Willow Creek Chicago

Das sagt Bill Hybels zum Umgang mit homosexuell Empfindenden

In der Willow Creek Gemeinde in Chicago, einer der weltweit einflussreichsten Kirchen, sind homosexuell empfindende Menschen auch als Mitarbeiter willkommen. Gründer und Pastor Bill Hybels nahm während eines Gottesdienstes zu brisanten Fragen Stellung. Eine betraf den Umgang mit Homosexualität.

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Bill Hybels spricht in der Willow Creek Gemeinde in Chicago.
Bill Hybels wurde im Rahmen eines Gottesdienstes bei Willow Creek in Chicago mit hochaktuellen und brisanten Fragen konfrontiert. Dabei wurden die Themenfelder Umgang mit Geld, Homosexualität, Abtreibung und auch die anstehende Präsidentenwahl nicht ausgespart. Seine Antworten überzeugen durch ihre biblische Klarheit, in der Wahrheit und Liebe eine untrennbare Einheit bilden.

Ausschnitte dieses Interviews wurden im Willow Creek Magazin 3/16 S. 12-16 veröffentlicht. Wir geben mit freundlicher Genehmigung einen Auszug wieder:

Beim Thema Umgang mit homosexuell Empfindenden möchte ich etwas ausholen. Als ich in der vierten Klasse war, hatte ich einen Mitschüler, der – rückblickend betrachtet – wohl homosexuell war. Er war anders – und alle merkten es. Eines Tages nach der Schule haben meine Kameraden ihn so richtig verdroschen. Auch als er schon am Boden lag, schlugen sie ihn brutal ins Gesicht. Ich stand dabei und habe nichts dagegen unternommen. Das habe ich mir bis heute nicht verziehen. Ich glaube, dass er sein Anderssein nicht bewusst gewählt hat. Er war einfach so.

«Ich bin schwul, aber ich liebe Jesus…»

Als ich mit 22 Jahren diese Gemeinde gründete, kamen Leute zum Glauben und wurden von mir getauft, die mich einige Monate später beiseite zogen und mir anvertrauten: Ich bin schwul, aber ich liebe Jesus und will in meinem Glauben weiter wachsen. Im Laufe der Jahre waren es sicher mehr als 200 Leute, die sich mir gegenüber geoutet haben. Als ich mit ihnen darüber sprach, hat kein Einziger gesagt: Ich habe eine Münze geworfen, um meine sexuelle Orientierung zu bestimmen. Sondern ich entdeckte, dass ich homosexuell bin. «Und dann?», fragte ich. Die meisten antworteten: «Ich bekam Angst und betete intensiv, dass ich heterosexuell würde» – was bei keinem, mit dem ich sprach, passierte.

Einige hatten sich in ihrer Ratlosigkeit Gemeinden anvertraut, wurden dort aber meistens vor die Tür gesetzt oder aufs Abstellgleis gestellt. So wuchs in mir die Überzeugung, dass es bei diesem Thema einen anderen Weg geben muss. Nämlich: an der traditionellen Sichtweise der Ehe festzuhalten und zugleich respektvoll mit Menschen aus der LGBT-Gemeinschaft (Lesbian, Gay, Bisexual und Transgender) umzugehen, sie nicht auszugrenzen.

Regelmässige Treffen mit Homosexuellen

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Bill Hybels
Vor ein paar Jahren kam ein junger Mann in unserer Gemeinde zum Glauben und sprach mich nach einem Gottesdienst an: «Würdest du dich mit uns treffen? Wir sind eine Gruppe von 15 Homosexuellen, die alle Gott lieben und denen diese Gemeinde sehr am Herzen liegt.» Seit zweieinhalb Jahren treffe ich mich nun regelmässig alle sechs bis acht Wochen mit ihnen samstagabends in meinem Büro. Wir sprechen sehr offen darüber, wie sie als Homosexuelle ihren Glauben leben können auch im Rahmen einer Gemeinde.

Übrigens: Vor drei Jahren haben sich unsere Ältesten das Thema Homosexualität erneut angeschaut. 18 Monate lang haben sie gründlich gearbeitet: die Bibel neu studiert, aktuelle wissenschaftliche Erkenntnisse angeschaut – und kamen zur gleichen Schlussfolgerung wie wir damals vor 40 Jahren. Diese Gruppe, mit der ich mich regelmässig treffe, weiss genau, wie sich unsere Gemeinde positioniert hat. Dass wir die Sichtweise vertreten, dass eine Eheschliessung nur zwischen einem Mann und einer Frau möglich ist und dass die Sexualität für diese Einheit reserviert ist. Alle übrigen – Homosexuelle und Singles – sollen keusch leben, wenn sie es mit der Nachfolge ernst meinen. Das ist unser biblisches Verständnis. Und dennoch lieben diese Schwestern und Brüder Christus und unsere Gemeinde von ganzem Herzen und ringen mit der Frage, wie sie als homosexuell Empfindende Gott und Menschen dienen können.

«Nur die homosexuelle Aktivität wird als Sünde bezeichnet»

Ich finde in der Bibel keine Aussagen, die es Menschen verbietet, in einer Gemeinde mitzuarbeiten, die homosexuell empfinden, aber keusch leben – auch nicht, dass dieser Mensch etwa sündigt. Lediglich die homosexuelle Aktivität wird als Sünde bezeichnet. Wenn diese Menschen sich ihre homosexuelle Orientierung nicht ausgesucht haben, aber bereit sind, ihren Lebensstil Gott unterzuordnen, sollten wir dann nicht bereit sein, sie zur Mitarbeit in der Gemeinde einzuladen?

Um es klar zu sagen: Es gibt auch einige in dem Kreis, die die Bibel anders verstehen und die die Haltung unserer Gemeinde nicht teilen. Aber auch mit ihnen setze ich mich respektvoll auseinander. Sie wissen, dass sich die Haltung unserer Gemeinde wohl nicht ändern wird. Dennoch wollen sie ehrlich begreifen, wie sie ihre Rolle demzufolge definieren müssen. Ich liebe diese Menschen. Es ist eine Offenheit und Verletzlichkeit in der Runde, wie ich sie selten in anderen Kleingruppen erlebt habe. Seit dem Vorfall damals in der vierten Klasse möchte ich diesen Menschen helfen, so gut ich kann.

Zum Thema:
Neue Studie aus Schweden: «Homo-Ehe»: Dreimal so hohes Selbstmordrisiko
Kontroverse: Diskussion über Therapien für Homosexualität
Wilf Gasser: Der SEA-Präsident zur Homosexualität
Forum gibt Orientierungshilfe: Umgang mit Homosexualität: Von Jesus lernen
Fast 10'000 Leiter in Hannover: Bill Hybels: «Aufopfernde Liebe ist der Kern der Leiterschaft»

Datum: 04.10.2016
Quelle: Willow Creek Magazin

Kommentare

Ein interessanter Ansatz, die Bibel lehrt, man soll dem Bösen nicht widerstehen, sondern das Böse mit Gutem überwinden. Mir persönlich gefällt der russische Art besser, dort wird Derartiges von der Kirche verdammt, derartige Personen werden im öffentlichen Leben nicht diskriminiert, jedoch ist es verboten, Heranwachsenden Derartiges nahezubringen; so kommt jeder zu seinem Recht, die Kirche auf Verkündigung der biblischen Botschaft, die Betroffenen zu einem Leben nach deren Gutdünken und die nächste Generation mit der Chance auf eine Familie.

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