Indonesien

Tausende Christen auf der Flucht

Religiös motivierte Gewalt versetzte die Christen in der Provinz Aceh Mitte Oktober in Angst und Schrecken. Ein Mob von etwa 700 fanatischen Muslimen hat auch die örtliche Indonesian Christian Church (HKI) in Suka Makmur niedergebrannt. Dies berichtet das Hilfswerk Open Doors.

Zoom
Die Indonesische Christliche Kirche (HKI) in Suka Makmur wurde von Extremisten niedergebrannt.
«Nach dem Brandanschlag flohen etwa 8'000 Christen aus Angst vor weiteren Attacken in die Nachbarprovinzen Zentral-Tapanuli und West-Pakpak auf Nord-Sumatra», berichtet Pastor Erde Berutu von der Pakpak Dairi Kirche (GKPPD) gegenüber einem Kontakt von Open Doors. Das Gebäude seiner Gemeinde war am 18. August niedergebrannt worden.

Angst vor weiteren Angriffen

Zoom
Überreste der niedegebrannten Kirche in Indonesien
Die Regierung hat sich zwischenzeitlich um die Wiederherstellung der Ordnung bemüht, viele Christen trauen der Ruhe jedoch nicht. «Es gibt keinerlei Garantie seitens der Regierung für unsere Sicherheit. Damit meinen wir nicht nur Schutz vor Gewalt, sondern auch, dass wir unsere Kirche zurückerhalten und Gottesdienste feiern können», so Pastor Erde weiter.

Am 6. Oktober verlangten mehrere hundert Extremisten von den Regierungsbehörden, sämtliche Kirchen in Aceh Singkil zu schliessen. Parallel forderten sie die Bevölkerung per SMS dazu auf, alle Kirchen zu zerstören, die keine Baugenehmigung haben. Tatsächlich haben viele Gemeinden keine Baugenehmigung erhalten – und das trotz Erfüllung der Behördenvorgaben. Zur Einordnung: Nach Angaben der Kommission für Menschenrechte im Jahr 2013 konnten etwa 80% aller Anbetungsstätten im Land – zumeist Moscheen, aber auch Kirchen – keine Genehmigung vorweisen.

Indonesien ist das Land mit den meisten Muslimen weltweit: 88 Prozent der 240 Millionen Einwohner gehören dieser Religion an, meist Sunniten. Acht Prozent sind Christen und zwei Prozent Hindus.

Warum tut Präsident Widodo nichts?

Auch die evangelische Nachrichtenagentur idea berichtet über die neue Welle der Christenverfolgung in Indonesien und thematisiert dabei die Rolle des Präsidenten Joko Widodo: Die Kommission für Religionsfreiheit der Weltweiten Evangelischen Allianz (WEA) hatte sich erst im August enttäuscht über das erste Amtsjahr von Präsident Joko Widodo geäussert. Er habe nichts unternommen, um den Einfluss extremer islamischer Gruppen einzudämmen. Widodo sei angetreten, um in seinem Land einen modernen, gemässigten Islam zu verankern und die Toleranz der Gesellschaft zu stärken. Doch seinen Worten habe er keine Taten folgen lassen. Er habe jede Auseinandersetzung mit islamistischen Gruppen vermieden. Das habe dazu geführt, dass radikale Gruppen kaum Angst vor Aktionen der Regierung haben. So hätten die Gruppierungen «Islamische Verteidigungsfront» und das «Forum Islamischer Gemeinschaften in Indonesien» bereits einen Monat nach Widodos Amtsantritt im August 2014 mit Blockaden vor vier evangelischen Kirchgemeinden und einer katholischen Pfarrei Gottesdienste verhindert. Doch Widodo habe nicht reagiert.

Open Doors bittet um Gebet

«Den vertriebenen Brüdern und Schwestern mangelt es an Wasser, Kleidung, Babynahrung, Medizin und mehr», berichtet ein Kontakt von Open Doors. «Wir müssen uns durch den Dschungel kämpfen, um die Notleidenden zu erreichen. Der direkte Weg durch Aceh ist für uns nicht gangbar, denn an der Grenze stehen Muslime mit der Order, jeden Christen zu töten, der sich in die Region wagt. Die Regierung hat zwar 250 Polizisten zusätzlich in die Region entsandt, bei Treffen zwischen führenden Muslimen und der Regierung konnten wir jedoch nicht feststellen, dass diese der Gewaltbereitschaft entschieden entgegenwirkt.»

