Golfstaaten öffnen sich für Juden

Muslime interessieren sich für jüdische Feiertage

Zoom
Das «Abrahamic Family House»-Projekt in den Vereinigten Arabischen Emiraten: links eine Moschee, in der Mitte eine Kirche und rechts eine Synagoge (Bild: Facebook)
Im Jahr nach der Unterzeichnung des Abraham-Abkommens zeigen die Einwohner der Golfstaaten ein grosses Interesse am jüdischen Neujahrsfest und seinen Traditionen.

Diese neue Offenheit ist eine unmittelbare Folge des Abraham-Abkommens und der Normalisierungsverträge zwischen Israel, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Bahrain und später Sudan und Marokko.

Ebrahim D. Nonoo, Vorsitzender der jüdischen Gemeinde von Bahrain und Präsident der neu gegründeten «Association of Gulf Jewish Communities» (AGJC), deren Ziel es ist, das jüdische Leben in der Region zu fördern, sagt: «Das Beste an Rosch ha-Schana in diesem Jahr ist, dass wir jetzt dafür werben können. Wir sagen unseren bahrainischen Freunden und Regierungsvertretern 'Frohes Neues Jahr'. Es ist jetzt wirklich schön in der Öffentlichkeit.» Das Fest fiel in diesem Jahr auf den 6. bis 8. September.

Er fügte hinzu: «Für uns in Bahrain geht es darum, die Gebete zu rezitieren, was wir auch zu Hause tun werden. Aber gleichzeitig schicken wir Pakete mit Honig, Granatäpfeln und anderen traditionellen Rosch ha-Schana-Artikeln an muslimische bahrainische Familien, damit sie gemeinsam mit uns Rosch ha-Schana erleben können.»

Bald Vollzeitrabbiner?

Nonoo wuchs in Bahrain auf, nachdem sein Grossvater auf der Suche nach Geschäftsmöglichkeiten aus dem Irak in das Land gezogen war und es geschafft hatte, dort ein Leben für seine Familie aufzubauen.

Deshalb möchte Nonoo die Möglichkeiten des jüdischen Wachstums für andere erweitern. Er hofft, dass die Gemeinde bald einen Vollzeitrabbiner bekommt und die örtliche Synagoge in Manama, der Hauptstadt Bahrains, stärker nutzen kann. Derzeit versucht er, dort wöchentlich Gottesdienste abzuhalten.

Er sagte, dass seit der Unterzeichnung des Abraham-Abkommens «die Regierungsbeamten offener geworden sind und wir viel mehr Besucher bekommen, was ein fantastisches Zeichen ist. Gleichzeitig kommen mehr einheimische Juden» – er schätzt 50 Gemeindemitglieder – «in die Synagoge und wollen sehen, was hier los ist.»

Jüdischer Lebensstil wird stärker gepflegt

Nonoo sagte, dass in den anderen Golfstaaten zwar weniger Juden leben, die AGJC aber gegründet wurde, um sie dabei zu unterstützen, an den Ritualen zu Rosch ha-Schana teilzunehmen und das ganze Jahr über einen jüdischen Lebensstil zu pflegen.

Auch in Dubai wurde eine grosse Rosch ha-Schana-Feier durchgeführt. Alex Peterfreund, ein Mitbegründer der jüdischen Gemeinde in Dubai und Vorstandsmitglied der AGJC, der 2014 aus Antwerpen, Belgien ins Land kam, erklärte, dass die Gemeinde unter der Leitung von Rabbiner Dr. Elie Abadie, dem leitenden und ansässigen Rabbiner des «Jewish Council of the Emirates» (JCE), in einem örtlichen Hotel Gottesdienste und koschere Mahlzeiten für mehrere hundert Gäste ausrichtet.

Jetzt fühlen sich Juden wohler

Ähnlich wie Nonoo sagte Peterfreund: «Der grösste Unterschied zwischen diesem Rosch ha-Schana und früheren Jahren besteht darin, dass wir eine Gruppe von Juden waren, die auf diskrete Weise zusammenkamen, und jetzt ist es viel offener und die Menschen fühlen sich wohler. In der Vergangenheit waren einige Leute unsicher und zögerlich – das ist dieses Jahr viel weniger der Fall.»

Der Schwerpunkt liegt auf der Interaktion zwischen Muslimen und Juden, betonte er. Es sei aussergewöhnlich, «wenn man sich hinsetzt und erklärt, warum man den Kopf eines Fisches, Granatäpfel, Äpfel und Honig isst – was wir seit Tausenden von Jahren tun – und man spürt, wie neugierig die Einheimischen sind und sich mit uns austauschen wollen. So wie wir den Ramadan und ihre Traditionen kennengelernt haben, werden sie voll und ganz Teil unserer Feierlichkeiten sein.»

