Auf das «wie?» kommt es an

Warum Gemeinden wachsen müssen

Der Mitgründer der Thuner Freikirche GPMC (Generation Postmodern Church), Matthias «Kuno» Kuhn, äussert sich zu Grundfragen des Wachstums und was das für sein Familienleben bedeutet.

Zoom
Matthias «Kuno» Kuhn
Livenet: Kuno, man sagt, Geschäfte müssen Wachstum ausweisen. Gemeinden auch? Warum?
Matthias «Kuno» Kuhn: Gemeinden müssen wachsen – keine Frage. Wachstum ist ein Ausdruck von gesunder Entwicklung. Die grosse Frage ist nur, wie wir das Wachstum messen. Es kann gut sein, dass die Besucherzahl wächst, aber die Liebe zu Jesus abnimmt. Dies sieht zwar stark aus, doch Jesus würde eine solche Entwicklung nicht als Wachstum bezeichnen. Somit sind die echten Wachstumsindizien nicht in erster Linie in der Grösse der Gemeinde zu finden, sondern in der Qualität unserer Beziehung zu Jesus, zueinander und zur Gesellschaft. Wenn diese Art von Wachstum geschieht, dann ist die Chance hoch, dass die Gemeinde auch zahlenmässig wächst, doch selbst diese Gleichung muss im Reich Gottes nicht immer aufgehen, was uns manchmal doch ziemlich verwirrt!

Warum brauchen wir in der heutigen individualisierten Gesellschaft einander, um geistlich zu wachsen?
Die Kirche hat es lange verpasst, dem postmodernen Menschen ein postmoderner Mensch zu sein. Wir versuchen zu stark, die Leute in ein einheitliches Programm zu stecken, was der individualistisch denkende Mensch als Entmündigung und mittelfristig als langweilig empfindet. Fact ist, dass die Leute heute individualistisch erzogen werden und der heutige Mensch gleichzeitig ein kaum zu stillendes Bedürfnis an Gemeinschaft hat. Das scheint mir die Chance der heutigen Kirche zu sein. Wir sind gezwungen, den Menschen Gefässe anzubieten, in denen sie Gemeinschaft haben und wo ihnen nebst Verantwortung auch Kompetenzen zustehen. Die Bibel gibt uns mit dem Bild des Leibes eine exzellente Vorstellung, dass individuelles Wachstum seine klaren Grenzen hat. Jeder Mensch braucht verbindliche Beziehungen, um geistlich zu wachsen.

Wie sieht geistliches Wachstum konkret in deinem Leben, deiner Familie und Gemeinde aus?
Wachstum geschieht da, wo ich Jesus ähnlicher werde. Der Weg dazu beschreibt uns 2. Korintherbrief, im Kapitel 3, Vers 18. Ich brauche Zeiten, um IHN, meinen Freund, anzusehen, zu bestaunen und mit ihm Beziehung zu leben. Das ist die erste Priorität und heisst konkret, dass ich mich einen Tag pro Woche aus dem Handy-, Beziehungs- und Mailverkehr zurückziehe, um sein Wort und die Liebesbeziehung zu Jesus zu geniessen. Ohne diesen Tag würde es mich wohl im Dienst gar nicht mehr geben. Daraus erlebe ich Wachstum.

Das gleiche gilt für uns als Familie. Wir wollen Jesus feiern, ihn in die Mitte unseres Alltages stellen und feiern daher ein paar Mal pro Woche das Abendmahl, haben Worship- und Gebetszeiten und geben der Bibel und ihren packenden Storys viel Raum. Daneben versuchen wir, einander zu mutigem Handeln anzustiften und schaffen Raum, um einander zu erzählen, was wir mit Gott im Alltag erlebt haben. In der Gemeinde ist es genau gleich wie in der Familie. Ehrliche Treffen von Freunden, die gemeinsam Jesus ähnlicher werden wollen.

Wie misst du/messt ihr persönlich geistliches Wachstum?
Ich stelle mir die Frage: Bin ich in der Freundschaft mit Jesus frisch unterwegs, und setze ich das um, was er mir sagt? Wir versuchen, uns dieser Frage prioritär zu stellen und uns nicht hinter irgendwelchen Dienstfragen zu verstecken.

Matthias Kuhn (Kuno), 46, ist verheiratet mit Susann und Vater von vier Kindern im Alter von 13 – 22 Jahren. Matthias und Susann sind Mitgründer von GPMC (Generation Postmodern Church), dem Aussendungshaus und G-Movement. Nebst der Leitung im Aussendungshaus und auswärtigen Diensten im In- und Ausland unterstützt das Paar aktiv Gemeindegründungsteams.

Zur Webseite:
GPMC
Zeitschrift der Pfingstmission «SPMzoom»

Zum Thema:
Video-Inputs Livenet von Matthias «Kuno» Kuhn

Zum Jahresanfang: Vier Fragen an Matthias «Kuno» Kuhn

Datum: 09.05.2015
Autor: Rafael Von Arx
Quelle: Livenet / SPMzoom

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