Vorwürfe gegen Bill Hybels

Gemeindeleitung von Willow Creek räumt eigene Fehler ein

Die Ältesten der Willow-Creek-Gemeinde in Chicago haben sich von ihrem früheren Hauptpastor Bill Hybels distanziert. Zugleich räumten sie Fehler im Umgang mit den Vorwürfen gegen Hybels ein. Dieser soll weibliche Gemeindemitglieder sexuell belästigt haben.

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Die Hauptpastorin Heather Larson entschuldigt sich für die mangelhafte Aufarbeitung des Falls Bill Hybels.
Seit einigen Monaten steht der Vorwurf im Raum, dass der frühere Hauptpastor der Willow-Creek-Gemeinde, Bill Hybels, Frauen sexuell belästigt haben soll. Jetzt haben sich die beiden Hauptpastoren von Hybels distanziert. Bei der Gemeinde und den Betroffenen entschuldigten sie sich auch für ihr eigenes Fehlverhalten.

Die Gemeindeleitung selbst hatte die Anschuldigungen lange als «haltlos und falsch» bezeichnet. In einer aktuellen Stellungnahme heisst es nun jedoch, Hybels habe «Bereiche der Sünde» betreten, die mit den Vorwürfen im Zusammenhang stünden. Die Gemeindeleitung bemühe sich, die Anschuldigungen so gut wie möglich aufzuklären.

«Wir entschuldigen uns und bitten die Beteiligten um Vergebung – auch für den unangemessenen Ton der ersten Stellungnahmen», schreiben sie auf der Internetseite der Willow-Creek-Gemeinde. Die Frauen hätten Mut bewiesen, ihre Geschichte zu erzählen. Die Gemeindeältesten bedauern, dass sie Frauen der Lüge bezichtigt hätten. Man habe nicht demütig genug reagiert und bitte um Entschuldigung und Vergebung.

«Tut mir leid, dass ich Teil des Ganzen war»

Hauptpastorin Heather Larson bezeichnete die letzten Monate als äusserst schmerzhaft für die beteiligten Frauen. Sie entschuldigte sich, dass sie ein Teil des Ganzen gewesen sei. «Ich glaube, dass Bill Dinge getan hat, die diese Frauen verletzt haben», sagte die Theologin. «Wir hätten zuhören sollen, anstatt eigene Stellungnahmen zu veröffentlichen.» Die Frauen hätten mit ihrem Schritt an die Öffentlichkeit Mut bewiesen.

«Es tut mir leid, dass ich Dinge gesagt habe, die Menschen verletzt haben», erklärte Larson. Sie wolle alles in ihrer Macht stehende dafür tun, um die Dinge wieder zu richten. Sie arbeite hart daran, in der Gemeinde eine Kultur der Transparenz, der Gesundung und des Gedeihens zu etablieren. «Ich bete, dass Gott allen Betroffenen Heilung schenkt.»

Carter konnte Gnade und Vergebung erfahren

Ihr Kollege Steve Carter betonte, dass den Frauen, die sich öffentlich geäussert hätten, grosses Unrecht widerfahren sei. Den Frauen Lüge vorzuwerfen, sei ein Fehler gewesen. Er habe mit vielen Betroffenen persönlich gesprochen und ihnen zugehört: «Ich danke Gott für die Möglichkeit, dass ich von den Beteiligten Gnade und Vergebung erfahren durfte. Ich erkenne an, dass ich daran nicht unschuldig bin.»

Er übernehme die volle Verantwortung für die Aktionen, die zu Ungerechtigkeiten gegenüber den Frauen geführt hätten. Im Nachhinein hätte er gerne mehr getan, um die verletzenden Aussagen, die gemacht wurden, zu verhindern. Das wäre ein biblischer Ansatz gewesen. Deswegen bitte er um Vergebung. Gemeinsam mit Larson und der Leitung arbeite er an den nächsten Schritten, die jetzt in dieser schwierigen Zeit zu gehen seien.

Bill Hybels hatte die Willow Creek-Gemeinde 1975 gegründet. Im April trat er wegen der Vorwürfe vorzeitig in den Ruhestand, bestreitet diese aber bislang. Aktuell besuchen etwa 25'000 Personen die Gottesdienste. Der 66-jährige Hybels ist seit 1974 mit Lynne verheiratet. Das Paar hat zwei erwachsene Kinder.

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Zum Thema:
Nach vorzeitigem Rücktritt: Willow Creek-Älteste nehmen Untersuchungen gegen Hybels wieder auf

Zurückgetreten: Bill Hybels gibt sein Pastorenamt vorzeitig ab
Vorwürfe gegen Bill Hybels: Willow Creek Deutschland und Schweiz nehmen Stellung

Datum: 05.07.2018
Autor: Johannes Blöcher-Weil
Quelle: Christliches Medienmagazin pro | www.pro-medienmagazin.de

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