Das wahre Gesicht

Terror der Muslimbrüder überzieht koptische Gemeinschaft

Die Zahl der attackierten und meist niedergebrannten Kirchen erreicht bereits deren 55. In weniger als zwei Tagen. Seit dieser Woche schnellt die Zahl in die Höhe. Hinter den Angriffen steht die Muslimbruderschaft, manchenorts konnten andere Muslime die Übergriffe auf Kirchen verhindern. Eine schonungslose Analyse des ägyptischen Journalisten und Kopten Medhat Klada.

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Medhat Klada
Die koptische St.-Tadros-Kirche in Minya, etwa 250 Kilometer südlich von Kairo, wurde ebenfalls Opfer eines Brandanschlags. Gläubige treffen sich in den Ruinen zum Gebet. Mittlerweile sind 55 Kirchen angegriffen und in Brand gesteckt worden.

Als Ende Juni eine überwiegende Mehrheit der Ägypter Mursi aus dem Amt fegen wollten, gehörten auch die Kopten zu den friedlichen Demonstranten. Niemand griff eine Moschee an. Dennoch ist die Wut auf die Kopten innerhalb der Bruderschaft nun riesig. Die Rachelust trifft die ägyptische Christenheit mit voller Wucht. Nicht nur die Kirchen von Kopten wurden verbrannt, sondern auch Autos, in denen Kreuze hingen oder Geschäfte, die Christen gehören, zerstört. Manchenorts getrauen sich die Kopten derzeit kaum auf die Strasse.

Der koptische Papst Tawadros II. bekräftigt, dass keine Person gegen die andere kämpfen soll, «selbst wenn sie unsere Kirchen verbrennen: Gott schützt unser Land. Für das Heil Ägyptens opfern wir selbst unsere Kirchen gerne.»

Fatwa der Al-Azhar

Selbst die tonangebende islamische Al-Azhar-Universität distanziert sich in aller Deutlichkeit von den Muslimbrüdern. Al-Azhar-Grossscheich Ahmed al-Tahib erliess eine Fatwa. In dieser bezeichnet er die Muslimbrüder als fehlgeleitete Verräter, weil sie Angst und Schrecken in Ägypten und den umliegenden Ländern verbreiten.

Vergeblich versuchte die Bruderschaft danach, das Gelände der Al-Azhar anzugreifen. In manchen Orten schützten Muslime Kirchen. Sie wollten nicht, dass Freunde und Nachbarn durch die Gewalt der Muslimbrüder überrannt werden, auch wollen die allgemeinen Muslime einen Bürgerkrieg verhindern.

Kulturgut zerstört

Die Kopten sorgen sich um die Zukunft ihrer Nation. Zwar sicherte das Militär zu, dass die zerstörten Kirchen wieder aufgebaut werden, dazu – so das Versprechen des Generals El Sisi – werde eigens eine Kommission gegründet.

Das wäre aber eine neue Situation. Unter Mursi wurden, mit einer Ausnahme, Rennovations- und Baugesuche nicht bearbeitet. Und selbst wenn die Kirchen wieder aufgebaut würden: Unter den zerstörten Kirchen sind Gebäude, die seit 1'600 Jahren bestanden haben. Auch historische Bücher und Kulturgut wurden für immer vernichtet.

Die Achse des Bösen

Die USA, die Türkei, der Iran und Katar werden vom ägyptischen Volk als neue «Achse des Bösen» angesehen, weil sie die Muslimbrüder selbst in den Monaten unterstützten, in welchen deren Unterdrückungs-Mechanismen und die Verbrechen gegen die Menschlichkeit nicht mehr zu leugnen waren. Manche Stimmen aus diesen Nationen unterstützen sie auch heute noch.

Das ägyptische Volk vertraut den USA nicht mehr. Sie zählten darauf, dass Obama – getreu seines Versprechens – für Gleichheit sorgen würde. Stattdessen wurde die Muslimbruderschaft gestärkt und unterstützt. Für andersdenkende Ägypter, Muslime wie Christen, wurden zusehends menschenfeindliche Restriktionen geschaffen. Auch deshalb vertrieben die Massen Mursi aus dem Amt. Immer mehr Stimmen werden laut, die besagen, die USA würden es nie lernen: Nachdem sie beispielsweise die Taliban unterstützt hätten, wiederholten sie ihre Fehler nun mit der Bruderschaft. Im Westen rede man nur von einem Putsch.

Gefahr auch für Europa

Die Bruderschaft führt Ableger in vielen Ländern. Was nicht zu ihr gehört, muss verdrängt werden, besagt ihre Ideologie. Die ihr nahestehende Hamas demonstriert dies in Gaza gegenüber den Mitmenschen in aller Brutalität.

In den letzten Tagen wurden in Ägypten rund 500 Radikale aus dem Kreise der Bruderschaft festgenommen. Dazu zählen Jihadisten aus Syrien, Pakistan und anderen Ländern. Die Muslimbrüder sind keine Gruppe, der die Menschenrechte auch nur entfernt etwas bedeuten. Die Kopten hoffen darauf, dass der Westen dies registriert und die Muslimbrüder nicht länger unterstützt. Ansonsten droht die Gefahr, dass nicht nur Ägypten, sondern die ganze Region in dem Strudel der Gewalt versinkt. Dass nicht nur Ägypten so instabil wird wie Somalia, Darfur oder Pakistan. Und darunter wird auch das benachbarte Europa leiden.

Der Autor ist Journalist und Präsident des europäisch-koptischen Dachverbandes «Coptic Organizations Union in Europe» sowie Vorsitzender der schweizerischen «Middle East Human Rights 'ME-HR'». Er ist in Ägypten aufgewachsen und lebt in der Nähe von Zürich. Zudem war er prägender Mitarbeiter des Buches «Schicksalstage am Fusse der Pyramiden».

Datum: 19.08.2013
Autor: Medhat Klada
Quelle: Jesus.ch

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