Mehr Christen im Süden

Grenzen zwischen Sender- und Empfängerländer schwinden

Lange verlief die Missionsgeschichte klassisch: Auf der einen Seite waren die westlichen sendenden Länder. Die Missionare gingen nach China, Afrika, Südamerika. Mehr und mehr verwischen diese Grenzen: Vermehrt kommen Menschen aus südlichen Ländern in den Westen. Als Missionare reisen sie zum Beispiel nach Kanada, in die USA oder nach England.

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Afrikanische Gemeinde
«Die Missionslandschaft ist stark im Umbruch», erklärt Jürg Gugger, Leiter des Schweizer Zweigs von «ReachAcross». «Bis vor 20 Jahren bedeutete Mission, dass wir aus dem Westen Leute in den Rest der Welt senden.» Heute sei es so, dass die Mitarbeiter von überall herkommen und überall hingingen.

«Wir sehen, dass wir in der Schweiz Migrantengruppen aus den verschiedensten Erdteilen haben. Wir haben auch viele Muslime in der Schweiz.» Deshalb sei es inzwischen so, dass man als Missionsgesellschaft nicht mehr einzig Menschen ins Ausland sende, «sondern dass wir auch Leute haben, die ihren Auftrag in der Schweiz unter diesen Volksgruppen sehen».

Die Volksgruppen sind in Europa

So gebe es beispielsweise in England Christen, die unter Pakistanern oder Somaliern arbeiten. «Das sind Kinder von Migranten, die schon in der zweiten oder dritten Generation in England wohnen. Sie können guten Englisch und müssen keine neue, fremde Sprache lernen.» Sie sind in der westlichen Welt aufgewachsen, aber haben vom Evangelium noch wenig gehört. «Und so sind Mitarbeiter unsere Organisation in England unter diesen Volksgruppen tätig.»

Teils möchte man auch Angehörige von Volksgruppen erreichen, die noch nicht so lange im Land sind. «Zum Beispiel Flüchtlinge. Man geht mit verschiedenen Projekten in die Quartiere hinein, in denen diese Menschen wohnen.» Das sind unter anderem Sportprojekte, Schulaufgabenhilfe, Ferienprogramme und Frauen- oder Männergruppen.

Mehr Christen im Süden als im Westen

Tatsache ist, dass im globalen Süden mittlerweile wesentlich mehr Christen leben als in der westlichen Welt, also in Nordamerika, Europa und Australien. «Es gibt dort sehr starke Kirchen. Sie senden ebenfalls ihre Missionare aus, teils nach Nordamerika, teils nach Europa. Wir haben zum Beispiel Kontakt zu einer chinesischen Kirche, die Mitarbeiter nach England schickt, die bei uns ausgebildet werden. Eine Frau aus Taiwan ist Teil unseres Teams in England.»

Es ist lange nicht mehr so, dass nur Westler in den Missionsteams sind. «Inzwischen arbeiten die Menschen aus verschiedenen Kulturkreisen eng zusammen.»

«Bewusstsein schwindet»

«Uns beschäftigt, dass das Bewusstsein für Mission in der Schweiz am Schwinden ist», bedauert Jürg Gugger. «Bis Jesus wiederkommt, ist die Weltmission eine Aufgabe der Kirche, der Gemeinde Jesu. Es fehlt manchmal das Bewusstsein in den Schweizer Gemeinden, dass wir weltweit eine Aufgabe haben. Natürlich haben wir auch eine Aufgabe in der Schweiz.»

Hierbei habe man sich in den letzten Jahren sehr stark auf die Arbeit in der Schweiz fokussiert und dabei etwas aus den Augen verloren, «dass wir auch einen Sendungsauftrag für die Welt haben. Es gibt viel zu tun mit Flüchtlingen und Asylsuchenden bei uns. Aber es gibt weltweit viele unerreichte Volksgruppen, die noch nichts vom Evangelium wissen. Und dort ist es so, dass man hingehen muss, die Sprache erlernen, dort leben, die Menschen lieben, Zeit haben und ihnen von Jesus erzählen.»

Zur Webseite:
ReachAcross

Zum Thema:
Drei sind bereits gekommen: Gemeinden aus Sierra Leone senden Missionare nach Europa
Wandel im «Globalen Süden»: Missionsarbeit vor neuen Herausforderungen
«Ein Paradigmenwechsel»: Missionsgesellschaften müssen flexibler werden
Enormes Wachstum: In Afrika leben mehr Christen als in jedem anderen Kontinent

Datum: 17.08.2018
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

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