Gemeinsame Corona-Forschung und Tauwetter

Innerhalb von rund einem Jahr ist Bewegung in den Friedensprozess im Nahen Osten gekommen. So wurde beispielsweise eine gemeinsame Corona-Forschung in die Wege geleitet, dazu unterzeichneten APEX, die nationale Investigationsgesellschaft der Emirate, mit der israelischen Tera-Gruppe ein Abkommen.

Die Ankündigung des Friedensvertrags mit mehreren Arabischen Nationen, darunter den Vereinigten Arabischen Emiraten, überraschte einige Zeit zuvor die Weltöffentlichkeit. Ein weiterer Friedensvertrag wurde mit Bahrain abgeschlossen, später erfolgten weitere Normalisierungsabkommen mit Marokko und dem Sudan.

Zum Thema:
Durch den Friedensfürst: Wie Frieden im Nahen Osten möglich ist
«Wendepunkt im Nahen Osten»: Israel schliesst Friedenspakt mit arabischen Ländern
Durch Jesus zum Frieden: Das «Abhraham-Abkommen» auf dem Weg Bahrains ins Gottesreich

Datum: 09.09.2021
Autor: Josh Hasten / Daniel Gerber
Quelle: JNS / Übersetzung: Livenet

Glaubensfragen & Lebenshilfe

Diese Artikel könnten Sie interessieren

Benedikt XVI.
Benedikt XVI. war nach 500 Jahren der erste deutsche Papst. Mit ihm sass von 2005 bis 2013 ein Intellektueller und Theologe von Weltformat auf dem...
Benedikt XVI.
Benedikt XVI. war nach 500 Jahren der erste deutsche Papst. Mit ihm sass von 2005 bis 2013 ein Intellektueller und Theologe von Weltformat auf dem...
Auf Platz 2 hinter China
Jeder Vierte in Deutschland bezeichnet sich selbst als nicht-religiös oder atheistisch. Das geht aus einer Umfrage in acht Nationen hervor. Nur in...
Steigende Tendenz
Der jährliche Bericht über die religiösen Gemeinschaften Israels ergibt, dass die christliche Bevölkerung um zwei Prozent gewachsen ist. Somit macht...

AKTUELLE NEWS

Benedikt XVI.
Benedikt XVI. war nach 500 Jahren der erste deutsche Papst. Mit ihm sass von 2005 bis 2013 ein Intellektueller und Theologe von Weltformat auf dem Stuhl Petri. Nun ist der Papa Emeritus im Alter von 95 Jahren gestorben.
Benedikt XVI.
Benedikt XVI. war nach 500 Jahren der erste deutsche Papst. Mit ihm sass von 2005 bis 2013 ein Intellektueller und Theologe von Weltformat auf dem Stuhl Petri. Nun ist der Papa Emeritus im Alter von 95 Jahren gestorben.
Leihmutterschaft
«Gebärmutter zu vermieten. Suche: Paar mit Kinderwunsch. Biete: Neun Monate Unterkunft für einen Embryo mit Vollpension. Miete gesamt 12000 CHF.» So könnte die Anzeige einer Leihmutterschaft, die in Europa noch verboten ist, aussehen.
Allianzgebetswoche 2023
Christen sind zur Freude aufgerufen – doch was bedeutet das? Darum geht es in der diesjährigen Allianzgebetswoche vom 8. bis 15. Januar 2023. Livenet veröffentlicht die täglichen Andachten, heute mit SEA-Generalsekretärin Viviane Krucker-Baud.
Auf Platz 2 hinter China
Jeder Vierte in Deutschland bezeichnet sich selbst als nicht-religiös oder atheistisch. Das geht aus einer Umfrage in acht Nationen hervor. Nur in China sind mehr Menschen nicht religiös.
Steigende Tendenz
Der jährliche Bericht über die religiösen Gemeinschaften Israels ergibt, dass die christliche Bevölkerung um zwei Prozent gewachsen ist. Somit macht ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung des Landes rund 1,9 Prozent aus.
Ganz ohne Angst
Locker und in jugendlicher Sprache erzählt Tabea Tacke in «Fearless – 24 mutige Vorbilder aus der Bibel» die Geschichten von zwölf Männern und zwölf Frauen aus dem Buch der Bücher.

Anzeige

Kommentar

Regula Lehmann: Empörung ist billig
Wir befinden uns inmitten der Fastenzeit vor Ostern. Livenet-Kolumnistin Regula Lehmann fastet...

Ratgeber

Zielbewusst und entspannt Gute Vorsätze für 2023
Die ruhigere Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr scheint dazu einzuladen, dass man sich überlegt...