Selektive Religionsfreiheit

Iran: Juden ja, Christen nein

Präsident Rohani setzt ein Zeichen und unterstützt ein jüdisches Krankenhaus mit 150'000 Euro. Währenddessen hält der Druck auf die Christen im Land an.

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Hassan Rohani
Der iranische Präsident Hassan Rohani hat dem jüdischen Krankenhaus in der Hauptstadt Teheran umgerechnet knapp 150'000 Euro gespendet. Anlass ist der 35. Jahrestag der Islamischen Revolution am 12. Februar. Rohanis Berater Hossein Fereidun überreichte das Geld schon vorab, wie die iranische Nachrichtenagentur IRNA berichtete. Nach Fereiduns Angaben will Rohani damit ein Zeichen gegen religiöse Diskriminierung in seinem Land setzen. In dem Krankenhaus werden auch Nichtjuden behandelt. Viele Mitarbeiter sind Muslime. Zwar ist auch Rohani gegen eine Anerkennung des Staates Israel, aber er hat sich seit seinem Amtsantritt im August 2013 immer wieder von den anti-israelischen Äusserungen seines Vorgängers Mahmud Ahmadinedschad distanziert. Der hatte den Holocaust geleugnet und zur Auslöschung Israels aufgerufen.

Grosse jüdische Gemeinde

Der Iran hat mit 25'000 bis 28'000 Mitgliedern die grösste jüdische Gemeinschaft im Nahen Osten ausserhalb Israels. Vor der Islamischen Revolution im Jahr 1979 lebten rund 100'000 Juden im Land. Ihre historischen Wurzeln sind über 2'700 Jahre alt. Wie die israelische Zeitung «Haaretz» berichtet, haben die iranischen Juden 2008 eine Initiative Jerusalems als «unangebracht und politisch unreif» zurückgewiesen, gegen Prämienzahlungen nach Israel auszuwandern. Wie es weiter heisst, habe die iranische Regierung die einheimischen Juden trotz Spannungen mit Israel nicht unter Druck gesetzt, um ihre politische Toleranz unter Beweis zu stellen.

Druck auf Christen hält an

Unterdessen hält Medienberichten zufolge der Druck gegen die christliche Minderheit in Land an. Über Weihnachten und Neujahr wurden sechs Christen festgenommen, die zuvor Muslime waren. Auch zahlreiche Pastoren sitzen hinter Gittern. Darunter ist Pastor Saeed Abedini, der sowohl die iranische wie die US-amerikanische Staatsbürgerschaft besitzt. Er verbüsst eine achtjährige Freiheitsstrafe, weil er Hauskirchen gegründet hat. Ferner hatte der Revolutionsgerichtshof von Teheran den schwerkranken armenischen Pfingstpastor Vruir Avanessian zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt. Er war 2012 bei einer Weihnachtsfeier mit mehreren Christen verhaftet worden. Die Gesamtzahl der Konvertiten zum christlichen Glauben im Iran wird auf 250'000 geschätzt. Ferner gibt es bis zu 150'000 meist orthodoxe, armenische und assyrische Christen.

Von den insgesamt 76,4 Millionen Einwohnern des Iran sind 99 Prozent Muslime.

Zum Thema:
Iran und die Religionsfreiheit: Bahai und Christen auch unter Rohani unterdrückt
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US-Pastor im Iran: «Lass mein Volk ziehen»
Der Hoffnungsträger: Rohani und die Zukunft der Christen im Iran
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Datum: 15.02.2014
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / idea

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