Grautöne aushalten

«Gott hat mir gesagt...»

Wahrscheinlich haben Sie diese Aussage schon oft gehört. Möglicherweise kommt sie auch ab und zu aus Ihrem eigenen Mund. Bei Christoph Ammann von der Leitung der FEG Schweiz läuten jeweils die Alarmglocken, wenn er diesen Satz hört.

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Christoph Ammann
Vor einiger Zeit war ich mit einer Frau im Gespräch über ein biblisches Thema. Ich weiss nicht mehr im Detail, um was es ging. Im Laufe des Gesprächs sagte sie: «Gott hat mir gesagt, dass...». Uups! Nach längerem Überlegen und einmal leer schlucken gab ich ihr mit Stirnrunzeln zur Antwort: «Dann muss ich einen anderen Gott haben.» Das Gespräch war dann rasch beendet. Einige mögen vielleicht sagen, ich sei unbarmherzig oder zumindest nicht besonders sensibel – mag sein.

Dinge, deren letzte Erkenntnis uns fehlt…

Eine ähnliche Situation hat mir ein Pastor erzählt. Nach einem biblischen Input kam ein Gemeindeglied auf ihn zu und sagte, es sei mit dieser Auslegung nicht einverstanden und kündige deshalb die Mitgliedschaft in der Gemeinde. Diesen Pastor kenne ich schon länger und weiss, dass seine theologische Ausrichtung durch und durch evangelikal ist. Ich fragte diesen Pastor, welche Irrlehre er denn verbreitet habe, dass sie zu solch einer Reaktionen führte. Es war ein Thema, das seit zig-Jahrzehnten diskutiert wird. Dazu gibt es – auch unter evangelikalen Theologen – verschiedene Betrachtungsweisen und von weisen und gottesfürchtigen Menschen wurden schon meterweise Bücher geschrieben. Es gibt eben Dinge, deren letzte Erkenntnis uns fehlt und solche Themen sind für mich grau.

…und Dinge, die schwarz-weiss sind

Dann gibt es natürlich auch Themen in der Bibel, die sind schwarz resperktive weiss, das heisst, es sind unumstössliche Tatsachen. Dass Jesus Christus auferstanden ist, dass Gott der Schöpfer ist, das ist weiss. Dass Jesus sein Leben für unsere Schuld geopfert hat, ist ebenfalls schwarz respektive weiss.

Dann gibt es aber viele Grautöne! Das heisst, es sind Dinge die wir nicht so absolut erklären und dogmatisieren können. Lassen wir diese doch einfach grau sein und in der Erkenntnis bleiben, wie es in 1. Korinther, Kapitel 9, Vers 13 heisst: «Denn unser Wissen ist Stückwerk und unser prophetisches Reden ist Stückwerk.»

Mir wurden in diesem Zusammenhang die folgenden Verse in den Sprüchen zum Credo: «Wer weise ist, der höre zu und wachse an Weisheit, und wer verständig ist, der lasse sich raten, dass er verstehe...» (Sprüche, Kapitel 1, Vers 5). Ich will Sie ermutigen, die Bibel neu zu entdecken und dabei auch die Grautöne auszuhalten. Ich bin überzeugt, dass Gott auch so in Ihr Leben reden kann. Lassen Sie sich inspirieren, nicht über Grautöne zu streiten, sondern das was schwarz oder weiss ist hinauszutragen und zu verkünden. Zum Beispiel: Epheser, Kapitel 2, Vers 8 oder Römer, Kapitel 3, Vers 23 ff. oder auch Johannes, Kapitel 14, Vers 6 und Johannes, Kapitel 1, Vers 12. Dazu wünsche ich Ihnen Mut und bereichernde Erlebnisse.

Zum Autor

Christoph Ammann ist Mitglied der Leitung FEG Schweiz und betreut das Ressort «Gemeindeentwicklung». Weiter ist er CEO eines Softwareunternehmens und Gemeindeleiter der FEG Hochdorf.

Zum Thema:
Innovative Gemeinden: «Tore für das Reich Gottes schiessen»
Kolumne zum Sonntag: Religion ist nicht nur Privatsache
In eine neue Dimension tauchen: Wie man Gottes Stimme hören kann

Datum: 07.08.2017
Autor: Christoph Ammann
Quelle: Zeitschrift feg.ch

Kommentare

Hier werden Äpfel mit Birnen vermischt. Kann Gott zu einem Gläubigen nicht sprechen? Die Bibel ist voll von Zeugnissen, wie sich Gott Menschen offenbart hat, und es ist das grosse Vorrecht der Wiedergeborenen, mittels Heiligem Geist in wechselseitigem Kontakt mit Gott zu stehen (im Einklang mit der Bibel). Deshalb ist die Aussage jener Frau im Zug legitim und deutet auf einen lebendigen Glauben hin. Christoph Ammann meint wohl eher die problematische Fremdbestimmung eines Gläubigen durch andere Gläubige. Diese gilt es in der Tat zu vermeiden, z.B. sollten Eindrücke und Botschaften, die andere Menschen betreffen, immer auch durch die betreffende Person selbst bestätigt werden.
Werter Herr Ammann!Danke für Ihren Artikel in "livenet.ch. Viele Grüße Mike Mathäus

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