Solidarität mehr denn je gefragt

Christliche Geschäftsleute und der starke Franken

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Bruno Jordi
Wie stark sind christliche Geschäftsleute von der Frankenstärke betroffen? Bevorzugen christliche Werke die billige Konkurrenz im Ausland? Wir fragen Bruno Jordi, Druckereiunternehmer und Präsident der «Christlichen Geschäftsleute Schweiz» (CGS).

Livenet: Bruno Jordi, wie spüren christliche Geschäftsleute die Frankenstärke?
Bruno Jordi: Über Internet lassen sich viele Massenprodukte und Dienstleistungen vergleichen. Die Schweizer Anbieter sind plötzlich einem Weltmarkt ausgesetzt. Wir haben wohl eine hohe Arbeitseffizienz, aber diese kann die um ein Mehrfaches höheren Löhne nicht mehr wettmachen. Die Gewinnmargen schrumpfen in den Nullbereich. Für den gleichen Umsatz muss jedes Jahr mehr geleistet werden.

Ist das Druckereigewerbe besonders betroffen?
Die Öffnung der EU hat zur Folge, dass deutsche Firmen im Osten drucken lassen. Das erzeugt einen wirtschaftlichen Überlebenskampf in der deutschen Druckindustrie. Dieser beinhaltet Akquise in der Schweiz und Produktion mit ungelernten Grenzgängern, die dreimal weniger verdienen als ein Drucker in der Schweiz. Dieser Trend macht uns zu schaffen, am meisten wenn diverse NPO wegen ein paar Franken Differenz in Deutschland drucken lassen – und uns später Spenden-Einzahlungsscheine schicken. Das ist emotional schwer zu verkraften.

Wie bestehen Sie gegenüber der Billigkonkurrenz im Ausland?
Uns sind die persönlichen Beziehungen sehr wichtig. Wir setzen auf langfristige, generationenübergreifende Partnerschaften. Drucken ist nur ein Kommunikationskanal. In der digitalen Welt sind wir gut zu Hause. Mit dem Portal printzessin.ch bieten wir unseren Kunden eine geniale Alternative zu den deutschen Internetdruckereien an. Die Auszeichnung zum besten Online-Shop in der Kategorie B2C gibt uns den nötigen Schub zu wachsen. Aus ökologischen Gründen sollten die Lieferwege kurz gehalten werden. Das regionale Denken und Handeln wird heute durch die Globalisierung an den Rand gedrückt.

Können Schweizer Geschäftsleute so viel mehr an Qualität und Service anbieten, um Konkurrenten aus dem Ausland fernzuhalten?
Nein, diese Zeit ist Vergangenheit. Ausländische Firmen haben es sehr viel einfacher in die Schweiz zu exportieren, als umgekehrt. Transportkosten in die Schweiz – sei es per Post oder Spedition – sind oft um ein Vielfaches günstiger. Bei der «Geiz ist geil»-Mentalität haben wir wenig Chancen.

Viele christliche Werke stehen unter dem Druck, für Kommunikationsaufgaben möglichst wenig Geld auszugeben und doch innerchristliche Solidarität zu üben. Nicht einfach, oder?
Doch, es wäre einfach, wenn ein paar Grundsätze beachtet würden. Wichtig ist, dass das Geld im Reich Gottes bleibt. Die Solidarität ist jedoch an einem kleinen Ort, weil sie nicht gelehrt wird. Die kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) sind das Rückgrat der Wirtschaft, auch der christlichen Gemeinden. Wenn ich für eine Dienstleistung bei einem Christen mehr bezahle, mag ich es ihm gönnen. Den Gewinn wird er in meinem Sinn gut investieren. Ob er spendet oder ich ist sekundär. Das ist natürlich eine Vertrauensfrage, aber damit könnten extrem viele Frustrationen bei den KMU‘s abgebaut werden.
 
Gibt es unter christlichen Geschäftsleuten auch neue Formen der Solidarität und gegenseitigen Unterstützung?
Die Juden sind ein gutes Beispiel für praktische Solidarität. Wir Christen denken oft dualistisch. Solidarität heisst faire Preise bezahlen, was wiederum erlaubt, auch morgen noch faire Arbeitsbedingungen bieten zu können und ein grosser Teil des erwirtschafteten Gewinns fliesst wieder ins Reich Gottes zurück. Die Preisdrückerei ist für mich ein verdeckter Diebstahl und hat nichts mit christlich biblischer Weltanschauung zu tun. Geben ist seliger als nehmen. Die Freiheit zu geben macht einen Teil des Christentums aus.

Könnten Sie sich selbst solche neuen Formen vorstellen? Zum Beispiel Synergieeffekte?
Wenn zwei familiengeführte Firmen das Gleiche tun, sollten sie den Kontakt suchen und prüfen, ob eine Zusammenarbeit oder eine Fusion Sinn macht. Wenn die Kultur und die Umstände es nicht zulassen, sind zumindest die Hausaufgaben gemacht worden. Ich träume von einem christlichen Medienhaus, das Inhalte produziert, welche Menschen glücklich machen und Zugang hat, alle Kommunikationskanäle effizient zu bedienen.

Webseite:
«Christlichen Geschäftsleute Schweiz»

Datum: 20.08.2012
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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