Bewegung in Nahost

Israel und Türkei wollen Diplomatie wiederherstellen

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Yair Lapid und Recep Tayyip Erdoğan (Bilder: Wikimedia / https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0 / licenses/by/4.0/)
Israel und die Türkei haben angekündigt, dass beide Länder darauf hinarbeiten, die diplomatischen Beziehungen zueinander nach über einem Jahrzehnt wiederherzustellen. Ein weiteres Nahost-Friedenszeichen nach dem Abraham-Abkommen.

«Die Wiederaufnahme der Beziehungen zur Türkei ist ein wichtiger Gewinn für die regionale Stabilität und eine sehr wichtige wirtschaftliche Nachricht für die Bürger Israels. Wir werden Israels Ansehen in der Welt weiter stärken», kommentierte der israelische Premierminister Yair Lapid die diplomatische Entscheidung. Dies nach einem Gespräch mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan.

Das soll die wirtschaftlichen, handelspolitischen und kulturellen Beziehungen ausweiten und die regionale Stabilität stärken. Die Beziehungen zwischen Israel und der Türkei begannen aufgrund von Meinungsverschiedenheiten über den israelisch-palästinensischen Konflikt zu kippen. Nachdem die Türkei mehrere Hamas-Führer beherbergt hatte, entfremdeten sich die beiden Länder weiter.

Im Jahr 2010 zogen beide Länder ihre jeweiligen Botschafter ab, nachdem neun türkische Aktivisten bei einem Überfall israelischer Truppen auf eine Flottille mit humanitären Hilfsgütern auf dem Weg nach Gaza getötet worden waren, die die israelische Blockade durchbrochen hatte.

Uneingeschränkte Beziehung angestrebt

Beide Länder distanzierten sich weiter, nachdem die Vereinigten Staaten 2018 ihre Botschaft nach Jerusalem verlegt hatten. Als Reaktion auf die Botschaftsverlegung zog die Türkei erneut ihren Botschafter ab. Israel tat das Gleiche.

Anfang dieses Jahres reiste der israelische Präsident Isaac Herzog in die Türkei, um mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan in Ankara zu sprechen. Es war der erste Besuch eines israelischen Staatsoberhauptes seit 14 Jahren. Ungeachtet früherer Differenzen bemühen sich beide Länder nun um die Wiederherstellung uneingeschränkter diplomatischer Beziehungen zueinander.

Mehrere Beziehungen aufgenommen

Die Türkei-Ankündigung erfolgte zwei Jahre nach der Unterzeichnung des Abraham-Abkommens. Durch dieses Abkommen normalisierte Israel seine Beziehungen zu Marokko, Bahrain, den Vereinigten Arabischen Emiraten und dem Sudan.

Die Emirate und Israel kündigten beispielsweise an, dass sie gemeinsam im Jahr 2024 mit der Raumsonde «Beresheet2» auf dem Mond landen wollen.

Innerhalb von rund zwei Jahren ist beachtliche Bewegung in den Friedens-Prozess im Nahen Osten gekommen. Zunächst überraschten Israel, die Emirate sowie Bahrain die Weltöffentlichkeit im September 2020 durch die Ankündigung eines Friedensvertrags mit mehreren Arabischen Nationen.

Einen Monat später, im Oktober 2020, erfolgte die Normalisierung der Beziehungen mit dem Sudan. Und im Dezember 2020 unternahm Marokko als viertes mehrheitlich muslimisches Land den gleichen Schritt.

Mehrere Botschaften in Jerusalem

Nicht nur verbessert eine wachsende Zahl Nationen ihre Beziehungen zum Land der Bibel, gleichzeitig wächst die Zahl an Botschaften und Büros, die in der Hauptstadt Jerusalem eröffnet werden. Neu eröffnete das westafrikanische Land Liberia, das noch über keine Botschaft in Israel verfügt, ein offizielles Büro in Jerusalem, welches vorerst als Handelsbüro dient.

Inzwischen sind vier Botschaften in Jerusalem eröffnet worden. In chronologischer Folge: USA (14. Mai 2018), Guatemala (18. Mai 2018), Kosovo (14. März 2021) und Honduras (24. Juni 2021).

Malawi und Äquatorialguinea haben als weitere afrikanische Länder angekündigt, ihre Botschaften in Jerusalem eröffnen zu wollen. Aus anderen Teilen der Welt erfolgten vergleichbare Ansagen aus Brasilien, Ungarn, Moldawien, Rumänien und Serbien. Tschechien und Ungarn verfügen über eine Botschaft in Tel Aviv mit je einer Zweigstelle in Jerusalem.

Zum Thema:
Zankapfel Jerusalem: Erdogan zeigt wachsende Begehrlichkeiten
Folgen bald andere Staaten?: Israel und Emirate nehmen Beziehungen auf
Assaf Zeevi im Livenet-Talk: Von Verzweiflung zur Erkenntnis, dass Friede möglich ist

Datum: 23.08.2022
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

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