African Link

«Für die zweite Generation wünsche ich, dass sie Brückenbauer werden»

In der Schweiz lädt eine Vielzahl afrikanischer Gemeinden zum Gottesdienst. Teilweise arbeiten diese mit einheimischen Kirchen zusammen, zum Beispiel in der Teenager-Arbeit. Im Wachstum sind insbesondere eritreische Gemeinden. Wir unterhielten uns mit Johannes Müller, dem Gründer und Leiter von «African Link».

Zoom
Afrikanische Gemeinde
Livenet: Johannes Müller, wer ist «African Link»?
Johannes Müller: «African Link» ist ein Dienst mit afrikanischen Pastoren und Migranten in der Schweiz und wurde 2007 von meiner Frau Barbara und mir gestartet. Im letzten Jahr arbeitete eine Praktikantin mit. «African Link» ist mit «MEOS – interkulturelle Dienste» verbunden und arbeitet mit der «Arbeitsgemeinschaft Interkulturell» der «Schweizerischen Evangelischen Allianz» zusammen.

Zoom
Johannes Müller
Was für afrikanische Gemeinden gibt es in der Schweiz?
Die meisten afrikanischen Pastoren, die ich kenne, ziehen es vor, wenn ihre Gemeinde «international» genannt wird oder – sofern sie zu einer klassischen Denomination gehört – mit diesem Namen bezeichnet wird. Nach der Gottesdienstsprache lassen sich drei Hauptgruppen unterscheiden: Englisch, Französisch und Tigrinya (aus Eritrea). Konfessionell sind alle grossen Richtungen vertreten, von orthodox – vor allem aus Eritrea und Äthiopien – über katholisch und protestantisch bis evangelikal und charismatisch-pfingstlerisch. Zur letzten Gruppe zählen am meisten Gemeinden. Dort kann man zwischen Gemeinden unterscheiden, die zu einer Denomination mit Sitz in einem afrikanischen Land gehören, und in der Schweiz entstandenen Gemeinden.

Welche Zusammenarbeiten mit schweizerischen Gemeinden sind entstanden?
Lokal feiern ein paar Schweizer und afrikanisch geleitete Gemeinden in Abständen gemeinsame Gottesdienste. In ein paar Städten finden inzwischen regionale Gottesdienste statt, an denen internationale und schweizerische Gemeinden teilnehmen, zum Beispiel in Genf zum Abschluss der Allianzgebetswoche oder in Winterthur. Dort feierten im Jahr 2015 2'500 Menschen aus über 20 Schweizer und internationalen Gemeinden der Region gemeinsam Pfingsten. Am Folge-Event dieses Jahr nahmen 1'500 Gottesdienstbesucher teil.

Für die Secondos aus Gemeinden mit afrikanischen Leitern gibt es ein paar erste Angebote wie einen gemischten Teenieclub oder eine gemeinsame Vorbereitung von Sonntagsschullektionen. Dies hat aber noch Pioniercharakter.

Wissen Sie von besonderen Initiativen, die durch eine afrikanische Gemeinde angestossen wurde, zum Beispiel ein Gebetstag?
Bei Events, die von multikulturellen Teams vorbereitet werden, sind häufig afrikanische Pastoren beteiligt. Dies läuft aber mehr über die Leiter. Aktivitäten, die von einer Gemeinde initiiert werden, ziehen oft nur eine beschränkte Zahl von Gästen an.

Zoom
Afrikanische Diaspora in der Schweiz
Vielversprechender ist eine lokale Zusammenarbeit zwischen einer internationalen und einer Schweizer Gemeinde oder die Mitgliedschaft einer internationalen Gemeinde in einem Verband; was in der Romandie und in Deutschland schon häufiger ist.

Wie entwickeln sich afrikanische Gemeinden in der Schweiz?
Englisch- und französischsprachige Gemeinden entwickeln sich oft langsam – das Angebot ist im Vergleich zur Hauptzielgruppe gross – und es geht auch nicht immer aufwärts. Bei den Eritreern findet ein deutliches Wachstum statt, das in der Öffentlichkeit aber wenig sichtbar ist. In letzter Zeit stieg die Motivation bei ein paar afrikanisch geleiteten Gemeinden, sich nicht nur auf das eigene Umfeld zu konzentrieren, sondern auch die interkulturellen Herausforderungen anzupacken, die sich für Christen in der Schweiz stellen.

Was ist Ihr Herzensanliegen?
Viele der Migranten aus Afrika vermissen echte Annahme und Heimat. Ich wünsche mir, dass sie dies erleben dürfen und dass die Christen freigesetzt werden, einen echten Beitrag zum sozialen und geistlichen Leben in der Schweiz zu leisten. Besonders auf dem Herzen habe ich die zweite Generation, die zwischen den Kulturen aufwächst. Für sie wünsche ich, dass sie zu echten Brückenbauern werden können.