Danke, dass Sie sich an die Seite der Christen in Indonesien stellen.

  • Beten Sie, dass die Christen der Gewalt nicht mit Gegengewalt begegnen.
  • Beten Sie bitte für die Familien, die fliehen mussten: um Gottes Trost und Stärkung, aber auch um Versorgung.
  • Bitte beten Sie für die Christen auf Aceh, dass sie die Liebe und den Frieden Gottes in Wort und Tat verkünden.
  • Beten Sie für offene Herzen der Bevölkerung, damit sie Jesus erkennen.

Zum Thema:
Indonesien: Kein Gottesdienst in der eigenen Kirche
Indonesien: Islamische Kampagne warnt: «Zu viele Muslime werden Christen»
Wussten Sie, dass Indonesien das Land mit den meisten Muslimen ist?
Grösstes islamisches Land: Neuer Präsident Indonesiens zu Christen: «Gott segne euch!»

Datum: 26.10.2015
Autor: Florian Wüthrich
Quelle: Livenet / Open Doors

Glaubensfragen & Lebenshilfe

Diese Artikel könnten Sie interessieren

Benedikt XVI.
Benedikt XVI. war nach 500 Jahren der erste deutsche Papst. Mit ihm sass von 2005 bis 2013 ein Intellektueller und Theologe von Weltformat auf dem...
Benedikt XVI.
Benedikt XVI. war nach 500 Jahren der erste deutsche Papst. Mit ihm sass von 2005 bis 2013 ein Intellektueller und Theologe von Weltformat auf dem...
Auf Platz 2 hinter China
Jeder Vierte in Deutschland bezeichnet sich selbst als nicht-religiös oder atheistisch. Das geht aus einer Umfrage in acht Nationen hervor. Nur in...
Steigende Tendenz
Der jährliche Bericht über die religiösen Gemeinschaften Israels ergibt, dass die christliche Bevölkerung um zwei Prozent gewachsen ist. Somit macht...

AKTUELLE NEWS

Benedikt XVI.
Benedikt XVI. war nach 500 Jahren der erste deutsche Papst. Mit ihm sass von 2005 bis 2013 ein Intellektueller und Theologe von Weltformat auf dem Stuhl Petri. Nun ist der Papa Emeritus im Alter von 95 Jahren gestorben.
Benedikt XVI.
Benedikt XVI. war nach 500 Jahren der erste deutsche Papst. Mit ihm sass von 2005 bis 2013 ein Intellektueller und Theologe von Weltformat auf dem Stuhl Petri. Nun ist der Papa Emeritus im Alter von 95 Jahren gestorben.
Leihmutterschaft
«Gebärmutter zu vermieten. Suche: Paar mit Kinderwunsch. Biete: Neun Monate Unterkunft für einen Embryo mit Vollpension. Miete gesamt 12000 CHF.» So könnte die Anzeige einer Leihmutterschaft, die in Europa noch verboten ist, aussehen.
Allianzgebetswoche 2023
Christen sind zur Freude aufgerufen – doch was bedeutet das? Darum geht es in der diesjährigen Allianzgebetswoche vom 8. bis 15. Januar 2023. Livenet veröffentlicht die täglichen Andachten, heute mit SEA-Generalsekretärin Viviane Krucker-Baud.
Auf Platz 2 hinter China
Jeder Vierte in Deutschland bezeichnet sich selbst als nicht-religiös oder atheistisch. Das geht aus einer Umfrage in acht Nationen hervor. Nur in China sind mehr Menschen nicht religiös.
Steigende Tendenz
Der jährliche Bericht über die religiösen Gemeinschaften Israels ergibt, dass die christliche Bevölkerung um zwei Prozent gewachsen ist. Somit macht ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung des Landes rund 1,9 Prozent aus.
Ganz ohne Angst
Locker und in jugendlicher Sprache erzählt Tabea Tacke in «Fearless – 24 mutige Vorbilder aus der Bibel» die Geschichten von zwölf Männern und zwölf Frauen aus dem Buch der Bücher.

Anzeige

Kommentar

Regula Lehmann: Empörung ist billig
Wir befinden uns inmitten der Fastenzeit vor Ostern. Livenet-Kolumnistin Regula Lehmann fastet...

Ratgeber

Zielbewusst und entspannt Gute Vorsätze für 2023
Die ruhigere Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr scheint dazu einzuladen, dass man sich überlegt...