Kommentar

Der Balken im Auge des UNO- Menschenrechtsrats

Wirbel im Menschenrechtsrat der UNO: Die Vertreter von China, Saudi-Arabien, Kuba, Pakistan, Ägypten und andern fordern eine bessere Achtung der Menschenrechte. Und das nicht etwa von ihren eigenen Regierungen – sondern von der Schweiz.

Im Zentrum der Angriffe steht die SVP-Einbürgerungsinitiative. Man mag von ihr halten mag, was man will. Nicht aber von den Reaktionen aus Genf. 47 Länder sind im Menschenrechtsrat vertreten. So etwa China, das von der Schweiz eine Verbesserung der Frauenrechte fordert. China scheint da tatsächlich fortschrittlicher zu sein: es unterdrückt sowohl Tibeter wie auch Tibeterinnen. Oder es wittert Landesverrat von Christen wie Christinnen, nur weil für sie die Bibel massgebend ist.

Auch die Türkei mahnt die Eidgenossen zur Verbesserung. Während Ministerpräsident Erdogan im Februar 2008 polterte: «Assimilation ist ein Verbrechen gegen die Menschlichkeit.» Türkische Christen dagegen sehen wenig von ihren Menschenrechten, sondern werden vom Staat selber benachteiligt.

Neu ist diese einseitige Betrachtungsweise nicht gerade. Schon Jesus wies darauf hin, dass es leichter sei, den Splitter im Auge des anderen zu erkennen als den Balken im eigenen. *

Ägypten poltert gegen «Rassenhass»

Auch weitere Staaten des illusteren Menschenrechtsrats bekleckerten sich nicht mit übermässig viel Ruhm bei der Einhaltung der Menschenrechte. Ägypten zum Beispiel stellte die «politisch motivierte Aufheizung des Rassenhasses» der Schweiz an den Pranger – ausgerechnet Ägypten, das seine christliche Minderheit, die Kopten, systematisch an den Rand der Gesellschaft drängt.

Oder Saudi-Arabien: Dort dürfen Christen nur zu zweit zusammen beten. Nichtislamische Gottesdienste sind verboten, Kirchen dürfen nicht erbaut werden. Doch mit ihren Petrodollars stampfen die Scheichs im nichtislamischen Ausland eine Moschee nach der anderen aus dem Boden.

In Pakistan sind, ähnlich wie in anderen islamischen Ländern, Frauen vor Gericht deutlich weniger wert als Männer. Wird eine Frau in Pakistan vergewaltigt, braucht sie vor Gericht vier männliche moslemische Zeugen, die ihre Anklage bestätigen. Da wird dann schnell mal das Opfer zur Täterin gemacht, der man ausserehelichen Geschlechtsverkehr vorwirft oder die man als Diebin darstellt.

Algerien fordert von Schweiz mehr Religionsfreiheit

Aber auch weitere Länder des Menschenrechtsrats wie Nicaragua, Dschibuti, Bangladesch, Indien, Jordanien, Indonesien, Katar, Aserbeidschan oder Kuba tun sich nicht gerade mit Menschenfreundlichkeit hervor. So kann man etwa im als gemässigt geltenden Jordanien noch heute wegen «Abfall vom Islam» vergeklagt werden.

Algerien liess sich laut «Blick» gar zu der Aussage verleiten, dass es mehr Engagement gegen Fremdenfeindlichkeit und für die Gleichstellung aller Religionen sehen will – Algerien, das in den letzten sieben Monaten rund die Hälfte der etwa 50 protestantischen Gemeinden schliessen liess und deren Gottesdienste verbot, ohne auch nur einen triftigen Grund für diese Massnahme zu nennen.

Aber obwohl diese Regierungen den Christen nur mit schottischer Sparsamkeit gewisse Freiheiten gewähren, sagen die betreffenden Christen selber, sie würden ihr Land lieben und für die Regierung beten. Lesen Sie einige der Erlebnisberichte von Christen, die aus solchen Ländern leben; wohlgemerkt aus Ländern, von denen die meisten ihre Vertreter im Menschenrechtsrat der UNO sitzen haben.

* „Warum regst du dich über einen Splitter im Auge deines Nächsten auf, wenn du selbst einen Balken im Auge hast? Mit welchem Recht sagst du: 'Mein Freund, komm, ich helfe dir, den Splitter aus deinem Auge zu ziehen', wenn du doch nicht über den Balken in deinem eigenen Auge hinaussehen kannst? Du Heuchler! Zieh erst den Balken aus deinem eigenen Auge; dann siehst du vielleicht genug, um dich mit dem Splitter im Auge deines Freundes zu befassen.“ Matthäus 7, Verse 3-5

Berichte aus Ländern, die von der Schweiz die Menschenrechte einfordern:

Indische Christen vor Problemen: Indische Christen zwischen Hoffnung und Angst
Rechtswidriges aus Pakistan: Pakistan: Christlicher Anwalt Khalil Tahir in verzweifelter Lage
Ein algerischer Christ erzählt: Youssef: «Ich täuschte Interesse vor»
Zwangsheiraten: Pakistan: Christliche Mädchen entführt und zwangsverheiratet
Marokkanischer Christ liebt sein Land: Whalid: «Wir Christen sind für Marokko!»
Auch nicht prima in China: China: Hauskirchen-Pastoren zu Umerziehungslager verurteilt
Mord an türkischen Christen: Malatya: Drei Märtyrer und die Nachbeben
Inder findet neuen Glauben: Alfys Träume werden wahr
Schwierigkeiten in Ägypten: Ägypten: Bekehrung zum christlichen Glauben rechtswidrig
Mexiko, eines der 47 Ratsmitglieder: Evangelische Christen in Mexikos Süden unerwünscht
Ausgrenzung: Christen erleben neue Apartheid
Ein Exil-Kopte über seine Heimat: Good Morning Kairo – «Uns erwartet ein Darfur»
Wenig besseres aus Algerien: «Good morning Algerien»: 14 von 32 Kirchen geschlossen
Eine Ex-Moslemin berichtet: „Als Muslimin war ich eine Dienerin Gottes, nicht sein Kind“
Nicaragua, ebenfalls im Menschenrechtsrat dabei: Freiheit in Nicaragua - ein Auslaufmodell?
Kuba, ein weiteres Ratsmitglied: Ernstfälle in Havanna
Wenig schönes im EU-Staat und UNO-Menschenrechtsratmitglied Rumänien: Rumänien: Slums in Zeiten der EU
Nicht nur Toleranz in Europa; so etwa bei Ratsmitglied Frankreich: „Christen in Europa werden zunehmend diskriminiert“

Links zum Menschenrechtsrat:
Rede von Bundesrätin Calmy-Rey vor dem UNO-Menschenrechtsrat, 8. Mai 2008 (Manuskript)
Die Schweiz und der Menschenrechtsrat: Materialien
Webseite des UNO-Menschenrechtsrates

Autoren: Daniel Gerber, Lothar Mack

Datum: 26.05.2008
Quelle: Livenet.ch

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