentur (KNA). An anderer Stelle heisst es, dass «die sexuellen und reproduktiven Rechte grundlegende Menschenrechte sind», und dass Frauen «durch den einfachen Zugang zu Empfängnisverhütung und Abtreibung die Kontrolle über ihre sexuellen und reproduktiven Rechte haben müssen» Kritiker sehen darin die Verankerung von einem Recht auf Abtreibung als Menschenrecht.

Christliche und konservative Gruppen hatten bereits im Vorfeld zu Protesten gegen den Bericht aufgerufen, beispielsweise die Initiative Familienschutz. Deren Sprecherin Hedwig von Beverfoerde nannte die Entscheidung des EU-Parlaments ein «trauriges Signal». Auf ihrer Facebook-Seite erklärte sie, ein kompromissloses Ja zum Leben und zur Familie müsse Massgabe für die Wahlerfolge bei jedem einzelnen Kandidaten aus dem bürgerlichen Lager sein. Gleichwohl sei es durch Änderungsanträge gelungenen, das Subsidiaritätsprinzip im Bezug auf Abtreibungen zu stärken, wodurch deren Regelung weiterhin Sache der Mitgliedsstaaten sei.

Der Mensch - Herr über Leben und Tod?

Scharfe Kritik gegen den Entscheid des EU-Parlaments kommt auch von der Internationalen Konferenz Bekennender Gemeinschaften (IKBG). Sie bezeichnet diesen Beschluss als «zutiefst gottlos». Das EU-Parlament billige das Töten ungeborener Kinder, stellt der Präsident der IKBG, Pastor Ulrich Rüss, in einer Stellungnahme für die Evangelische Nachrichtenagentur idea fest.

Zoom
Pastor Ulrich Rüss
Der Beschluss stehe im Widerspruch zum Menschenrecht auf körperliche Unversehrtheit, zur Menschenwürde sowie zu humanen und christlichen Werten und verstosse gegen das Fünfte Gebot «Du sollst nicht töten». Im Namen einer vermeintlichen Freiheitsbewegung für die Emanzipation der Frau entstehe eine «Tötungsmoral»: «Der Mensch macht sich zum Herrn über Leben und Tod, Gott wird als der Herr des Lebens gleichsam kaltgestellt und entthront zugunsten eigener Lebensentwürfe und Freiheitsverständnisse», wird Pastor Rüss von idea Deutschland zitiert.

Zum Thema:
Marianne Streiff: «Ein Embryo ist mehr als ein Zellklumpen»
Embryo-Tests kosten wertvolle Leben
Alternative Ethik leben: Europa verabschiedet sich von seinen Werte

Datum: 12.03.2015
Autor: Florian Wüthrich
Quelle: Livenet

Glaubensfragen & Lebenshilfe

Diese Artikel könnten Sie interessieren

Leihmutterschaft
«Gebärmutter zu vermieten. Suche: Paar mit Kinderwunsch. Biete: Neun Monate Unterkunft für einen Embryo mit Vollpension. Miete gesamt 12000 CHF.» So...
Auf Platz 2 hinter China
Jeder Vierte in Deutschland bezeichnet sich selbst als nicht-religiös oder atheistisch. Das geht aus einer Umfrage in acht Nationen hervor. Nur in...
Ganz ohne Angst
Locker und in jugendlicher Sprache erzählt Tabea Tacke in «Fearless – 24 mutige Vorbilder aus der Bibel» die Geschichten von zwölf Männern und zwölf...
Krieg gegen die Ukraine
Am 7. Januar feiern die orthodoxen Christen Weihnachten. Russlands Präsident Putin will, dass zum Fest die Waffen seiner Armee in der Ukraine...

AKTUELLE NEWS

Benedikt XVI.
Benedikt XVI. war nach 500 Jahren der erste deutsche Papst. Mit ihm sass von 2005 bis 2013 ein Intellektueller und Theologe von Weltformat auf dem Stuhl Petri. Nun ist der Papa Emeritus im Alter von 95 Jahren gestorben.
Benedikt XVI.
Benedikt XVI. war nach 500 Jahren der erste deutsche Papst. Mit ihm sass von 2005 bis 2013 ein Intellektueller und Theologe von Weltformat auf dem Stuhl Petri. Nun ist der Papa Emeritus im Alter von 95 Jahren gestorben.
Leihmutterschaft
«Gebärmutter zu vermieten. Suche: Paar mit Kinderwunsch. Biete: Neun Monate Unterkunft für einen Embryo mit Vollpension. Miete gesamt 12000 CHF.» So könnte die Anzeige einer Leihmutterschaft, die in Europa noch verboten ist, aussehen.
Allianzgebetswoche 2023
Christen sind zur Freude aufgerufen – doch was bedeutet das? Darum geht es in der diesjährigen Allianzgebetswoche vom 8. bis 15. Januar 2023. Livenet veröffentlicht die täglichen Andachten, heute mit SEA-Generalsekretärin Viviane Krucker-Baud.
Auf Platz 2 hinter China
Jeder Vierte in Deutschland bezeichnet sich selbst als nicht-religiös oder atheistisch. Das geht aus einer Umfrage in acht Nationen hervor. Nur in China sind mehr Menschen nicht religiös.
Steigende Tendenz
Der jährliche Bericht über die religiösen Gemeinschaften Israels ergibt, dass die christliche Bevölkerung um zwei Prozent gewachsen ist. Somit macht ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung des Landes rund 1,9 Prozent aus.
Ganz ohne Angst
Locker und in jugendlicher Sprache erzählt Tabea Tacke in «Fearless – 24 mutige Vorbilder aus der Bibel» die Geschichten von zwölf Männern und zwölf Frauen aus dem Buch der Bücher.

Anzeige

Kommentar

Regula Lehmann: Empörung ist billig
Wir befinden uns inmitten der Fastenzeit vor Ostern. Livenet-Kolumnistin Regula Lehmann fastet...

Ratgeber

Zielbewusst und entspannt Gute Vorsätze für 2023
Die ruhigere Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr scheint dazu einzuladen, dass man sich überlegt...