Naturwissenschaft und Theologie

Was wäre, wenn es eine zweite Erde gäbe?

Kann es sein, dass es irgendwo im Weltall eine zweite Erde gibt? Und was würde das für den christlichen Glauben bedeuten? Neue naturwissenschaftliche Erkenntnisse geben Anlass zu solchen Fragen.

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Die Suche nach einer zweiten Erde fasziniert nicht nur Astronomen.
Astronomen haben einen Planeten entdeckt, dessen Beschaffenheit der Erde nahekommt. Die US-Raumfahrtsbehörde NASA bestätigt, dass man mit dem Weltraumteleskop Kepler einen erdähnlichen Planeten gefunden habe. «Kepler 22b» kreise in einer Umlaufbahn um einen Stern, der unserer Sonne ähnlich ist und brauche dafür mit 290 Tagen ähnlich lange wie die Erde. Der Planet liegt in der sogenannten «Goldglöckchen-Zone», in der es nicht zu kalt und nicht zu heiss für Leben ist und in der flüssiges Wasser existieren könnte. Schon 139 Planeten wurden entdeckt, auf denen Leben möglich wäre.

Aussagen nicht möglich

Der Geschäftsführer der Studiengemeinschaft «Wort und Wissen», der Biologe und Theologe Reinhard Junker, betont, dass die Wissenschaft auch nach der Entdeckung eines neuen Planeten noch keine Aussage über die Existenz von ausserirdischem Leben machen könne: «Das kann sie selbst dann nicht, wenn der Nachweis einer festen Oberfläche und dauerhaften Wassers auf Kepler 22b oder einem anderen Planeten gelänge.» Wasser sei zwar eine notwendige Voraussetzung für Leben, aber dieses entstehe nicht zwangsläufig, nur weil die Bedingungen für seine Existenz gegeben seien.
 
«Es wird leider häufig suggeriert, dass die Anwesenheit von Wasser die Existenz von Leben wahrscheinlich mache. Das ist falsch und führt das Laienpublikum in die Irre», sagt Junker. Selbst falls solches Leben nachgewiesen würde, könnte man keine Aussage über dessen Entstehung treffen – also etwa, ob es durch Evolution entstanden oder von Gott erschaffen wurde.

«Glaube nicht in Frage gestellt»

Die mögliche Existenz ausserirdischer Lebewesen stellt aus Sicht des Astrophysikers José Gabriel Funes das Christentum nicht in Frage. Angesichts einer geschätzten Zahl von 100 Milliarden Galaxien rechne er mit der Möglichkeit, dass es Planeten mit intelligenten Wesen gebe.
 
Aus seiner Sicht wäre es aber sehr schwierig, einen Kontakt herzustellen. Eine praktisch unüberwindliche Hürde seien die weiten Entfernungen im Universum und die vergleichsweise langsame wissenschaftliche Entwicklung: «Mit der aktuellen Technologie kommen wir kaum über das Sonnensystem hinaus», so der Chef des Observatoriums in Albano bei Rom.
 
Nach Darstellung von Funes widerspricht die Annahme von intelligentem Leben auf anderen Planeten auch weder dem biblischen Schöpfungsglauben noch der christlichen Heilslehre.

Müssige Frage

Bemerkenswert, dass die Astronomie heute die einzige Wissenschaft ist, die sich der Vatikan leistet. In einem eigenen Observatorium lässt er das All nach fremder Intelligenz und nebenbei die Bibel nach Hinweisen auf diese Intelligenz durchsuchen.
 
Für Dr. Guy Consolmagno, eine Art päpstlicher Sternenbeauftragter, bleibt nur eine Frage offen: «Wer tauft wen, wenn wir auf Ausserirdische treffen?»

«Erde ist Ort der Heilsgeschichte»

Der Vorsitzende des Arbeitskreises für evangelikale Theologie, Rolf Hille, räumte ein, dass die Endeckung erdähnlicher Planeten beunruhigende Fragen aufwerfen könne: «Was ist dann noch das Besondere an unserer Welt? Wodurch zeichnet sich der Mensch in seiner Einzigartigkeit noch aus?» Aus der Perspektive einer biblischen Theologie stehe aber fest: «Egal, wie winzig die Erde im riesigen Kosmos erscheinen mag, sie ist von Gott als Ort seiner Heilsgeschichte auserwählt. Und auch dann, wenn es astronomisch möglich würde, Leben auf anderen Planeten zu finden, wäre der Mensch als Bild des Schöpfers ein Gegenüber Gottes, das dieser liebt».


Autor: Bruno Graber
Quelle: Livenet / idea.de

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