Nach knapper Abstimmung

Portugal lehnt Euthanasie und assistierten Selbstmord ab

Zoom
Während Irland sich Ende Mai für die Legalisierung von Abtreibungen entschied, wurde in Portugal ebenfalls über ein umstrittenes ethisches Thema debattiert: Es ging um Sterbehilfe und assistierten Selbstmord.

Nach heftigen Diskussionen wurden in der vergangenen Woche – zum Teil recht knapp – vier verschiedene Vorschläge abgelehnt, welche Euthanasie und assistierten Selbstmord legalisiert hätten. Ein Vorschlag verlor mit nur 115 zu 110 Stimmen bei vier Enthaltungen. So war auch der Ausgang dieser Abstimmungen im Vorhinein noch völlig unklar. Die beiden grossen Parteien Portugals, die Sozialisten und die Sozialdemokraten, hatten den Abgeordneten nahegelegt, nach ihrem ganz persönlichen Gewissen abzustimmen. 175 der insgesamt 230 Abgeordneten des portugiesischen Parlaments gehören einer dieser Parteien an.

Wunsch nach «Modernisierung»?

Das immer noch mehrheitlich katholische Land im Süden Europas hatte im vergangenen Jahrzehnt diverse soziale und kulturelle Veränderungen erlebt, da linksgerichtete Regierungen das Land modernisieren wollten, während der Einfluss der Katholischen Kirche stetig abnimmt, schreibt das Nachrichtenportal Mundo Cristiano. So waren bereits 2007 Abtreibungen legalisiert worden und drei Jahre später die Ehe homosexueller Paare. Aufgrund einer öffentlichen Petition von 2016 mit 8'000 Unterschriften war nun auch das Thema der Euthanasie und des assistierten Selbstmords debattiert worden.

In Belgien, Kanada, Kolumbien, Luxemburg und Holland ist die aktive Sterbehilfe bereits legal, in der Schweiz und in einigen Staaten der USA ist «nur» die passive Sterbehilfe oder der assistierte Selbstmord erlaubt. Der Unterschied liegt darin, dass bei ersterem der Arzt eine aktive Rolle beim Tod spielt, während bei letzterem der Patient unter ärztlicher Aufsicht ein tödliches Präparat zu sich nimmt.

Weiterer Kampf angekündigt

Nach der aktuellen gesetzlichen Lage Portugals drohen drei Jahre Gefängnis für denjenigen, der zur Sterbehilfe anstiftet oder dabei assistiert. Doch die linksgerichteten Parteien Portugals geben nicht auf und kündigten bereits an, weiterhin für eine Änderung der Gesetzeslage zu kämpfen. «Wir haben deutliche Fortschritte gemacht», erklärte die Sprecherin des Linken Blocks, Catarina Martins, nach der Abstimmung. «Viele Leute anerkennen jetzt die Notwendigkeit, die Entscheidungen der Menschen über ihr Lebensende zu respektieren.»

Zum Thema:
Euthanasie in Belgien: Anzahl der Fälle steigt jährlich um 27 Prozent an

Kritik an Urteil: «Suizid soll nicht normal werden»
Suizidhilfe anbieten?: Orthodoxe stellen sich einem heiklen Problem

Datum: 05.06.2018
Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet / Mundo Cristiano

Kommentare

Ja, das nationale Parlament lehnte am 29. Mai die vier Gesetzes-Vorlagen knapp ab. Von den Sozialdemokraten stimmten 6 Parlamentarier für eine, mehrere oder alle Vorlagen. Von den Sozialisten stimmten zwei Parlamentarier dagegen. Die konservativen des CDS-PP stimmten geschlossen dagegen, aber auch die Kommunisten des PCP stimmten mit 15 Abgeordneten geschlossen dagegen und verhinderten damit die Annahme der Euthanasie. (Siehe: https://observador.pt/especiais/eutanasia-veja-como-votaram-um-a-um-os-2... ) Hans Vogel Portugal

Glaubensfragen & Lebenshilfe

Diese Artikel könnten Sie interessieren

Benedikt XVI.
Benedikt XVI. war nach 500 Jahren der erste deutsche Papst. Mit ihm sass von 2005 bis 2013 ein Intellektueller und Theologe von Weltformat auf dem...
Benedikt XVI.
Benedikt XVI. war nach 500 Jahren der erste deutsche Papst. Mit ihm sass von 2005 bis 2013 ein Intellektueller und Theologe von Weltformat auf dem...
Auf Platz 2 hinter China
Jeder Vierte in Deutschland bezeichnet sich selbst als nicht-religiös oder atheistisch. Das geht aus einer Umfrage in acht Nationen hervor. Nur in...
Steigende Tendenz
Der jährliche Bericht über die religiösen Gemeinschaften Israels ergibt, dass die christliche Bevölkerung um zwei Prozent gewachsen ist. Somit macht...

AKTUELLE NEWS

Benedikt XVI.
Benedikt XVI. war nach 500 Jahren der erste deutsche Papst. Mit ihm sass von 2005 bis 2013 ein Intellektueller und Theologe von Weltformat auf dem Stuhl Petri. Nun ist der Papa Emeritus im Alter von 95 Jahren gestorben.
Benedikt XVI.
Benedikt XVI. war nach 500 Jahren der erste deutsche Papst. Mit ihm sass von 2005 bis 2013 ein Intellektueller und Theologe von Weltformat auf dem Stuhl Petri. Nun ist der Papa Emeritus im Alter von 95 Jahren gestorben.
Leihmutterschaft
«Gebärmutter zu vermieten. Suche: Paar mit Kinderwunsch. Biete: Neun Monate Unterkunft für einen Embryo mit Vollpension. Miete gesamt 12000 CHF.» So könnte die Anzeige einer Leihmutterschaft, die in Europa noch verboten ist, aussehen.
Allianzgebetswoche 2023
Christen sind zur Freude aufgerufen – doch was bedeutet das? Darum geht es in der diesjährigen Allianzgebetswoche vom 8. bis 15. Januar 2023. Livenet veröffentlicht die täglichen Andachten, heute mit SEA-Generalsekretärin Viviane Krucker-Baud.
Auf Platz 2 hinter China
Jeder Vierte in Deutschland bezeichnet sich selbst als nicht-religiös oder atheistisch. Das geht aus einer Umfrage in acht Nationen hervor. Nur in China sind mehr Menschen nicht religiös.
Steigende Tendenz
Der jährliche Bericht über die religiösen Gemeinschaften Israels ergibt, dass die christliche Bevölkerung um zwei Prozent gewachsen ist. Somit macht ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung des Landes rund 1,9 Prozent aus.
Ganz ohne Angst
Locker und in jugendlicher Sprache erzählt Tabea Tacke in «Fearless – 24 mutige Vorbilder aus der Bibel» die Geschichten von zwölf Männern und zwölf Frauen aus dem Buch der Bücher.

Anzeige

Kommentar

Regula Lehmann: Empörung ist billig
Wir befinden uns inmitten der Fastenzeit vor Ostern. Livenet-Kolumnistin Regula Lehmann fastet...

Ratgeber

Zielbewusst und entspannt Gute Vorsätze für 2023
Die ruhigere Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr scheint dazu einzuladen, dass man sich überlegt...