«Hoffnungshysterie»

Vor Hoffnung und Freude auf die Strasse gehen?

«Wie wäre es, wenn wir voller Hoffnung, Mut und Freude für den anderen auf die Strasse gehen?», fragt der Singer-Songwriter Jonnes. Er ermutigt zum Aufbruch, auch wenn die Umstände nicht immer nur erfreulich scheinen.

Jonnes, was muss man über Ihr jüngstes Album «Hoffnungshysterie» wissen?
Jonnes:
Ich konnte das Album via Crowd-Founding finanzieren, das war ein cooler Support, der mir sehr viel bedeutet. Im Titelstück geht es darum, dass ich nie ganz mit Lebenswandel und Erkenntnisstand fertig sein werde. Ich möchte nicht stehen bleiben, da wo ich stehe, sondern ich möchte Neues erfahren, erkennen, immer wieder überrascht werden vom Leben, der Umwelt und von Gott. Ich habe überlegt: Was bringt mich in Bewegung? Was gibt mir den Mut, mich manchmal auch dahin zu bewegen, wo ich noch nicht war und was mich aus der Komfortzone holt? Das ist die Hoffnung. Ich dachte weiter über diesen Begriff nach und darüber, was ich mir wünsche.

Ich will einen Aufschwung der Hoffnung, aber diese Formulierung war mir zu lasch. Dann dachte ich an die «Beatle-Manie», wie die Leute ausflippten, als die Beatles in der Stadt waren. Wie wäre es, wenn wir voller Hoffnung, Mut und Freude für den anderen auf die Strasse gehen? Der Titel «Hoffnungshysterie» fasst das ganze Album gut zusammen – darum geht es.

Können Sie ein, zwei Songs, die Ihnen besonders am Herzen liegen, kurz vorstellen?
Ein Song, der mir viel bedeutet ist «Ich geh lieber schlafen», darin geht es darum, was uns zur Ruhe bringt. Diesen Titel habe ich vor langer Zeit geschrieben, im Jahr 2010. Damals lebte ich in der Nähe von Hamburg, es war eine turbulente Zeit. Ich hatte ziemlich oft schlaflose Nächte, weil mich vieles umgetrieben hat. Manchmal hat man das Gefühl, dass man hundemüde ist, aber man muss noch den ganzen Haufen an Problemen, der auf dem Tisch liegt, verarbeiten oder gelöst bekommen. Man findet keine Ruhe, bevor es gelöst ist. Dann kommt aber schnell ein Teufelskreis, wenn man merkt, dass man viel zu müde dazu ist. Aber es muss dennoch gelöst werden, aber dazu müsste man schlafen gehen und das frisst sich gegenseitig auf. Dann ist es manchmal gut, zu sagen, ich leg mich jetzt einfach schlafen, man kriegt es schon hin.

Warum der Song erst jetzt kommt? Das Lied brachte mich damals zum Schlafen, ich schlief neun bis zehn Stunden. Ich spielte ihn oft für mich sowie ab und zu auf Konzerten. Es kamen immer neue Songs und er geriet etwas in Vergessenheit. Als es um die Platte ging, stöberte ich etwas durch meine Schreibtischschublade und nahm die Gitarre hervor. Meine Frau kam rein und fragte, was das für ein Song ist. «Spiel ihn nochmal», sagte sie und: «Kannst du ihn mir aufnehmen?» Er lief dann in den nächsten Wochen der Dauerschleife, er tat ihr gut. Ich dachte, er kann noch viel mehr. Mindestens meiner Frau zu liebe habe ich ihn auf das Album genommen. Er ist nun mit einer der Songs, auf die ich am meisten Resonanz erhalte. Viele sagen, dass er ihnen Ruhe gebracht hat.

Gibt es ein besonderes Erlebnis, dass jemand mit einem Ihrer Songs erlebte?
Eine Geschichte, die mich bewegt, ereignete sich zum Song «Mondnacht», wo ich ein Gedicht von Joseph von Eichendorff vertone. Ich dachte dabei an die schönen Momente in meinem Leben, die sich so perfekt angefühlt haben und an denen ich glückselig war – bei denen ich das Gefühl hatte, als würde die Seele die Flügel ausbreiten und das Gefühl haben, abzuheben; ein gottgegebener Moment, der sich anfühlt, als würde man nach Hause kommen. Eines Abends erhielt ich eine E-Mail einer Zuhörerin, die mir schrieb, wie viel ihr der Song bedeutet. Am vergangenen Abend war ihr Vater nach einem langen Kampf gegen Krebs gestorben. Sie ging raus auf das Feld mit meinem Album im Ohr und hörte diesen Song. Er gab ihr so viel Frieden, weil sie daran dachte, wie ihr Vater die Flügel ausbreitet und nach Hause flog. Er habe sich eine schöne Nacht ausgesucht, um nach Hause zu fliegen.

Songs werden grösser als ich sie gedacht hatte. Wenn ich diesen Song spiele, denke ich daran. Es ist schön, wenn ich Menschen helfen kann, Frieden über bestimmte Situationen zu finden. Das hat mich sehr bewegt.

Was soll «Hoffnungshysterie» auslösen?
Zuerst schreibe ich die Lieder für mich, um die Gedanken zu sortieren. Das schönste Kompliment ist, wenn Leute sagen, dass ich Worte finde für das, was sie suchen. Das bewegt mich sehr. Weil die Person sich von jemandem verstanden fühlt und sie nicht die einzige Person ist, die so fühlt, sondern dass da mindestens noch der Jonnes ist, der das gleiche fühlt. Sich nicht alleine fühlen, ist für mich ein ganz krasses Gefühl. Diesen Effekt erhoffe ich mir durch die Hoffnungshysterie.

Welche Themen bewegen Sie generell – und weshalb?
Gerade ist viel in Bewegung – Hoffnungshysterie ist der Aufruf, nicht stehen zu bleiben. Was ich für die Bewegung brauche, ist Mut und das braucht Hoffnung und Zuversicht. Ich will motivieren, neugierig zu sein und sich überraschen zu lassen. Deshalb lohnt es sich, im Entdecker-Modus zu bleiben.

Wie kann dieser Halt gefunden werden?
Mir geben Menschen viel Halt. Ich bin nicht alleine, das gibt Halt. Selbst wenn mal keine Leute da sind, fühle ich mich immer wieder angenommen und getragen von Gott. Dieser Glaube gibt mir ganz viel Halt.

Schreiben Sie die Psalmen unserer Zeit?
Es ist immer ein Auseinandersetzen mit Gott, es sind einerseits Psalmen, andererseits nicht, weil es sich auch um Tagebuch-Einträge handelt. Wenn das immer ein Psalm ist, gleich ob Gott angesprochen ist oder nicht, dann sind es Psalmen.

Hat Sie dieses Interview angesprochen? Als Spendenwerk bekommt auch Livenet die weltweite Krise zu spüren. Gerade deshalb ist es nötig, dass wir Hoffnung verbreiten. Danke, dass Sie durch Ihre Spende mit uns einen Unterschied machen. Weitere Informationen dazu finden Sie hier.

Zur Website:
Jonnes.de

Hören Sie sich die Songs von Jonnes auf Youtube an:

Zum Thema:
Dossier: Hoffnung in der Krise
«For King and Country»: Mit Weihnachtsalbum Hoffnung in diese schwierige Zeit bringen
Lilo Keller persönlich: Es gibt viel Grund zur Hoffnung!

Datum: 21.09.2022
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

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