Orthodoxe Verfolgung

Der Heilsarmee in Georgien droht das Verbot

Der orthodoxe Patriarch von Georgien Ilia II. ist einem drohenden Giftanschlag entkommen. Nach seiner Rückkehr nach Georgien muss er sich mit orthodoxen Protestantenjägern auseinandersetzen.

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Patriarch von Georgien Ilia II.
Seine Behandlung in Berlin hatten Meldungen über einen dort auf ihn geplanten Giftanschlag überschattet. Nun erwarten den Oberhirten von 3,2 Millionen orthodoxen Georgiern daheim aber erst die wahren Probleme: Das Zyankali-Gerücht war nur die Spitze eines Eisberges: Die berüchtigte georgische Mafia dürfte nämlich nicht nur den Obst- und Gemüsehandel der ganzen ehemaligen Sowjetunion kontrollieren. Sie hat sich sichtlich auch in den Finanz- und Wirtschaftsstrukturen der orthodoxen Kirche eingenistet. Dazu kommt ein immer heftiger innerkirchlicher Macht- und Richtungskampf zwischen fanatischen Scharfmachern und dem offeneren Patriarchenflügel.

Die Gegner der Evangelischen

Die Ultra-Orthodoxen segeln auf dem Kurs des Moskauer Patriarchats gegen alles, was nicht orthodox ist: Juden und Katholiken sowie vor allem Protestanten. Georgien hatte im frühen 19. Jh. daheim missliebige «Pietisten» aus dem alemannisch-schwäbischen Raum aufgenommen. Auf den so genannten «Ulmer Schachteln» waren sie über Donau und Schwarzes Meer in den Kaukasus gelangt. Ihr Erbe bereitet seit dem Ende des Kommunismus im heutigen Georgien Baptisten und Pfingstgemeinden den Boden. Gegen ihr Erstarken kämpfen in den letzten 25 Jahren orthodoxe Schlägerbanden. Ihr Anführer, Pfarrer Basil Malakaschwili, wurde inzwischen von Ilia II. abgesetzt, nachdem er sogar den Patriarchen stürzen wollte.

Kirchenmann mit Zyankali im Koffer

In denselben Dunstkreis gehört jetzt der Mordversuch. Der ganze Fall kam ins Rollen, als am 12. Februar am Flughafen Tbilissi Diakon Giorgi Mamaladze mit Zyankali im Koffer festgenommen wurde. Er war auf einen Flug nach Berlin gebucht. Der Kleriker ist trotz seines niedrigen geistlichen Ranges eine Schlüsselfigur in der kirchlichen Vermögensverwaltung. Er steht den extrem orthodoxen «Protestantenjägern» nahe.

Im Schussfeld: Baptisten, Pfingstler und Heilsarmee

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Gillian Jackson und Steve Dutfield, Leiter der Heilsarmee Georgien
In die Affäre scheinen in Tbilissi höchste Kreise verwickelt zu sein. Die Malakadchwili-Leute sitzen nämlich heute mit in der Kirchenführung. Im Zentrum ihrer aktuellen Anfeindungen steht neben Baptisten und Pfingstchristen gegenwärtig die Heilsarmee. Ungeachtet ihrer nur wenigen hundert georgischen «Salutisten» konnte sie zu den georgischen Weihnachten im Januar 2017 eine gelungene Hilfsaktion für arme Kinder durchführen. Diese fand in den Medien grosse, positive Beachtung.

«Gift des Protestantismus»

Umso erboster reagieren seitdem die Ultraorthodoxen. Sie erheben den Vorwurf, dass mit den Weihnachtsgaben unschuldigen Kleinen das «Gift des Protestantismus» eingeflösst wurde. Die radikalen Orthodoxen fordern jetzt vom heimgekehrten Patriarchen Ilia, beim Staat das Verbot der Heilsarmee zu erwirken.

Auch Baptistenbischof Malchas Songulaschwili verbiegt seine Besorgnis nicht. Eben erst wurde er international mit dem «Shahbaz Bhatti Friedenspreis» ausgezeichnet, der nach dem 2011 von Muslimen ermordeten pakistanischen Christen und Minister benannt ist. Ausgezeichnet für seine diakonische Arbeit unter bedürftigen Menschen jedes Glaubens in Georgien. Gerade sie ist aber den Ultraorthodoxen ein Dorn im Auge.

Zum Thema:
Das orthodoxe Paradox: Opposition von Glaubensverwandten
Kirche im weitesten Land: Die Orthodoxen Russlands auf vaterländischem Kurs
Durchbruch in Osteuropa: Orthodoxe und Evangelische reden bei Evangelisation zusammen

Datum: 27.02.2017
Autor: Heinz Gstrein / Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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