Der lange Schatten des Vaters

Brian Houston tritt vorsorglich aus Hillsong-Leitung aus

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Brian Houston (Bild: Facebook)
Hillsong-Gründer Brian Houston (67) ist aus verschiedenen Leitungsgremien der weltweiten Denomination ausgetreten. Er muss am 5. Oktober in Sydney vor Gericht erscheinen. Grund: ein Vergehen seines Vaters.

Anfang August dieses Jahres war Brian Houston angeklagt worden, einen Kindsmissbrauch seines Vaters Frank Houston (gestorben 2004) aus den 70er Jahren nicht der Polizei gemeldet zu haben. Houston erklärte zu den Vorwürfen: «Diese Anschuldigungen sind ein Schock für mich, da ich in dieser Angelegenheit immer sehr offen war.»

Erst 30 Jahre später erfahren

In einer im letzten Monat veröffentlichten Erklärung betonte Houston, dass er erst 30 Jahre nach dem Vorfall von dem Missbrauch erfahren habe. «Pastor Brian Houston erfuhr von den kriminellen Handlungen seines Vaters gegenüber dem Opfer, als Brian 45 Jahre alt und das Hauptopfer 37 Jahre alt waren. Die kriminellen Handlungen von Frank Houston wurden begangen, als das Opfer noch ein Kind war, also fast 30 Jahre zuvor. Zahlreiche andere Pastoren und Personen hatten Kenntnis von dieser Angelegenheit, bevor Brian Houston davon erfuhr», heisst es in der Erklärung.

«Nachdem er von den Taten seines Vaters erfahren hatte, stellte Brian Houston seinen Vater zur Rede, meldete die Angelegenheit der Nationalen Exekutive der Assemblies of God in Australien, leitete die Angelegenheit an den Vorstand des Sydney Christian Life Centre weiter und machte anschliessend eine öffentliche Bekanntmachung in der Kirche.»

Zum Schutz des Opfers Polizei nicht involviert

Weiter heisst es: «Brian bemühte sich, den mehrfachen Bitten des Opfers nachzukommen, nicht die Polizei zu informieren. Das damalige Gesetz sah eine Ausnahme von der Meldepflicht für ein solches Verbrechen vor, wenn eine Person einen vernünftigen Grund hatte, es nicht zu melden. Dieses staatliche Gesetz hat seitdem weiter klargestellt, dass eine derartige Situation – wenn ein erwachsenes Opfer von Kindesmissbrauch ausdrücklich nicht will, dass die Angelegenheit gemeldet wird – als angemessener Grund im Sinne des Gesetzes gilt.» Die Polizei in New South Wales hat den Fall zwei Jahre lang untersucht und geht davon aus, dass Brian Houston viel früher von den Taten seines Vaters wusste und ihn nicht angezeigt habe.

Houston begründete seinen Austritt aus dem Hillsong-Leitungsteam: «Ich habe dies getan, damit die Gremien in dieser Zeit voll funktionieren können.» Das australische Unternehmensgesetz verbietet es jeder Person, Direktor eines Unternehmens zu sein, wenn sie wegen eines Verbrechens der Unehrlichkeit verurteilt wurde, das mit einer Gefängnisstrafe von mehr als drei Monaten geahndet wird. Nach dem NSW Crimes Act beträgt die Höchststrafe für das absichtliche Verschweigen von Informationen, die den Behörden offengelegt werden sollten, fünf Jahre Gefängnis.

Bleibt Senior Pastor

Houston weiter in seiner Erklärung: «Dies ändert nichts an meiner Rolle als Global Senior Pastor. Ich hielt es für wichtig, unsere Kirchenfamilie im Interesse der Transparenz darüber zu informieren, und ich wollte, dass sie es direkt von mir erfahren.» Brian Houston sieht der Verhandlung am 5. Oktober gelassen entgegen: «Ich beteuere vehement meine Unschuld und werde mich gegen diese Anschuldigungen verteidigen, und ich begrüsse die Gelegenheit, die Sache richtig zu stellen.»

Die Hillsong-Kirche erklärte im August: «Wir bitten darum, dass ihm die Unschuldsvermutung und ein ordnungsgemässes Verfahren gewährt wird, wie es sein Recht ist. Er hat uns mitgeteilt, dass er sich dagegen wehren wird und darauf hofft, seinen Namen reinzuwaschen. Wir danken allen, die Teil unserer Kirche sind, für ihre Unterstützung und ihre Gebete in dieser Zeit.»

Brian Houston leitet «Hillsong» seit mehr als zwei Jahrzehnten. Im Mai 2020 zählte die Megakirche 150'000 Mitglieder in 23 Ländern.

Zum Thema:
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Datum: 24.09.2021
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / Christian Today / CBN News

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