«Gebet ist die stärkste Waffe»

Kirchen in Hongkong öffnen ihre Türen für Demonstranten

Während in Hongkong Tausende von Menschen für mehr Demokratie demonstrieren, öffnen Kirchen ihre Türen als Orte der Zuflucht und rufen zum Gebet auf.

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Zehntausende Demonstraten sind auf den Strassen Hong Kongs.
Die Protestbewegung in Hongkong richtet sich gegen die Zentralregierung in Peking, die der einstigen Kolonie zwar «freie Wahlen» für 2017 versprochen hatte, aber nur Kandidaten zulassen will, die sie vorher genehmigt hat. Die anfänglichen Studentenproteste gewannen an Dynamik, als die Protestbewegung «Occupy Central» sich mit ihren Anliegen solidarisierte. Die Bewegung «Occupy Central with Love and Peace» ist ursprünglich eine Kampagne des zivilen Ungehorsams, um Druck auf die Regierung in Peking auszuüben, wie versprochen wirklich freie Wahlen in Hongkong durchzuführen. Unter ihren Leitern sind heute eine Anzahl von Christen, wie etwa der frühere katholische Bischof Kardinal Joseph Zen Ze-kiun und der Baptistenpfarrer Rev. Chu You-ming.

Die weitgehend friedlichen Demonstranten haben zentrale Zufahrtsstrassen zur Stadt blockiert, woraufhin die Polizei am Sonntag mit Tränengas und Pfefferspray eingriff.

Geistliche und praktische Hilfe

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Christen in Hong Kong beten für ihre Stadt
Einige Kirchen reagieren auf die Proteste mit Gebeten statt Protesten und sagen, dass «das Gebet die stärkste aller Waffen» sei. «The Vine», eine internationale Gemeinde im Zentrum, öffnete für 48 Stunden ihre Türen als Ort von Gebet, Fürbitte, Rückzug, Ruhe und Unterstützung. Ihr Pastor Andrew Gardener stellte fest: «Die letzten 24 Stunden in Hongkong haben Szenen gesehen, die wir in unserer Stadt nie für möglich gehalten hätten. Wir haben eine noch nie dagewesene soziale Aktion gesehen, und mehr wird kommen. In solchen Zeiten glauben wir, dass die Kirche eine wichtige Rolle in der Gesellschaft zu spielen hat.» Und er fährt fort: «Wir treten mit Leidenschaft für Gerechtigkeit ein – etwas, was zentral im Herzen Gottes ist und was er in den ganzen Jahren auch in unser Herz gelegt hat. Darum ist unser Gebäude offen als Ort der Zuflucht für alle, die es brauchen – wir sind offen für jeden, der uns braucht.»

Von 6 Uhr morgens an ist «The Vine» offen mit Angeboten von Erster Hilfe, Nahrung und Wasser. «Wir fühlen uns von Gott gerufen, geistlich und praktisch zu helfen, obwohl man das gar nicht trennen kann», sagt Gardener weiter. «Darum werden wir geistlich tief in Gebet und Worship eintauchen, und praktisch sagen wir 'wenn ihr Ruhe, Zuflucht, Erste Hilfe, Essen oder Trinken braucht, kommt zu uns!'»

Protest und Gebet

Professor Joseph Cheng Yu-shek war wegen seiner Teilnahme an den Protesten verhaftet und dann wieder freigelassen worden und betonte, dass Christen für ihre Überzeugungen einstehen würden, auch wenn es Widerstand von der Regierung gebe. «Christen sind von Natur aus Antikommunisten, denn die Kommunistische Partei ist atheistisch und ihre Toleranz für Christen ist extrem begrenzt. Christen glauben auch an die kommende Welt, darum sind sie eher bereit zu Opfern, um gegen Ungerechtigkeit zu kämpfen», erklärt er. Es sei kaum zu erwarten, dass die Behörden ihre Meinung ändern würden, aber die Christen könnten nicht verlieren, so lange sie an ihren Grundsätzen und ihrer Würde festhielten. «Wir möchten, dass der Geist von Hongkong erhalten bleibt. Wenn wir jetzt nicht aufstehen, könnte das in ein paar Jahren nicht mehr möglich sein.»

Und der Student Jung Shin ergänzt: «Ich und meine Freunde, wir demonstrieren und beten laut dabei. Es ist wichtig, zu protestieren, denn es zeigt der Regierung, dass wir mit Leidenschaft für etwas eintreten und willig sind, dafür zu kämpfen. Aber das Gebet ist eine viel wirksamere Waffe. Wir müssen beten, dass der Regierung die Augen aufgehen und dass Friede in unserem Land regiert.»

Zur Webseite:
Überblick über die Demonstrationen von einer Drohne aus


Zum Thema:
Proteste in Hongkong: Viele Christen unter den Demonstranten
Auch Kinder dabei: 100 Christen in China verhaftet

Datum: 02.10.2014
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet

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