Was können Schweizer Gemeinden von den afrikanischen Gemeinden lernen?
Viele afrikanische Pastoren nennen spontan das Gebet, vor allem in der Gemeinde. In afrikanisch geleiteten Gottesdiensten erlebe ich eine grosse Erwartung von Gottes Gegenwart und dass er konkret eingreift. Das Leben mit Gott und der Glauben sind ein wichtiger Teil des Lebens und des Alltags, man kann und muss darüber reden.

Zur Webseite:
African Link
Internationale News und Vernetzung (Interkulturell)
Interkulturelle Dienste und Medien (Meos
Ausbildung zum Integrationsbegleiter
Tipps für Arbeit mit Flüchtlingen

Zum Thema:
Flüchtlingen-helfen.ch: Eine SEA-Webseite gibt wertvolle Tipps zum Helfen
Für alle, die direkt helfen wollen: Flüchtlinge bei sich zuhause aufnehmen – aber wie?
Fördern und fordern: Flüchtlinge aufnehmen – aber auch ernst nehmen
Baldegger Schwestern zufrieden: «Nur positive Erfahrungen» mit Flüchtlingen im Gästehaus
Flüchtlingskrise: Junge Flüchtlinge in die Familie aufnehmen?

Datum: 21.10.2016
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

Glaubensfragen & Lebenshilfe

Diese Artikel könnten Sie interessieren

Allianzgebetswoche 2023
Christen sind zur Freude aufgerufen – doch was bedeutet das? Darum geht es in der diesjährigen Allianzgebetswoche vom 8. bis 15. Januar 2023. Livenet...
Allianzgebetswoche 2023
Mehr als einmal berichtet die Bibel von einem Apostel Paulus, der in Bedrängnis, Leid und Schwachheit Freude empfindet. Und er fordert auch uns dazu...
Livenet-Top 5
Hunderttausende Besucher haben im Jahr 2022 auf die Seiten von Livenet und Jesus.ch geklickt und eine Vielfalt von Artikeln gelesen. Wir haben die...
Für Ostern 2023
Passend zu Ostern wird die nächste «Viertelstunde für den Glauben» zum Thema «Aufblühen» erscheinen. Sie wird ab Februar 2023 verfügbar sein, bereits...

AKTUELLE NEWS

Benedikt XVI.
Benedikt XVI. war nach 500 Jahren der erste deutsche Papst. Mit ihm sass von 2005 bis 2013 ein Intellektueller und Theologe von Weltformat auf dem Stuhl Petri. Nun ist der Papa Emeritus im Alter von 95 Jahren gestorben.
Benedikt XVI.
Benedikt XVI. war nach 500 Jahren der erste deutsche Papst. Mit ihm sass von 2005 bis 2013 ein Intellektueller und Theologe von Weltformat auf dem Stuhl Petri. Nun ist der Papa Emeritus im Alter von 95 Jahren gestorben.
Leihmutterschaft
«Gebärmutter zu vermieten. Suche: Paar mit Kinderwunsch. Biete: Neun Monate Unterkunft für einen Embryo mit Vollpension. Miete gesamt 12000 CHF.» So könnte die Anzeige einer Leihmutterschaft, die in Europa noch verboten ist, aussehen.
Allianzgebetswoche 2023
Christen sind zur Freude aufgerufen – doch was bedeutet das? Darum geht es in der diesjährigen Allianzgebetswoche vom 8. bis 15. Januar 2023. Livenet veröffentlicht die täglichen Andachten, heute mit SEA-Generalsekretärin Viviane Krucker-Baud.
Auf Platz 2 hinter China
Jeder Vierte in Deutschland bezeichnet sich selbst als nicht-religiös oder atheistisch. Das geht aus einer Umfrage in acht Nationen hervor. Nur in China sind mehr Menschen nicht religiös.
Steigende Tendenz
Der jährliche Bericht über die religiösen Gemeinschaften Israels ergibt, dass die christliche Bevölkerung um zwei Prozent gewachsen ist. Somit macht ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung des Landes rund 1,9 Prozent aus.
Ganz ohne Angst
Locker und in jugendlicher Sprache erzählt Tabea Tacke in «Fearless – 24 mutige Vorbilder aus der Bibel» die Geschichten von zwölf Männern und zwölf Frauen aus dem Buch der Bücher.

Anzeige

Kommentar

Regula Lehmann: Empörung ist billig
Wir befinden uns inmitten der Fastenzeit vor Ostern. Livenet-Kolumnistin Regula Lehmann fastet...

Ratgeber

Zielbewusst und entspannt Gute Vorsätze für 2023
Die ruhigere Zeit zwischen Weihnachten und Neujahr scheint dazu einzuladen, dass man sich überlegt...